Von Monstern und Pseudo-Vampiren
Als kürzlich auf der Bühne des Z7 in Pratteln fünf Monster standen, war noch nicht ganz Halloween, sondern erst der 12. Oktober. An jenem Mittwoch war das Lokal in den Händen von Lordi – jener kostümierten Hardrocker, die 2006 mit «Hard Rock Hallelujah» den Eurovision Song Contest gewonnen hatten.
Dieses Mal waren Lordi ausser Konkurrenz. Auch wenn sich die zwei Support-Bands redlich bemühten, eine spektakuläre Show abzuliefern. Im Falle von Shiraz Lane ist dies gelungen, ohne übertrieben zu wirken. Lediglich die nicht mal geschlossene Zwangsjacke hätte man getrost weg lassen können. Die Finnen machten gute Stimmung, obwohl der Glammetal stiltechnisch nicht jedermanns Sache gewesen sein dürfte. Es artete zudem ein wenig zu einem Quiz aus, als sich manch einer fragte, ob Sänger Hannes Kett denn nun Männlein oder Weiblein ist. (Tipp: Die Lösung liegt im Namen).
Die zweite Support-Band Silver Dust aus der Westschweiz hat dann schon ziemlich grosse Geschütze aufgefahren. Displays mit Filmsequenzen bereiteten das Publikum darauf vor, was da kommen sollte: Pseudo-Vampire. Und für eine Vorband blieb es ziemlich lange bei der Vorbereitung und dem Warten. Leider kann auch über die musikalische Darbietung nicht sehr viel Gutes gesagt werden. Teilweise kamen sehr gute Momente zum Vorschein, dann wieder mischten sich seltsame und schiefe Klänge und Gesänge ein, oder eine Art französischer Chanson, was nicht so recht passen wollte.
Die Geschichte um den Drummer von Silver Dust
Positiv bleibt zu erwähnen, dass das Publikum trotzdem recht gut abging – und die Geschichte dahinter, die Mr. Lordi später gleich selbst erzählte. Demnach lernte er auf einem Lordi-Konzert im Z7 vor vielen Jahren einen Gleichgesinnten kennen – einen KISS-Fan. Dieser hatte seinen kleinen Sohn dabei, der an jenem Abend entschied, Schlagzeug spielen zu lernen. Und nun sitzt er bei Silver Dust an den Drums.
Im Vergleich zu jenem von Lordi kam einem das Intro von Silver Dust dann aber gar nicht mehr so lang vor. Ganze zwei Songs wurden nach dem Lichter-löschen ab Band gespielt: «God of Thunder» von KISS (Mr. Lordis erklärte Lieblingsband) und «SCG8: One Message Waiting». Der Jubel war jedenfalls gross, als die monströsen Gestalten endlich die Bühne betraten und im wahrsten Sinne des Liedes einen Schlachtruf ausstiessen: «Let’s Go Slaughter He-Man» machte den Anfang. Als nächstes wollten sie trotz später Stunde Frauen zum Frühstück («Babez for Breakfast») und wurden von Frankensteins Hammer getroffen («Nailed by the Hammer of Frankenstein»).
Die Setlist führte durch alle acht bisher erschienenen Studio-Alben – allen voran «Get Heavy» – das Debüt-Album von 2002. Dazwischen unterhielt Sänger Mr. Lordi mit derben Sprüchen, lustigen Anekdoten und sichtlich guter Laune, die angesichts seiner Kostümierung noch komischer wirkte.
Ganz offensichtlich erinnern Lordi des öfteren gerne an eine Alice Cooper-Shows. Ob zwielichtige Krankenschwestern oder mörderische Kinder-Puppen – die Parallelen sind unübersehbar. Allerdings machen die Finnen das dermassen (bewusst) billig, dass es trotzdem nicht wie eine Nachahmung, sondern eher wie eine witzige Hommage wirkt. Es scheint, als könnten sich Lordi alles erlauben. Egal was auf der Bühne passierte, das Publikum johlte, klatschte und lachte.
So wurde die fast zweistündige Show trotzdem sehr kurzweilig. Mit 19 Songs, diversen Solo-Einlagen und den vielen Gags dauerte das Konzert bis 23:40. Für einen Gig unter der Woche sehr ungewöhnlich – so, wie es eben auch die Band ist.
Lordi sind musikalisch sicher keine Pioniere. Ob die Finnen auch ohne die Maskerade grossen Erfolg hätten, ist fraglich. Sie bieten aber einen genügend grossen Unterhaltungswert, dass eine Show von Lordi trotzdem schnell zu einem Highlight wird.