Konfetti und Pyro bei Sam Fender in der Halle 622

Konzertkritik: Sam Fender in Zürich
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Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Ein junger Mann mit Holzfällerhemd, Dreitagebart und gewollt wuschligem Haar, der etwas zu sagen hat, Songs schreibt und die Menschen berühren kann, steht auf der Bühne. Die erste Reihe ist gesäumt von jungen Frauen mit Plakaten in den Händen und einem Strahlen im Gesicht. Der Brite Sam Fender ist definitiv in den grossen Hallen angekommen.

 

In Zürich spielte Fender in der Halle 622. Also in deutlich grösserer Location als beim letzten Konzert im Zürcher Papiersaal. Verlernt hat er aber nichts. Im Gegenteil. Sam, so macht es den Eindruck, hat seine stimmliche Basis nochmals geschliffen, seine dunkle Stimme wie ein seltenes Pflänzchen gepflegt und gehegt. Das konnte man in jedem Ton hören und manchmal schwang das Gefühl mit, dass der preisgekrönte Shooting Star direkt aus der Seele singt. Tut er vielleicht, authentisch wirkte er beim Konzert aber durchwegs.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Im Rücken hatte Sam vier Musiker, stellenweise zusätzlich noch einen Saxofonisten. Aber im Fokus stand er selbst, auch wenn er manchmal schwer verständlich über Brüste und Weihnachten sprach und fluchte. Ins Set eingestiegen ist Sam mit «Will We Talk?» vom hochgelobten Debüt «Hypersonic Missiles» und bewegte sich souverän zwischen den Songs seiner beiden Alben. Bei «Get You Down», klatschten alle in der Halle euphorisch mit, «Dying Light» sang Sam als intimen Moment ohne Band, «Howdon Aldi Dead Queue» wurde von viel Pyros begleitet und «Spit Of You» veredelten Trompete und Sax.

 

Im Hintergrund wurden Visuals projiziert, die das Konzert abrundeten. Aber Star des Abends war klar Sam Fender. Der junge Songwriter, der bereits 2018 für die ersten EP einen Brit Award (Critic’s Choice) gewann und dieses Lob mit den beiden Longplayern, die bisher erschienen sind, scheinbar mühelos bestätigen konnte. In Zürich zeigten sich die Menschen sowohl vom Musiker Fender als auch von seinen nachdenklichen Texten berührt. So entstand ein Set, dass durchaus einen roten Faden und Dynamik hatte. Bei Sam Fender darf es auch mal knallen, so wirbelten bei der Zugabe Konfetti durch die Luft und ein letztes Mal durfte ausgiebig gesungen, geklatscht und gekreischt werden, bis die Kehlen heiser waren. Danach blieb nur noch die Vorfreude auf ein hoffentlich baldiges Konzert in Zürich.

 

Sam Fender ist Songwriter in klassischer Manier, stylt sich völlig locker und kann es doch so richtig knallen lassen, wenn es sein muss. Die Mischung stimmt und von Sam Fender wird man wohl noch lange hören.

 

Sandra Rohrer / Fr, 06. Mai 2022