Karrierekampf zwischen Verlobten

Moviekritik: Fair Play
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Pressebild zVg, ©Netflix

Emily (Phoebe Dynevor, «Bridgerton») und Luke (Alden Ehrenreich, «Solo: A Star Wars Story«) sind jung, verliebt und verlobt. Beide arbeiten als Analysten bei einer Investment-Bank und halten aufgrund von Firmenvorgaben ihre Beziehung geheim. Als ihr Portfolio Manager eines Tages entlassen wird, vernimmt Emily das Gerücht, dass Luke nun neuer PM werden soll. Das Paar zelebriert diese News ohne offizielle Bestätigung, bis es am selben Abend eine Überraschung gibt: Emily ist die Auserwählte, nicht Luke. Kann ihre Beziehung die neuen Machtstrukturen im Büro überstehen?

 

Ein gar nicht so modernes Paar

 

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, heisst es. Und dieses Sprichwort nehmen die beiden Protagonisten langsam, aber sicher zum Lebensmotto. Während sie versucht, seine aussichtslose Karriere zu pushen, verliert er umso mehr an Selbstbewusstsein, was sich wiederum in einer passiv aggressiven Art ihr gegenüber spiegelt. Filmemacherin Chloe Domonts zentrale Aussage wird sehr schnell klar: es geht um das fehlende Fair Play zwischen den Geschlechtern. Während sie seine erwartete Beförderung schmerzlos feierte, gelingt ihm dies im Gegenzug nur mittelmässig. Das männliche Ego ist verletzt. Das moderne Paar ist gar nicht so modern, wie es auf den ersten Blick erschien. Statt sich auf ihre neuen Chancen und Herausforderungen zu konzentrieren, welche ihr die neue Position ermöglicht, kümmert sie sich in erster Linie um ihn oder fällt auf seine manipulativen Spielchen rein. Sprich beide entlarven sich als wenig zeitgemäss oder emanzipiert. 

 

Der Graben zwischen den Liebenden wird immer breiter. (Sergej Radovic / Courtesy of Netflix / © 2023 MRC II Distribution Company, L.P.)

 

Normalerweise sind es ja gerade die Schwächen, welche in uns Empathie für die Figuren auslösen. Dies funktioniert hier allerdings wenig. Eher das Gegenteil trifft ein. Beide geraten in ein wildes Fieber auf der Suche nach mehr Bestätigung, wenn auch aus unterschiedlichen Motiven. Sie braucht immer noch Gewissheit, dass es ihre analytischen Fähigkeiten und nicht ihr Aussehen waren, die zur Beförderung verhalfen. Er hingegen versucht, so rasch als möglich, mit ihr Fuss zu fassen und ebenfalls PM zu werden. Das diese Beziehung keine Zukunft hat, ist schnell klar und damit die Geschichte zu Ende erzählt. Damit aber die Spielfilmlänge erreicht werden kann, werden noch ein paar Spannungsmomente eingebaut und auch die Sex-Consent-Thematik wird aufgegriffen, dies wirkt aber eher erzwungen als glaubhaft. Erst als gegen Schluss die Linien zwischen Täter und Opfer verschwimmen, erhält der Film ein wenig Tiefgang.

 

Zu konstruiert und durchgekaute Klischees

 

All in all wirkt der Film zu konstruiert. Es wirkt, als wolle Chloe Domont alle Trend-Themen wie Gleichstellung, Geschlechterrollen, Quotenfrauen, Consent und nicht zuletzt toxische Firmenkultur unter einen Hut bringen, ohne wirklich eine substantielle neue Aussage zu einem der Themen zu formulieren. Vielmehr bedient sie sich an bereits durchgekauten Klischees. Schade, denn die Schauspielenden hätten genug Talent, um eine substanziellere Pointe rüberzubringen.

 

«Fair Play» bleibt ein lauwarmer Erotik-Thriller, ohne grossen Erinnerungswert. Eine verpasste Chance. 

 

  • Fair Play (2023)
  • Regie & Drehbuch: Chloe Domont
  • Besetzung: Phoebe Dynevor, Alden Ehrenreich, Eddie Marsan
  • Laufzeit: 113 Minuten
  • Ab sofort bei Netflix

 

Tanja Lipak / Mo, 09. Okt 2023