Blind Date mit ... Baze

Blind Date mit Baze
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Baze Facebook

Interview von Patrick Holenstein und Hansjürg Stämpfli

 

Künstler Bon Iver

Song: Skinny Love 

Album: For Emma, Forever Ago (2008)

 

Muss ich es jetzt erkennen? Das ist Bon Iver.

Genau. Da haben wir einen Tipp bekommen, dass du ihn gut findest.

Den finde ich sehr gut. Er ist im Moment zwar gerade sehr hippsterig, aber..

… das spielt doch keine Rolle.

Spielt keine Rolle, nein. Gefällt mir extrem. 

Was gefällt dir an Bon Iver? 

Die extreme Dynamik des Ganzen. Mir gefällt ja das zweite Album fast noch besser als das erste. Es ist eigentlich noch interessanter, zwar auch etwas kommerzieller, aber es ist dynamisch, melancholisch, pathetisch, opulent. Das ist für mich Sound, den ich immer gehört habe und jetzt plötzlich, ich weiss nicht wieso, zieht diese Art Musik plötzlich bei sehr vielen Leuten. 

Genau wie Lykke Li, die plötzlich in den Hitparaden ist. 

Diese Art von Musik habe ich halt mehr mit Bonnie Prince Billy verbunden oder mit Bands wie Two Gallants. Das ist jetzt nicht ganz genau der gleiche Stil, geht aber in eine ähnliche Richtung. Bon Iver hat mir ein Kollege aus dem Atelier gezeigt und mir hat «Skinny Love» zuerst gut gefallen und dann habe ich mir die neue Scheibe gekauft und die hat mir extrem gefallen. Ich finde seine Musik sehr abwechslungsreich. Traurige Melodien und Melancholie finde ich sowieso immer geil.

 

 

Künstler: Greis

Song: Teil vom Problem

Album: 3 (2009)

 

Das ist Greis. 

Was verbindet dich mit Greis?

Ein Jahrzehnt Musik machen. 

Auch gemeinsam?

Ja, zusammen Musik machen. Zusammen wohnen, zusammen streiten und sich wieder versöhnen. 

Also fast wie Brüder?

Das kann man so nicht sagen. Er ist ein unfassbarer Mensch. Ich würde uns schon als Freunde bezeichnen, aber wir verlieren uns doch sehr oft aus den Augen. Es gibt Zeiten, da sehen wir uns oft und dann verlieren wir uns wieder völlig. Es gibt Sachen, die ich an ihm sehr schätze, lyrisch zum Beispiel. Was ich von ihm nicht so gern habe, und das weiss er auch von mir, ist dieses politische Fingerzeigen-Zeug. Dieses Belehrende ist etwas, auf das ich persönlich nicht so abfahre. Er gefällt mir am besten, wenn er locker ist und viel Selbstironie in der Musik hat und lyrisch auch mal über die Stränge schlägt. 

 

 

Künstler: Manowar

Song: Wheels of fire

Album: Kings of Metal (1988)

 

Ist das Iron Maiden?

Nein, geht aber in eine ähnliche Richtung. Es sind Manowar. 

Manowar. Da habe ich immer so ein Shirt an. (lacht) 

Darum haben wir das gewählt.

Manowar kenne ich nicht. Das ist wirklich so, dass ich dieses T-Shirt auf dem Reithalleflohmarkt aufgestöbert habe. Ich stehe auf alte verwaschene Heavy-Metal-Shirts, das ist mein Ding. Was ich in diese Richtung mehr gehört habe, sind Iron Maiden und Megadeath, Metallica höre ich heute noch viel, oder Sachen wie Pantera. Aber jetzt Manowar, dieser Glamrock-Macho-mit-Hellebarden-und-Axt-Rock, war weniger etwas für mich. Obwohl, dieser Song klingt recht iron-maidig.  

Du bist vor allem für Hip Hop bekannt, hörst Bon Iver und auch Rock. Du bist musikalisch sehr vielseitig und versteifst dich nicht auf Hip Hop.

«Nei, spinnsch.» Das wäre komplett langweilig und kompletter Bödsinn. Das wäre wie jeden Tag das Gleiche essen und das geht ja nicht. Ich höre eigentlich alles, was in meinen Augen gut ist. Das ist wirklich querbeet. Auch elektronische Sachen, Singer/Songwriter-Sachen. Eigentlich komplett alles. 

 

 

 

Band: Rumpelstilz

Song: D Rosemarie & I

Album: Live im Anker (1989)

 

Das sind Hofer und Amman.

