Er trägt ein weisses T-Shirt, das bis zu den Knien reicht. Seine Hosen sind schwarz und eng. Am Nacken sind Musiknoten tätowiert und grosse, glänzende Stecker schmücken seine Ohren. Er kennt jeden Song und singt jede Lyrics-Zeile mit. Womöglich Bryson Tillers grösster Fan aus der Schweiz.

Mit «Blowing Smoke» eröffnet Bryson Tiller das Konzert. Ganz schwarz gekleidet, mit einem Cap und dem Mikrofon in der Hand springt der 24-Jährige von Bühnenende zu Bühnenende. Keinen Augenblick lässt er sein Publikum aus seinem Blickfeld. Eine junge Frau hält eine Kellogs-Schachtel in der Hand mit der Aufschrift: «Today it’s my birthday».  Auch das lässt sich Tiller nicht entgehen, mit lauter Stimme wünscht er alles Gute.

Der Bass hämmert in den Ohren und Bryson Tillers Playback-Stimme ist kaum zu hören. Die Lichter scheinen rot. Die Frauen kreischen, die Männer jubeln. «Exchange» klingt aus den Boxen. Auch dieser Song ist Playback. Das Publikum tobt, singt, es scheint sie nicht zu stören oder hat niemand gemerkt, dass er nicht live singt? Der 24-Jährige R&B-Sänger und Rapper hebt das Mikrofon in die Luft. «So gimme all of you in exchange for me just give me all of you in exchange for me, for me», erklingt aus den Boxen.  Haben die Fans jetzt bemerkt, dass es keine live Performance ist?

Seine Augen glänzen, und folgen Bryson Tillers Schritte. Der junge Mann im weissen T-Shirt ist begeistert. «Ja, man de hätts so druff.» Den Song zur Tour, «Set ist off», hat sich Bryson für den Schluss aufgehoben. Um 21.15 Uhr verlässt Bryson Tiller die Bühne der Halle 622. 

Das Publikum störte sich nicht ab dem Playback-Konzert und war sehr enttäuscht als das Konzert nach einer knappen Stunde zu Ende war. Ich hingegen war dankbar, dass sich meine Ohren endlich nach einer Stunde vom zu lauten Bass erholen konnte.