Kasabian mit leichten Schwierigkeiten

Konzertkritik: Kasabian in der Halle 622
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Archivbild Bäckstage

Wer Kasabian schon einmal live gesehen hat, weiss, dass die Stimmung auf der Bühne etwas speziell sein kann. An meinem ersten Kasabian-Konzert 2011 war Sänger Tom Meighan gar nicht spassig zumute. Er verschwand alle paar Minuten hinter die Bühne und kam etwas nervöser zurück. In Oerlikon Anfang November 2017 war Tom äusserst gut gelaunt, er tanzte, sang und posierte euphorisch und schien in bester Laune zu sein. Ganz anders Bandkollege und Gitarrist Serge Pizzorno: Mit einem leichenblassen Gesicht kroch dieser auf die Bühne und wirkte für die ersten fünf Songs apathisch. Er sang kaum seine zweiten Stimmen, bewegte sich nur wenig und ziemlich starr zur Musik und blickte leer in die volle Halle.

 

Glücklicherweise fing er sich nach einigen wenigen Songs. Das intensive Gelb wich aus seinem Gesicht und er genoss es sichtlich, auf der Bühne zu stehen. Tatsächlich ging es so weit, dass er mehrere Male Songs zur Verwirrung seiner Bandmitglieder auf eigene Weise weiterspielte oder beendete. So zum Beispiel der Hit «Eez-Eh», der in einem Cover von Daft Punks Song «Around The World» enden sollte. Stattdessen sang Pizzorno den Refrain von «Eez-Eh» in einer Endlosschlaufe für sich weiter. Dies sorgte für ziemlich verdutzte Gesichter bei seinen Bandkollegen. Der Höhepunkt von Serges Performance war seine Darbietung des äusserst eingängigen Songs «Treat», bei dem er die gesamte Bühne betanzte. Tom Meighan ruhte derweil seine Stimme aus.

 

Die Band in weiss und eine vermisste Hymne 

 

Insgesamt war das Konzert trotz dieser Sonderbarkeiten ein Erfolg, auch wenn es schon schade war, dass die neuste Platte nicht Hauptattraktion war. Obwohl die Bandmitglieder nämlich alle auf ihren weissen Kleidern die Aufschrift «For Crying Out Loud» oder «FCOL» trugen, spielten sie lediglich vier Songs und eine Zugabe vom Album. Vermisst wurde vor allem die Hymne «Put Your Life On It», die absolut ins Live-Set gehört hätte.

 

Die Band hat mit ihrem diesjährigen Album «For Crying Out Loud» zwar keine Jubelschreie beim allgemeinen Publikum oder den Kritikern ausgelöst, aber ein solides Werk abgeliefert. Tom Meighan und die Band – die ganz in weiss aufgetreten sind – spielten entsprechend die erwähnten Songs der neuen Platte, hielten sich sonst aber an wohlbewährte Hits. 

 

Kasabian haben eine unbehagliche Situation schnell in ein kurzes, aber prägnantes Konzert drehen können.

 

Jonas Stetter / Sa, 11. Nov 2017