«D’Ziit lauft und du musch s'Beste druus mache.»

Interview mit Manillio
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Promobild zvg

Der Mundart-Rapper Manillio arbeitet am liebsten mit Leuten zusammen die er kennt, findet Justin Bieber cool und bringt nun sein drittes Album auf den Markt. Wir haben ihn im Zürcher Kaffee Sphères getroffen und mit ihm über «Kryptonit» und seine Helden geredet.

 

Auf deinem neuen Album «Kryptonit» spielen die Indie-Pop-Gruppe Jeans For Jesus und andere bekannte Künstler als Gastmusiker mit. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?


Ich will die Leute kennen, mit denen ich Musik mache. Es ist mir wichtig, dass man sich auch persönlich kennt. Als ich eine Schreibblockade hatte, ganz am Anfang der Album-Produktion, traf ich mich mit Mike, dem Sänger von Jeans For Jesus. Wir sassen einen Nachmittag zusammen, tranken Kaffee, und entschieden, gemeinsam an einem Song zu arbeiten. Mit der deutschen Band AnnenMayKantereit hätte ich auch äusserst gerne ein Lied aufgenommen. Die Idee scheiterte, weil wir gezwungen waren, das Projekt über das Management der Band und um sieben Ecken herum einzufädeln. Das war mir dann doch zu kompliziert.

 

Was war für dich anders als bei den vorherigen Album-Produktionen?

Der Prozess war diesmal schwieriger. Ich bin Perfektionist und will deshalb alles genau so machen, wie ich es mir vorstelle. Auch habe ich mich bei «Kryptonit» selbst unter Druck gesetzt, da meine letzte Platte bei den Leuten so gut angekommen ist. Ich sagte mir «Jetzt musst du’s noch besser machen!», was natürlich nicht sonderlich hilfreich ist.

 

Du rappst ausschliesslich auf Schweizerdeutsch. Hast du je versucht, Texte in English zu schreiben und aufzunehmen?

Ich habe immer in Mundart Texte geschrieben und gerappt, weil es für mich logischs war. Englisch spreche ich zwar auch oft, aber meine Lieder werden immer auf Schweizerdeutsch bleiben, alles andere würde sich für mich irgendwie nicht natürlich anfühlen.

 

Du hast auch Facebook, Twitter und Instagram. Wird es dir manchmal zu viel?


Eigentlich nicht. Ich habe mal mehr, mal weniger Zeit dafür. Man muss einfach lernen, damit umzugehen. In der intensiven Prodktionsphase bin ich jeweils um 6 aufgestanden und habe bis am Mittag gearbeitet, ohne das Handy einzuschalten. So konnte ich mich gut abkapseln und wurde nicht gestört, vom Lärm der Welt.

Welches ist dein persönliches Lieblingslied auf «Kryptonit»?


Oh, das weiss ich gar nicht. Wahrscheinlich ändert es, je nach Stimmung.

 

Du hast dein Album sicher schon tot gehört. Läuft es bei dir rauf und runter?


Nein, gar nicht. Als wir Anfang Febraur mit der CD fertig waren, habe ich sie mir lange Zeit nicht angehört. Ich wollte etwas Abstand schaffen. Und ich werde die Lieder ja noch genug hören und dann auch performen. Als ich vor ein paar Tagen wieder reingehört habe, war dann der «Wow»-Effekt umso grösser. Ich muss sagen, sie ist wirklich ganz ok geworden.

 

 

Viele Leute denken ja, dass man als Rapper dann auch nur Rap hört. Bei mir ist das nicht so. Ich interessiere mich zwar sehr dafür, was in der Szene gerade aktuell ist und bin auch gerne auf dem neusten Stand. Pop ist auch cool.

 

 

In deinem Lied «Kryptonit» singst du über deine Helden. Wer sind das?


Leute aus meinem Umfeld. Zum Beispiel mein Opa. Obwohl er mir mittlerweile die gleichen Geschichten schon zum fünften Mal erzählt, verbringe ich gerne meine Zeit mit ihm. Er ist ein Superheld.

 

Hast du Angst vor dem Älterwerden?

Nein, überhaupt nicht. Viele meiner Freunde sind älter als ich. Von ihnen weiss ich, dass älter werden nicht schlimm ist. Ich habe aber Angst vor dem Tod. Wir sollten uns unserer Zeit bewusst sein, die wir haben, und sie nicht verschwenden. «D’Ziit lauft, und du musch s’Beste druus mache.»

 

Wer sind deine Lieblingskünstler?

Allgemein höre ich sehr viel Rapmusik. Vor allem was aus den Staaten kommt. Kanye West und Kendrick Lamar habe ich in letzter Zeit oft gehört. Die Black Keys und die Foo Fighters mag ich aber auch. Aus dem deutschsprachigen Raum höre ich zum Beispiel Casper und Annenmaykantereit, aber auch Haftbefehl. Viele Leute denken ja, dass man als Rapper dann auch nur Rap hört. Bei mir ist das nicht so. Ich interessiere mich zwar sehr dafür, was in der Szene gerade aktuell ist und bin auch gerne auf dem neusten Stand. Pop ist auch cool. Ganz ehrlich, ich mag auch die neuen Lieder von Justin Bieber. Was will der Künstler mit seinen Texten sagen? Das ist für mich wichtig.

 

Wo siehst du dich in 60 Jahren?

Wahrscheinlich bin ich dann nicht mehr Rapper. Letztes Jahr habe ich ab und zu mal Liedtexte für andere Künstler geschrieben, was mir sehr gut gefallen hat. Auch habe ich Moderationstexte für das Fernsehen geschrieben. Das macht mehr Spass, als ich am Anfang gedacht hätte. Ich habe zwar Polygraf gelernt, kann mir jedoch aktuell nicht wirklich vorstellen, in diesem Beruf zurückzukehren.

 

Der Sommer kommt bald, und somit auch die Festival Saison. Spielst du lieber auf kleinen oder grossen Bühnen?


Am besten ist eine Kombination aus beidem, finde ich. Nervöser bin ich aber eher bei kleineren Gigs, weil die Leute da für mich da sind und die Atmosphäre auch intimer ist. Bei einem Auftritt wie zum Beispiel beim Openair Frauenfeld sind nicht alle wegen mir da, sondern auch wegen den anderen Acts, die vor oder nach mir spielen. Hauptsache, ich kann live auftreten.

 

Manillio - «Mon Bijou»

 

 

Manillio live:

 

  • 07.05.2016 - Hockeyfest, Hasle Rüegsau
  • 14.05.2016 - Schüür Luzern - Tickets
  • 28.05.2016 - Kiff Aarau - Tickets
  • XX.07.2016 - Openair Frauenfeld
  • 15.07.2016 - Gurtenfestival Bern

 

 

 

Pascale Stöckli / Fr, 29. Apr 2016