Das Zürich Openair beendet die Festivalsaison

Festivalbericht Zürich Openair 2014
Bildquelle: 
Festival / © Oliver Hischier

Donnerstag

 

Im letzten Jahr verzögerte sich die Geländeöffnung um einige Stunden, weshalb die erste Band auf der Bühne stand, als noch gar keine Leute auf das Gelände gehen konnten. In diesem Jahr öffneten die Tore glücklicherweise pünktlich, jedoch blieb der grosse Besucheransturm aus. Ob der Grund wohl in der kurzfristigen Absage von The 1975 liegen könne, wurde gemutmasst. Wie sich jedoch während des Festivals herausstellen sollte, ist das Zürcher Festivalvolk bloss nachtaktiv und zu früher Stunde kaum auf das Gelände zu locken. Der erste Festivaltag erwies sich vom Andrang her somit als nicht sehr gross. Mit Metronomy, Paolo Nutini, Cut Copy und Crystal Fighters standen zwar gute Bands auf den Bühnen, jedoch blieb der grosse Startknall noch aus, den im Jahr zuvor Nine Inch Nails am Eröffnungstag gegeben haben.

Woodkid überzeugt alle. (Credit: Oliver Hischier)

 

Freitag

 

Auch wenn der Wetterbericht für den Freitag sehr schlecht war, blieb das grosse Gewitter zum Glück aus. Obwohl es nur leicht regnete, waren tagsüber wiederrum nur wenige Leute vor Ort und bei den Konzerten blieben die Reihen sehr locker. Am späteren Nachmittag stand die Truppe von Dry the River, die frühmorgens direkt aus London ans Zürich Openair geflogen waren, auf der Bühne und präsentierten sowohl Songs aus ihrem Erstling als auch Material aus dem soeben erschienenen Album «Alarms in the Heart». Der leichte Nieselregen schien sie nicht zu beeindrucken. Gleich danach ging es mit den Schweizer Newcomern von Kadebostany weiter. Wobei Schweizer Band nicht korrekt ist - stammen sie streng genommen doch aus der fiktiven Republik Kadebostany. Das Konzept der Band erinnert stark an die Slowenischen Industrial Legenden von Laibach, die wie Kadebostany in Uniformen auftreten und mit NSK auch eine eigene Republik haben. Die Parallelen der beiden Bands sind jedoch rein konzeptionell und nicht musikalischer Natur. Im Anschluss waren die Manic Street Preachers nach nicht ganz zwei Jahren Abwesenheit endlich wieder auf einer Schweizer Bühne zu sehen. Die Waliser stellten dabei ihr neustes Album vor und spielten während der rund einstündigen Show auch zahlreiche Hits aus ihrer über 20-jährigen Bandkarriere. Doch auch hier war das Publikum leider etwas spärlich. Einen letzten Auftritt gaben Darkside in der Schweiz. Wenige Tage vor dem Auftritt in Zürich hat das Duo bekannt gegeben, nach Abschluss der aktuellen Tour nicht weiter gemeinsam auf der Bühne zu stehen. In den letzten zwei Jahren hat sich der Franzose Yoann Lemoine, besser bekannt als Woodkid, mit seiner an moderner Klassik anmutenden Musik einen Namen gemacht. Mit einer stetigen Steigerung der Intensität des Auftritts und viel Pathos schien er beim mittlerweile zahlreich erschienenen Publikum sehr gut anzukommen. Auch immer wieder schön waren die anschliessend spielenden Editors. Vor knapp einem Jahr verriet uns Tom Smith im Interview, dass sie in diesem Jahr nur ein paar wenige, ausgewählte  Festivalauftritte absolvieren werden. Glücklicherweise gehörte dazu auch ein Auftritt am Zürich Openair. Wie immer lieferten sie eine intensive und emotionale Show ab. Mit einer imposanten Lichtshow beendete der Kanadier Joel Zimmermann - besser bekannt als Deadmau5 - das Tagesprogramm auf der Hauptbühne. Doch im Dance Tent wurde mit Acts wie Richie Hawtin noch bis in die frühen Morgenstunden weitergefeiert.

