Christina Perri: Alles andere als Tragedy

Konzertkritik: Christina Perri im Kaufleuten
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Facebook / Christina Perri

Christina Perri wurde in den letzten Monaten als aufgehender Stern am Musikhimmel gehandelt. Nach dem gestrigen Konzert ist klar: Der Stern strahlt hell.

 

Das Kaufleuten ist schon früh gut besucht, worüber sich Christina Perris Support freut. April Calls darf man mit gutem Gewissen als eine erfreulich talentierte Band aus dem Grossraum Zürich bezeichnen. 30 Minuten lang beweisen sie, dass sie sich den Platz auf dieser Bühne wirklich verdient haben. Sie überzeugen mit musikalischer Vielfalt dank einer gut durchdachten Mischung aus ruhigeren und schnelleren Songs. Unverkennbar: die immerzu raffiniert arrangierten, poppigen Melodien und die imposante Stimme von Leadsängerin Sarah. April Calls verabschieden sich mit «Uptown», was auch der Titel ihrer ersten EP ist.

 

Pünktlich um 20:15 Uhr betritt Christina Perri die Bühne. Die junge Singer/Songwriterin hat ihre Band dabei, die sich vom ersten Ton weg als sehr gut eingespielt erweist. Das «Guten Abend Zurig», kommt der Amerikanerin mühelos über die Lippen. Ihr Schlagzeuger findet: «Ich habe hier die beste Zeit überhaupt!» Und genau diese bereiten sie in den folgenden 90 Minuten ihrem Publikum.  Die Sängerin mit Jahrgang 1986 eröffnet das Set mit «Bang Bang Bang» ab ihrem aktuellen Album Lovestrong. «Distance», das Perri in der offiziellen Version zusammen mit  Jason Mraz singt, kommt auch einstimmig gut. Dabei wird deutlich, dass sie die Gitarre mindestens genauso im Griff hat wie das Piano, an das sie für den Song «Bluebird» wechselt.

 

Langweilig wird es nie - Perri überrascht mit der Ankündigung: «Bald ist es Zeit für Album Nummer Zwei!» und unterstreicht das Gesagte mit der Präsentation des brandneuen Songs «Run». Sie brilliert durch alle Lieder hinweg mit ihrer starken und klaren Stimme, die beim einen oder anderen Zuschauer Gänsehaut auslöst. Einigen von Perris Songs haftet wahrlich eine sich immerzu verfestigend erscheinende Melancholie an, die die Sängerin aber mit so viel Würde rüberbringt, dass der Zuhörer seine eigenen Gefühle in die Lieder hineininterpretieren kann. Das ist vielleicht die grosse Stärke Perris, die - seit sie 15 Jahre alt ist - selber Songs schreibt. «Lovestrong» bezeichnet sie als Seelenstreaptease. Die Songs darauf sind  manchmal bittersüss, dann wieder hoffnungsvoll bis tröstend.

 

Wer viel von sich gibt, erhält auch viel zurück. So spielt Perri als Zugabe ihren Hit «Jar of Hearts» und wird prompt vom Publikum belohnt: Aus den Zuschauerreihen ertönt einstimmig und gut getroffen der Refrain. Perri versteht es, die Stimmung immer wieder aufzulockern. Zum letzten Stück zeigt sie zusammen mit ihrer Band einen «Dancemove» und animiert die Leute, diesen nachzumachen. So heben und senken sich im Kaufleuten zig Arme im Takt. Den Abschluss macht der Song «Tragedy» – glücklicherweise ist hier Nomen nicht gleich Omen. Das Konzert war alles andere als eine Tragödie in zwei Aktien. Viel eher will man das Gehörte als Lustspiel bezeichnen – dessen Fortsetzung hoffentlich bald folgt.

 

Linda von Euw / Mi, 11. Jul 2012