Einzigartige Stimme
Text von Thomas Hügli
Kein Platz mehr in der vorderen Hälfte des Konzertsaals im Kaufleuten. Rundherum dominieren Unterhaltungen auf Französisch. Lou Doillon’s Herkunft ist nicht zu leugnen, ihre Fans stehen bereit. Pünktlich betreten Lou Dillon und ihre 5-köpfige Band die Bühne. Eine attraktive Frau in den ihren Dreissigern präsentiert sich da vor dem Mikrofon. Langes brünettes Haar, weisse Bluse, einen blauen Anzug und viele Ringe an der rechten Hand, prägen das Bild dieser bemerkenswerten Musikerin. Die himmelblaue E-Gitarre rundet das Image ab und passt bestens zum Outfit der Französin, die ihre Lieder ausschliesslich in geschliffenem Englisch vorträgt.
Mit «I.C.U.» startet sie ihr Konzert. Mag sein, dass mit dem ersten Song ihre Stimme noch warm werden muss und der Sound besser abgestimmt werden sollte, aber was das Publikum da, trotz anfänglich schlechter Qualität, zu hören bekommt, ist aussergewöhnlich. Die Stimme von Lou Doillon ist gefühlvoll, lebendig und geht mit ihren eindringlichen Variationen von Tiefen und Höhen unter die Haut. Ihr Genre Folk-Pop beherrscht sie perfekt und das bei Bedarf jederzeit unplugged und sogar völlig frei von instrumentaler Begleitung. Die Musik passt bestens zu ihrer Stimme und umgekehrt. Es ist eine unglaubliche Harmonie, die sich um Lou breit macht und die von ihren rhythmischen, sanften Gesten noch verstärkt wird. Es ist ein wahres Vergnügen Lou Doillon bei Ihrer Performance zuzuhören und zuzusehen.
«Bonsoir, we’e got this brrrrrrrr»
Ihr Gitarrenspiel passt zum Gesamtbild der Künstlerin. Spätestens beim dritten Song, dem Hit «Devil Or Angel», ist die Gänsehaut zu spüren. Das anfängliche Warm-Up ist definitiv überwunden und die gesamte unverwechselbare Farbe ihrer grossartigen Stimme sowie die Kraft dieses Songs, versprühen ein unglaubliches Ambiente im Konzertsaal. Eine kurze, äusserst brave Ansprache, ein «Bonsoir, we’e got this brrrrrrrr», ein Lächeln und Schmunzeln ins Publikum, einige französische Zurufe aus den vordersten Reihen und die Setlist wird fortgesetzt. «Defiant», «Places», «Real Smart», alles Songs, die wie gemacht sind für die so klare, etwas rauchig-verrucht-nasale, herzallerliebste Stimme von Lou Doillon.
Vielleicht hätte es die erfolgreiche Musikerin bei 12 oder 13 ihrer besten Stücke belassen sollen, denn am Schluss und nach einem gefühlten fast 2-stündigem Konzert klingt der Sound etwas redundant, zu routiniert und bringt gar etwas Langeweile hervor. Darüber kann man aber getrost hinweg sehen und hören, da ihre Bandmitglieder, allen voran ihr Gitarrist, für stimmungsvolle, eindrückliche Soli sorgen und so den perfekten Konzertabend im Kaufleuten abrundeen.
Stylisch von A bis Z. Lou Doillon macht mit ihrer Stimme, aber auch optisch eine gute Figur. Ein schönes Konzert.