Genau. «Live im Anker». Das habt ihr mit den Tequila Boy gecovert, und zwar das komplette Album. Wie kommt man auf die Idee, ein Live-Album zu covern?

Weil es einen stupide Idee ist. Wir haben das Album ja auch aufgenommen und das CD-Cover genau gleich gemacht. Das war zwanzig Jahre nach dem Originalalbum. Einer, der uns Tequila Boys kennt, kam zu mir und fand: «Du, vor zwanzig Jahren war das im Anker. Spielt ihr das doch.» Und wir fanden die Idee gut. Also haben wir mit dem Remy, so hiess er, alles organisiert und haben Polo Hofer und Hanery Amman eingeladen und hatten den gleichen «Liechteler», es war im gleichen Club, das Wirtepaar war das gleiche. Von daher war es ein lustiges Experiment, kompletter Nonsens, aber es «hät gfägt» und ich höre das Album heute noch gerne. Polo Hofer, den kann man heute nicht mehr wirklich hören, aber zu Rumpelstilz-Zeiten fand ich ihn fantastisch und speziell diese Rumpelstilz-Scheibe war sensationell. 

 

Künstler: Beastie Boys

Song: Sabotage

Album: Ill Communiction (1994)

 

Wie heissen sie schon wieder? (Überlegt kurz). Beastie Boys!

Das ist auch eine Band aus deiner Jugend.

Richtig. Vor allem «Check Your Head» war mein Album. Das hat mein damals bester Freund rauf und runter gehört und ich habe es danach auch gefeiert. Es ist halt sehr vielfältig. Von Punksongs bis zu irgendwelchen chilligen Sachen. Es ist ein komplettes Sich-Bedienen in einem Spielwarenladen der Sounds und daher extrem innovativ. Sie rappen immer gleich, aber das spielt keine Rolle. Es ist einfach geile Musik.  

  

Künstler: Gimma

Song: Iszyt

Album: I gega d Schwiz (2006)

 

Der Gimma. Das ist auch ein alter Freund von mir. Was er gerade musikalisch macht, weiss ich nicht. Er führt momentan eine Beiz. Wir haben zusammen eine Tour gemacht und ein paar Lieder gespielt. Er spickt auch etwas hin und her zwischen sehr guten Sachen zu etwas Müll, teilweise. Aber das ist er sich, glaube ich, auch bewusst. Das machen wir ja alle irgendwie. Das «Iszyt»-Album empfinde ich als sein bestes und es entspricht mir auch musikalisch sehr. 

Es ist sehr autobiografisch und auch du hast mit den „Leider“-Songs Stücke geschrieben, die autobiografisch sind. Bist du beim Texten autobiografisch?

Mal so, mal so. Ich mische es ein wenig. Ich setze es aus allem zusammen. Auch das Album von Gimma ist nicht komplett autobiografisch. Es ist auch zusammengesetzt, aus Geschichten, die du hörst und die du selbst erlebt hast. Vielleicht erzählst du es dann mal in der dritten Person, obwohl du es erlebt hast, oder du erzählst aus der Ich-Perspektive und es ist eine Geschichte von jemand anderem. Ich glaube, es ist immer ein Mix aus allem. Es ist nie komplett autobiografisch. Ich weiss nicht, wie es bei den anderen ist, aber ich würde nie mein Herz ausschütten. Ich erzähle schon von Situationen, die ich erlebt habe, aber ich stehe nicht so darauf, wenn die Leute genau wissen, welche Dinge ich wirklich erlebt habe und das muss auch nicht sein. Es macht alles auch umso interessanter, wenn man nicht alles weiss.

 

 

Künstler: Baba Uslender

Song: Baustellsong

Album: Schwarzi Schoof! (2012)

 

Ah, das ist Baba Uslender. 

Genau. Eine ganz andere Art, dieser Immigranten-Hip-Hop, den er macht. 

Ihn finde ich sehr lustig. Ich kenne genau diesen Song und dann habe ich vielleicht beiläufig mal noch ein oder zwei andere gehört. Ich finde ihn witzig, aber das funktioniert, weil er auf einen humoristische Art an die Sache geht. Wenn du Immigranten-Hip-Hop machst und nur von Knarren und Messern erzählst, ist das nicht so meine Welt. Aber was die Jungs hier machen, kann ich gut nachvollziehen und finde ich auch sehr witzig. Aber wenn man so tut, als ob in einem Viertel jeden Tag geschossen wird, dann ist das nicht so meine Sache und ich kann es nicht so ernst nehmen. Aber ich kann das aus einer Distanz sehen. Ich höre auch Haftbefehl oder Dinge wie Kollegah, die ich sehr lustig finde. Aber ich denke auch nicht, dass es zu 100% so abgehen würde. Es ist ähnlich. wie wenn man sich einen Actionfilm anschaut, man muss es distanziert betrachten. Das Problem ist nur, wenn du nicht so viel Intelligenz besitzt, um das zu differenzieren und du meinst, es sei die volle Realität. Aber Baba finde ich wirklich lustig, kenne ihn nur leider zu wenig. Aber der Song nimmt alles auf die Schippe und das finde ich einen ganz guten Weg, damit umzugehen.

