Sechs Engel für Jack

Konzertkritik: Jack White im X-Tra
Bildquelle: 
www.jackwhiteiii.com

Irgendwer fand es irgendwo, irgendwann, in irgendeinem Stadion gut, den White-Stripes-Klassiker «Seven Nation Army» zu gröhlen. Millionen haben es nachgemacht und bis heute zählt der Basslauf des Lieds zu den Fussballsongs schlechthin. Nicht so im X-Tra. Wenn Jack White «Seven Nation Army» spielt, entwickelt sich das Stück zum rohen, rockigen Ungetüm, das fast ein wenig als Beispiel für den Rest des Abends gelten könnte. 

 

Jack White entscheidet sich beim Frühstück, welche Begleitband am Abend spielt. In Zürich hat er sich für die Frauen entschieden. White tourt nämlich mit zwei Begleitbands, einer reinen Männerband und eben dem weiblichen Pendant, dass mit ihm zusammen ein sauberes Set hingelegt. Auffallend ist, dass Jack White in den donnernden und dichten Soundwänden, die er aufschichtet, fast untergeht. Aber eben nur fast, denn die Kontrolle droht der Amerikaner zu keiner Zeit zu verlieren. Im Gegenteil, er weiss ganz genau, was er tut und seine grossartige Begleitband unterstützt ihn dabei. Selbst, wenn der «White Stripes»-Klassiker «Hotel Yorba» ungewohnt countryesk daherkommt, umgarnen die sechs Engel sanft ihren Jack. 

 

 

Natürlich ist das alles Show und passt zum Gesamtkonzept. Die Bühne ist in blaues Licht getaucht, die Frauen tragen entweder weisse oder blaue Kleider und hinter der Bühne prangen deckenhoch drei weisse Streifen. Jack selbst trägt weisse Schuhe, einen blauen Anzug und ein schwarzes Hemd. So schwarz wie seine Stimme. White wandelt zielsicher mit dem unverkennbaren, leicht krächzenden Organ durch ein Set aus vielen Klassikern wie etwa «We’re Going To Be Friends», «The Hardest Button To Button» oder dem Raconteurs-Hit «Steady As She Goes». Die Gitarren verzerrt, das Klavier klar und rein. Der Sound war gewollt ambivalent und hat in seiner 90-minütigen Ganzheit eine Symbiose aus hart und rockig, aber auch sanft und bluesig ergeben. 

 

Auch wenn Jack nur die eine Hälfte der White Stripes ist, so kann er doch nicht aus seiner Haut. Er liebt den minimalistischen Sound einfach und so klingen auch einige Songs auf seiner Solo-CD «Blunderbuss» wie aus der Feder der White Stripes. Rhythmisch, laut und messerscharf, aber er kann eben auch anders. Bei „Love Interruption“ schlägt er leise Töne an oder er bluest zwischenzeitlich verschmitzt grinsend auf der Bühne. Vor Jack White ist nichts sicher, er, der Musik in so ziemlich allen Facetten liebt und – noch viel wichtiger – verstanden hat, begeistert die 1800 Menschen im ausverkauften X-Tra. 

 

Patrick Holenstein / Do, 06. Sep 2012