I Like Birds: Eels überzeugen im Kongresshaus

Konzertkritik: Eels @ Kongresshaus Zürich
Bildquelle: 
Bäckstage / © Stephane Kaeser

Bereits die Lokalität des Konzertes lässt vermuten, dass heute Abend ruhigere Töne angeschlagen werden. Nach den letztjährigen Shows im Volkshaus und der Zeltbühne am Openair Zürich gastiert Mark Oliver Everett alias Eels an diesem Montagabend im bestuhlten Kongresshaus.


Die Bühnenaufstellung lässt weiteres erahnen: Neben einem Up-Right Bass, Schlagzeug, Klavier und diversen Gitarren, ist ein breites Sammelsurium an Klanginstrumenten ersichtlich, einsam in der vorderen Mitte steht lediglich ein Mikrofon. Oberhalb der Bühne hängt ein Mobile-artiges Lichtkonstrukt aus Glühbirnen, die Dame neben mir spricht sogar von einem «Traumfänger». Während der Umbaupause nach dem Support (Melanie De Biasio: sphärische Gitarre und hypnotischer Stimme, dazu Pan- und Querflöte) werden diverse bekannte Beatles, Simon & Garfunkel und Eels-Songs  von einem Orchester interpretiert abgespielt. Die Dame neben mir wiederum redet von «Fahrstuhlmusik» und «Disneyfilm-Liedern».

 

Ausbruch aus dem mellowigen Rest.  

 

Bandleader Mark Oliver Everett begrüsst nach den ersten drei Songs das Züricher Publikum mit den Worten «How are you Schatzis? Long time no see!», was mit zahlreichen Lachern goutiert wird. Zudem die klare Ansage «Rock’s not gonna happen tonight, not even Soft-Rock. More like uneasy listening!», was den Konzertabend gut umschreibt: Viele der gespielten Songs sind auf den ersten Höreindruck gerade Pop-Lieder, werden aber entweder mit ungewöhlicher Instrumentierung (verschieden gestimmte kleine Kirchenglocken, Harmonika, Xylophon oder Pauken) oder ungewöhnlichen Arrangements aufgelockert, die älteren Songs, wie bei jeder Tour der Eels üblich, erfrischend neu interpretiert.

 

 

«I Like Birds», «Fresh Feeling» und «My Beloved Monster» brechen somit eher aus dem ansonsten mellowigen Rest der aufgeführten Stücke, werden aber mit frenetischen Rufen und Klatschen seitens des Publikums wohlwollend aufgenommen. «Where I’m Going» schliesst sowohl die aktuelle Platte «The Tales of Mark Oliver Everett» als auch den regulären Teil des Sets ab.

 

Anschliessend wird die Band stehend bejubelt und Mark Oliver Everett lässt es sich nicht nehmen, durch den Mittelgang des Parketts zu flanieren und jeden Zuschauer zu umarmen, der ihm die Arme entgegenstreckt. Sogleich wirft die Band «Last Stop: This Town» in die Menge, welches sehr stilvoll mit Glockenstab rhythmisch interpretiert wird. Das Elvis Presley Cover «Can’t Help Falling In Love» und «Turn On Your Radio» von Harry Nielsson beenden die Liederflut stimmig. Lässt sich zuletzt nur noch hoffen, dass Mastermind Mark Oliver Everett nun weiss, «where he’s going».

 

Bilder: Bäckstage.ch / © Stephane Kaeser

David Schaufelberger / Mo, 07. Jul 2014