 

Band: Guns ´n Roses

Song: Sweet Child O’ Mine

Album: Appetite for Destruction (1984)

 

Ja, die sind gross, die sind ganz gross. Mein Vater hat damals «Use Your Illusion» 1 und 2 gekauft, ich weiss das noch gut, und ich höre die Musik bis heute sehr gern. Für mich ist das so die letzte wahre schnäbi-alänger-Rockband, besteht nur aus Arschlöchern, die einfach geilen Sound machen, aber sich geschmacklos kleiden.

Hörst du die neuen Guns ´n Roses auch noch?

Nein, das tue ich mir nicht an, das höre ich nicht. Ich bin bei «Use Your Illusion» stehengeblieben, aber dann ging es nicht mehr weiter. Aber «Appetite For Destruction» oder die «Lies», davon hatte ich x Bootlegs und ich war auch am Konzert im St. Jakobsstadion. Damals noch mit Faith no More zusammen, was auch eine riesige Band aus meiner Jugend ist, und Soundgarden, die ich etwas weniger gehört habe. Das war natürlich Wahnsinn zu der Zeit. Um die 50‘000 Menschen bei Guns ´n Roses, da bin ich heute noch stolz, dass ich sie damals gesehen habe. 

 

 

Künstlerin: Feist

Song: The Circle Married The Line

Album: Metals (2011)

 

Ist das Feist?

Ja, von der neuen Platte.

Da habe ich nur eine. Es gefällt mir sehr gut, aber ich kenne sie zu wenig. Von ihr ist ja der grossartige Remix von James Blake entstanden. Sie gefällt mir sehr gut. Aber es gibt halt Bands, von denen man weiss, man müsste sich mehr mit ihnen auseinandersetzen und man kommt einfach nicht dazu. Vor allem bei guter Musik musst du dir lange Zeit nehmen, um sie kennenzulernen, dafür liebst du sie nachher. Es ist manchmal eine anstrengende Sache, bis du sie anfängst, gerne zu haben. Ich habe mich so an Bonnie Prince herangekämpft und ihn nachher nur noch geliebt oder auch an The Streets. Jedoch, ich kenne sie einfach zu wenig, aber Singer/Songwriter gefallen mir prinzipiell gut. Ich mag zum Beispiel Sophie Zelmani sehr. Es ist etwas kitschig, aber gefällt mir. 

So kitschig ist doch Sophie Zelmani gar nicht.

Sie mit ihrer Engelsstimme und dem geflüsterten Gesang ist schon weniger dreckig als Feist, von der Musik her gesehen. Aber Sophie Zelmani ist eine sehr schöne Frau und sie hat auch ein geniales Album gemacht, das «Sing And Dance» heisst. «Uhuere schöns Album».

 

 

 

Band: Männer am Meer

Song: Schoggistadt

Album: Mit Absicht 

 

Das ist sehr neu, gell?

Das ist vom letzten Jahr.

Sind das Männer am Meer?

Ja. Aber mich würde mehr interessieren, wie denn der Zusammenhalt unter den Berner Künstlern ist?

Weißt du, ich kenne die Männer am Meer, da spielen ein paar Leute, die ich kenne, aber es ist gar nicht mein Ding. Mir ist die Musik zu sehr Schenkelklopfer-Peach-Weber-Marco-Rimo-Musik. Das ist so «juhi, mir sind lustig und ässet es Raclette». Bei Männer am Meer spielt einer mit, der mal bei mir in der Band war. 

Unabhängig von Männer am Meer. Wie ist der Zusammenhalt?

Eigentlich sehr gut. Bei uns setzt sich so viel zusammen. Die Band, die bei mir spielt, spielt auch bei den Tequila Boys. Die Hälfte davon spielt jetzt bei Müslüm. Das ergibt sich wie automatisch, dass du viel zusammenarbeitest. Die einen arbeiten mehr mit jenen und die anderen mehr mit denen, es ist eine menschliche Angelegenheit, wie man zusammengefunden hat. Es ist nicht so, dass da in irgendeiner Art eine Feindschaft oder so besteht oder Neid. Aber es gibt schon Sachen, von denen ich finde: Das ist weniger mein Ding. 

