Miguel in der Welt der Toten.

DVD-Kritik: «Coco»
Bildquelle: 
© Disney / Pixar

Anfang März 2018 wurde «Coco» mit dem Oscar® für den besten Animationsfilm ausgezeichnet. Wenn man die Dimensionen sieht, die der Film entfacht, ist das völlig ok. «Coco» spielt am Dia de los Muertos, dem traditionellen Tag der Toten in Mexico, und erzählt, was dem 12-jährigen Miguel in einer verzauberten Nacht passiert. 

 

Miguel lebt zusammen mit einer grossen Familie in Mexico. Traditionell ist Miguels Familie bekannt für das Schuhmacher-Handwerk. Damit sind alle zufrieden - ausser Miguel. Der will Musik machen, dafür lebt und atmet er, genau wie sein Vorbild Ernesto de la Cruz. Da gibt es aber einen Haken. Einst wurde die Ururgrossmutter Imdelda von einem Musiker für dessen Karriere verlassen und mit der kleinen Coco sitzen gelassen. Die längst verstorbene Imelda ist nie darüber hinweggekommen und hat die gesamte Familie zu einem Leben ohne Musik verdammt. Heimlich lebt Miguel seine Leidenschaft für Mariachi-Musik aus und hat sich selbst eine Gitarre gebastelt. Just in der Nacht des Dia de los Muertos plant er an einem Talentwettbewerb teilzunehmen, wird aber von der Familie erwischt und die Gitarre konfisziert. Miguel schimpft auf die Traditionen und rennt davon. Aus Not bricht er ins Mausoleum von Ernesto de la Cruz ein und leiht sich dessen Gitarre. Damit löst Miguel eine Barriere, die ihn plötzlich mit dem Reich der Toten verbindet. Schliesslich dürfen die Verstorben in jener einen Nacht im Jahr über eine Brücke und ihre Verwandten besuchen. Einzige Bedingung, die Hinterbliebenen dürfen diie Angehörigen nicht vergessen und sollen ihnen mit Fotos und Gaben gedenken. Passiert das nicht, lösen sich die Verwandten im Totenreich auf. 

 

Miguel hat aber zudem das Problem, dass er in der gleichen Nacht ins Leben zurückkehren muss, da er ansonsten im Totenreich gefangen bleiben würde. Um zurückzukehren braucht er allerdings den Segen eines verstorbenen Verwandten. Glücklicherweise trifft er schnell auf eine Gruppe Ur-Onkels und -tanten. Doch so leicht sind die nicht zu überzeugen. Besonders Urur-Grossmutter Imelda nicht. Die ist noch immer verbittert und knüpft an den Segen die Bedingung, Miguel dürfe nie mehr Musik machen. Denn selbst als Skelette sind manche noch verbohrt, wie im Leben. Also rennt Miguel erneut davon und trifft auf seiner abenteuerlichen Reise durch das farbenprächtige Totenreich auf diverse Überraschungen und einen unerwarteten Verwandten, der alles verändert. 

 

Miguel und ein toter Freund im Land der Toten. (© Disney / Pixar)

 

Pixar und Disney haben mit «Coco» sehr viel Fingerspitzen-Gespür bewiesen. Einerseits weil die mexikanische Tradition detailreich, respektvoll und würdig umgesetzt wurde. Was in diversen Foren von Mexikanern bestätigt wird. Anderseits sind die Animationsfilme von Pixar auch für eine jüngere Zielgruppe gedacht. Wie passt das das Thema Jenseits? «Coco» ist wenig unheimlich, eher im Gegenteil. Das Reich der Toten wird als kunterbunte Gegenwelt abgebildet, die der realen Welt gar nicht so unähnlich ist. Beispielsweise muss jeder Verstorbene erst an einem Schalter vorbei, wenn er oder sie für den Dia de los Muertos auf die andere Seite wechseln will. Via Scanner sieht ein Computer, ob die Verwandten ein Foto zum Gedenken aufgestellt haben. Denn ohne Foto gibt es keine Chance auf einen Besuch in der Welt der Lebenden. 

 

Miguel wird als normaler Teenager gezeigt und fühlt sich von der Familie im Stich gelassen. Mit der Zeit erkennt er aber, dass die Dinge nicht so sind, wie er sie empfindet. Das ist die Stärke des Films. Man fühlt sich zwar sofort wohl in der rhythmischen, knallbunten Welt, in die Miguel gezogen wird, merkt jedoch schnell, dass beide Welten verbunden sind und Miguel von den Verstorbenen viel lernen kann. Somit gelingt eine einfache, aber universell verständliche Botschaft. Vielleicht wurde «Coco» darum mit dem Oscar® ausgezeichnet. Brillante Animationen ist man sich von Pixar inzwischen ja gewohnt, da enttäuscht auch «Coco» nicht. Da sich in Miguels Kosmos alles um Musik dreht, ist auch im Film viel Musik drin. Der Song «Remember Me» wurde ebenfalls mit einem Oscar® ausgezeichnet. 

 

Pixar fügt mit «Coco» einen weiteren gelungenen Film in die Filmographie ein. Zudem ist es einer, der sich mit einer Tradition beschäftigt und so eine nicht-US-amerikanische Ethnie mit Respekt berücksichtigt. Das Konzept von «Coco» geht wunderbar auf und ist selbst für kleinere Zuschauer nicht zu unheimlich.  

  • Coco (USA 2016)
  • Regie: Lee Unkrich, Adrian Molina
  • Laufzeit: 
  • Im Handel: ab 15. März 2018

 

Bäckstage Redaktion / Mi, 14. Mär 2018