Röyksopp & Robyn waren ein Highlight. (Credit: Oliver Hischier)

 

Samstag 

 

Nach etwas über einem Jahr fast ununterbrochenen Tourens spielten die White Lies am Zürich Openair ihren vorerst letzten Auftritt. Bereits vor zwei Jahren spielten sie schon am Zürich Openair, bevor sie sich zurückzogen, um ihr aktuelles Album «Big TV» aufzunehmen. Die Band konnte sich noch erinnern, dass es damals in Strömen regnete. 2014 war dies glücklicherweise nicht der Fall. Röyksopp & Robyn, die während dem Sommer nur eine Handvoll Festivals in Europa gespielt haben und soeben von Auftritten in den Staaten nach Europa zurückgekehrt sind, spielten auch ihr letztes Konzert des Tour-Abschnitts. Eigentlich waren es aber eher drei Konzerte. Den Anfang machten Röyksopp, die mit einer siebenköpfigen Liveband und fulminanter Licht- und Lasershow beeindruckten. Fast nahtlos spielte im Anschluss Robyn und als Abschluss gaben sie im Kollektiv ihre gemeinsamen Hits zum besten. Ein grandioser Auftritt von Röyksopp & Robyn, der schwer zu toppen schien! Doch wer The Bloody Beetroots kennt, der wusste, dass dies noch möglich ist. Und so war es auch. The Bloody Beetroots, die vor zwei Jahren als DJ Set am Zürich Openair aufgetreten sind, sollten diesmal Live für eine wilde und ausgelassene Stimmung sorgen. Sir Bob Cornelius Rifo, der Kopf hinter The Bloody Beetroots sorgte mit einem durch Energie sprühenden Auftritt für ein kollektives Durchdrehen im Publikum - für viele zählte dieser Auftritt bestimmt zu den Highlights der diesjährigen Durchführung des Festivals.

 

Bloody Beetroots am Samstag. (Credit: Oliver Hischier)

 

Sonntag

 

Da am Sonntag das Dance Tent geschlossen war und den ganzen Tag leichter Regen niederprasselte, haben bereits viele den Heimweg angetreten oder sind gar nicht mehr erst ans Festival gekommen. So schien das Festivalgelände teilweise etwas ausgestorben. Das ist allerdings etwas schade, denn der Sonntag enthielt noch einige schöne Konzerte. So zeigte sich zum Beispiel der deutsche «Circus Halligalli»-Moderator, Klaas Heufer-Umlauf, mit der Band Gloria von seiner melancholischen Seite. Zusammen mit dem „Wir sind Helden“-Gitarristen Mark Tavassol ging Klaas vor rund einem Jahr an die Öffentlichkeit. The Asteroids Galaxy Tour boten danach bereits einen Vorgeschmack auf ihr bald erscheinendes Album. Dies taten auch die Jungspunde von Satellite Stories, die sich momentan eigentlich im Studio in London befinden und an den Aufnahmen des neuen Albums arbeiten. Die «Morcheeba»-Sängerin Skye Edwards schien bei ihrem Auftritt zwischendurch etwas Mitleid mit dem im Regen stehenden Publikum zu haben. Jedoch schien auch ihr das Zürich Openair zu gefallen und sie mischte sich nach dem Gig mit ihren Mitmusikern auch noch unter das Festivalvolk. 

 

Morcheeba sangen gegen den Regen an. (Credit: Oliver Hischier)

 

Trotz des wechselhaften Wetters war das Zürich Openair auch in diesem Jahr ein würdiger Abschluss des Openair Sommers. Obwohl in diesem Jahr mit insgesamt 45‘000 Musikfans deutlich weniger Besucher in Rümlang dabei waren als im vergangenen Jahr, sind die Organisatoren zufrieden. Bereits jetzt haben die Veranstalter bekannt gegeben, dass das Festival auch im kommenden Jahr Ende August stattfinden wird. Wir freuen uns bereits jetzt.

 

Hansjürg Stämpfli / Di, 02. Sep 2014