Heiratsantrag beim Konzert der Eels
Es ist einer der ersten wirklich heißen Tage in Zürich, was sich auch am späteren Abend noch bemerkbar macht, wenn einem Rauchschwaden, fröhliches Geplapper und Bierflaschenklimpern schon aus der Ferne aus der Menge vor dem Volkshaus entgegenwehen. Die Halle ist ausverkauft. Tickets für den Abend werden auf den hiesigen Onlineportalen bereits zu 200.- per Stück unter die Leute gebracht.
«E» und «Knuckles» sind abgewinkelt positioniert
Kurz vor neun Uhr steigt die Spannung erheblich, ist man doch bei EELS Mastermind Mark Oliver Everett, kurz «E», nie sicher, wie er seine Hits interpretieren oder welche alten Schätze er auszugraben weiß und in die ständig wechselnde Setlist einbaut. Nacheinander stürmt die vierköpfige Band die Halle und stimmt den ersten Song der neuen Platte «Bombs Away» direkt an. Eine klare Ansage, die gut und gern für den restlichen Konzertabend gelten kann. Die Bühne ist symmetrisch aufgebaut. Im hinteren Teil spielt die Gitarrenfraktion auf einem rechteckigen Podest, vorne rechts steht «E», links ist Drummer «Knuckles» positioniert, beide auf einem viereckigen Podest, schräg zueinander abgewinkelt.
Nach «Kinda Fuzzy» ertönt das Riff zu «Dog Faced Boy», ein erster Höhepunkt und Mit-Wipp-Garant. Trotz drei heulenden Gitarren ist der Sound im Volkshaus auffällig klar und fantastisch abgemischt, fast jede Nuance der Lieder ist zu hören. Auf «In My Dreams» folgt «On the Ropes», danach die Single «Peach Blossom» aus dem aktuellen Album. Mit dem Bühnenoutfit, das aus Adidas-Trainingsanzügen und –schuhen sowie Sonnenbrillen besteht, erfindet «E» das Bandkollektiv im Bezug auf Einheit neu, die Uniformen passen. «Fresh Feeling» wird in einer wundervollen Mellow-Back-Version gespielt, «Sound Of Fear» brettert gehörig rockig dahin.
«Mr. E’s Beloved Monster»
Ein gelungenes Showelement ist der spontan inszenierte Heiratsantrag zwischen «E»und Leadgitarrist «The Chet», der bereits seit zehn Jahren für «E» in die Saiten greift. Mit dem Titel-Track des aktuellen Albums «Wonderful, Glorious» ist das reguläre Set beendet. Die Menge klatscht frenetisch in die Hände und bereits nach wenigen Minuten geht es in die erste Zugabe. Gekonnt spielen EELS ein Mash-Up ihrer zwei bekannten Lieder «My Beloved Monster» und «Mr. E’s Beautiful Blues», welcher fast schon an ein Remix erinnert.
Die Zuschauer lassen es sich nicht nehmen, die Band zu einer zweiten Encore auf die Bühne zu holen, eine Tatsache die Mark Oliver Everett mit «we can’t pay another, it’s just impossible!» geschmeichelt kommentiert. «Fresh Blood» markiert schließlich nach annähernd 100 Minuten voller Musik mit fantastischem Zusammenspiel und betörend gutem Sound den Schlusspunkt des Abends und setzt schon einen absoluten Höhepunkt des Jahres.