Lara kämpft
Lara (Corinna Harfouch) ist eben sechzig Jahre alt geworden. Sie ist geschieden und lebt allein. Nach einer Karriere auf dem Polizeiposten, wurde sie frühzeitig pensioniert. Zu ihrem Sohn (Tom Schilling) und ihrer eigenen Mutter pflegt Lara einen sehr sporadischen Kontakt. Als könnte diese Tristesse nicht grösser werden, spielt ihr Sohn Viktor just an ihrem sechzigsten Geburtstag sein erstes grosses Klavierkonzert. Von einem inneren Trieb angezogen, versucht sie zwanghaft zu Viktor Kontakt aufzunehmen und sein Stück zu besuchen. Dabei muss sie sich unweigerlich ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellen.
Lara ist keine Sympathieträgerin. Wenn sie ihrem liebenswürdigen Nachbarn abweist, die Geige der Freundin ihres Sohnes zerstört oder Menschen grundlos fertigmacht, bleibt nicht viel mehr als Kopfschütteln übrig. Aber je länger wir als Zuschauer Lara auf ihrem einsamen Weg begleiten, der sie von einer Schicksalsbegegnung zur nächsten führt, lernen wir mehr und mehr aus Laras Vergangenheit und kommen ihr wider Willen näher.
Regisseur Jan-Ole Gerster feierte mit seinem Erstling «Oh Boy» einen wohlverdienten Erfolg. Darin folgen wir einem Anfang Zwanzigjährigen bei seinem Streifzug durch Berlin. Ähnlich wie in «Lara» stolpern wir von einer wundersamen, satirischen und amüsanten Begegnung in die nächste. Der intelligente, künstlerisch anspruchsvolle und zum Nachdenken anregende Film gewann insgesamt 6 LOLAs. Danach wurde es ruhiger um Jan-Ole. Mit «Lara» meldet er sich nach Jahren zurück. Erneut mit Tom Schilling und Friederike Kempter, welche beide bereits in «Oh Boy» für Jan-Ole vor der Kamera standen. Mit Friederike verbindet Jan-Ole auch privates: beide wurden vor kurzem Eltern ihrer gemeinsamen Tochter Ava. Vielleicht der Grund für Jan-Ole sich mit der Mutter-Sohn Thematik auseinanderzusetzen?
Wir trafen ihn und Darsteller Tom Schilling anlässlich des Zurich Film Festivals zu Gesprächen.
- Lara (DE 2019)
- Regie: Jan-Ole Gerster
- Drehbuch: Blaž Kutin
- Besetzung: Corinna Harfouch, Tom Schilling
- Dauer: 98 Minuten
- Kinostart: 8. November 2019