Der Regen vertrieb die Besucher - aber nicht die Musik
Dieser Sommer meint es einfach nicht gut mit den Festivals. Am Wochenende vom 4. bis 6. August versank nicht nur Wacken im Schlamm, sondern auch Gossau SG. Nach einem sonst strahlenden Tag setzte in Gossau der Regen auf die Minute pünktlich zur ersten Band ein. Black Mount Rise aus der Schweiz liess sich aber weder davon noch von den wenigen Menschen vor der Bühne beirren, und setzten einen gelungenen Startschuss zum Rock on!-Festival.
Pünktlich zur zweiten Band wurde der Regen zu einem gefühlten Monsun. Aber für Pink Cream 69 und anschliessend Axxis waren einige Besucher bereit, die Festzelte zu verlassen und nass zu werden. Trotzdem spielten wohl gerade Axxis, nicht gerade unbekannt, schon lange nicht mehr vor so wenig Publikum. Dennoch ging ihnen weder der Humor noch die Spielfreude oder die Qualität abhanden.
Akusikset mit Jessie J und den Foo Fighters
Die Menschen, die sich vom Wetter abhalten liessen, ans Festival zu kommen, sind auf jeden Fall selbst schuld. Sie haben auch am Freitag ein einwandfreies Programm verpasst. Allen voran Underskin. Die Schweizer Rockband um Frontfrau Andrina schafften es sogar, die Sonne herbeizuspielen und zu -singen. Sie überzeugten nicht nur mit den überwiegend lauten und rockigen Songs, sondern auch mit Balladen und einem Akustik-Set, welches Andrina mit Gitarrist Roman spielte, und das auch Songs der Foo Fighters und Jessie J beinhaltete. Eine Band und eine Stimme, die man sich merken sollte.
Das Wetter hielt auch noch zum nächsten Act, Darkhaus - trotz dem Song «Looks Like Rain». Der düstere Synthie-Pop-Rock war eingängig und mitreissend, und für mich eine echte Entdeckung. Die Band ist international besetzt, und wurde 2011 von Mitgliedern von Pro-Pain und Eisbrecher gegründet.
Neuer Sänger für Bonfire - dank Rock on! Festival
Bonfire schliesslich betrat geschlagene 45 Minuten zu spät die Bühne. Ob Rockstar-Allüren oder unverschuldet, war nicht bekannt - aber auf jeden Fall hat sich das Warten auf die Hardrocker gelohnt. Die vorgängige Skepsis aufgrund der aktuellen Besetzungs-Kapriolen hat sich nicht bestätigt - im Gegenteil. Eigentlich solte Sänger Alexx Stahl nur für die Sommergigs eingespringen, bevor ab Oktober Michael Bormann verpflichtet war, der bereits in den 90ern kurze Zeit für Bonfire das Mikrophon hielt. Stahl hatte vor dem Rock on! Festival somit gerade mal eine Woche Zeit, die Songs und Texte zu üben. Erfolgreich. Sein Auftritt überzeugte anscheinend nicht nur das Publikum vollkommen, sondern auch die Band selbst. Und zwar so sehr, dass Bormann kurzerhand wieder abgesagt und Stahl als neuer dauerhafter Sänger bekannt gegeben wurde.
Geschlossen hat sich der Kreis am Freitag wieder mit der Frauen-Power, mit der er begonnen hat. Back:N:Black, die Frauen-AC/DC-Coverband rockte das tapfer wartende Publikum in die Nacht.
Am Samstag schliesslich war es regenfrei und zeitweise sogar richtig heiss. In Gossau wurden die Wolken weggerockt. Oder einfach weggeföhnt: Hairdryer standen auf dem Programm. Die Musiker aus Hergiswil (oder Hairgiswil, wie sie es nennen), spielten 80er-Glam-Rock/Metal und brachten super Stimmung ins noch immer spärlich gesäte Publikum. Vor allem Sänger David glänzte dabei mit seinen Sprüchen und unerschöpflicher Energie, trotz Hitze, die in der schweren Lederjacke noch grösser gewesen sein dürfte. Er sprang nicht nur auf der Bühne herum, sondern auch davor, und liess einige Zuschauer das «Bon Jovi»-Cover «Runaway» mitsingen.
Highlight: Shakra
Es folgten die Schweizer Hardrock-Band The Order, die deutschen Rebellious Spirit, denen man das junge Alter etwas anmerkte, und die Toggenburger Band Bollocks, die bereits seit den 70er -ahren musizieren, und ein bisschen Lokalkolorit ans Festival brachten.
Langsam füllte sich das Festival-Gelände merklich - viele waren wohl wegen Shakra nach Gossau gereist. Es sollte sich lohnen. Die Schweizer Hardrocker um Alt-/Neusänger Mark Fox lieferten eine gewohnt energievolle Show ab, und zeigten ihre Freude am Spielen. Sowohl die alten als auch die aktuellen Songs konnte das Publikum grossartig mitsingen.
Leider verliessen viele nach der Shakra-Show schon wieder das Gelände. Trotzdem hatten Human Zoo, welche das Rock on! Festival abschlossen, im Gegensatz zu den letzten Tagen noch ein beachtliches Publikum vor der Bühne. Und auch hier lohnte es sich, zu bleiben. Die deutschen Hardrocker haben die Stimmung hochgehalten, und überzeugten musikalisch auf ganzer Linie.
Fehlender Shuttlebus
Dem Rockon! Festival fehlt es eigentlich nur an einem: Dass sich auch nicht aus der Region kommende Besucher keine Sorgen darüber machen müssen, nicht mehr nach Hause zu kommen. Die Formulierung, die Anreise sei mit dem öffentlichen Verkehr kein Problem, ist zwar geschickt gewählt, schliesst nur eben die Abreise aus. Hier wäre zumindest ein Shuttlebus zum Bahnhof Pflicht.
Ansonsten: gute Location, genügend Sitzmögilchkeiten, freundliche Crew und natürlich ein tolles Line-up. Schade, haben sich nur so wenig Menschen davon überzeugen wollen beziehungsweise sich so viele vom schlechten Wetter abhalten lassen.
Bleibt zu hoffen, dass das Rockon! Festival trotzdem auch das nächste Jahr wieder statt findet - mit viel Sonne, mehr Publikum, und vielleicht sogar einen Shuttle-Bus.