Du selbst arbeitest gerade an einem neuen Live-Album. Wie weit bist du?

Das kommt am Freitag in einer Woche raus. Ich freue mich sehr drauf. 

Ist es ein einziges Konzert oder hast du an verschiedenen Orten aufgenommen?

Es ist ein einziges Konzert. Wir haben zwei Abende gemacht im ISC (Club in Bern, Anm. d. Red.) und beim ersten Abend haben wir nicht so gut gespielt, finde ich, und zusätzlich ist die Harddisk auf der die Aufnahme gespeichert werden sollte, nach dem ersten Lied verreckt. Und das haben sie uns zum Glück nicht gesagt vor dem zweiten Konzert. Aber das zweite Konzert ist auch nicht perfekt, ich verspreche mich und es sind Fehler passiert und Zeug ist in die Hose gegangen, aber in meinen Augen ist das Konzert sehr gelungen, für nur einen Abend. Es ist irgendwie eine Energie da und ich finde es eh am schönsten, wenn Konzertaufnahmen von einem Abend sind, weil dann die Gesamtstimmung stimmt. Es ist ein Club und nur ein Abend. Die Aufnahme wurde an Auffahrt dieses Jahres gemacht und es ist halt so, dass es eine Konzertaufnahme am Stück ist, wie aus einem Guss. Und das gefällt mir sehr gut. 

Du hast ja bereits ein Unplugged-Album gemacht und jetzt kommt das Live-Album. Kann man auch bald wieder ein Baze-Studioalbum erwarten oder arbeitest du erstmal mit Boys on Pills?

Bei Boys on Pills spielen wir vorwiegend live, aber ich muss schon mal wieder an ein nächstes Baze-Album. Ich habe Ideen und weiss in welche Richtung es gehen soll, mir schwebt ein Sound vor, aber was ich mache, ist immer ungewiss. Ich bin jemand, der nicht immer schreibt. Es gibt ja viele Leute, die sagen, man müsse jeden Tag schreiben und trainieren, aber ich mache lieber Pause, da ich viele andere Sachen am Start habe. Ich mache es aber jeweils so, dass, wenn ich mich entschliesse, an ein Album zu gehen, dann gibt es nichts anderes mehr. Aber es ist immer sehr mühsam. 

 

Band: Steel Panther

Song: I Want It That Way

Album: Single.

 

Das sind natürlich die Backstreet Boys, aber ich weiss nicht, von wem es gecovert ist. 

Steel Panther sind das. 

Kenne ich nicht. Aber es ist im Moment «e exremi huere Mode». Du hörst nur noch Cover in Baseballs-Version oder in einer Folk-Version. Heavy-Cover von dem Lied, Rockabilly-Version davon oder Schlager-Version von der Single. Auch von «Skinny Love» gibt es ja diverse ganz hässliche Covers. Am Anfang war das lustig. Aber ich finde irgendwann ist es nicht mehr überraschend, dass die Covers so verändert daherkommen. 

Aber die Tequila Boys haben ein ähnliches Konzept.

Wir spielen die Songs aber schon so nach, wie sie sind. Zumindest so weit es in unseren Möglichkeiten liegt. Aber wir machen keine Heavy-Version daraus. Wir schauen einfach, wie wir die Songs live umsetzen können. Das machen wir jetzt auch schon seit sechs, sieben Jahren und bisher haben wir gegen 600 Covers gespielt. Weil wir sie ja nur einmal spielen. Gerade letzten Donnerstag hatten wir Macho-Night, da waren nur Songs dabei, die mit Macho zu tun haben und wir verkleiden uns als Machos. Aber es geht natürlich mehr um das Gesamte, also um den Blödsinn und es wird nicht ernsthaft verfolgt. Aber ja, es sind alles Cover. Als wir angefangen haben und Covers von «Looking for Freedom» gespielt haben, da gab es das noch nicht so oft. Heute tanzen die Leute in den Discos bereits wieder zu den Backstreet Boys und dem ganzen 90er-Eurodance. Ganz Amerika produziert nur noch Eurodance. Irgendwie ist das alles wieder salonfähig geworden.

Somit sind wir durch. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.

 

Unsere Kritik des aktuellen Albums findest du HIER.

 

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Patrick Holenstein / Mo, 15. Okt 2012