Ein Blick hinter die Kulissen
Der diesjährige Eröffnungsfilm des DOK.fest München@home Hinter den Schlagzeilen zeigt die Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer bei Ihrer Arbeit fürs Investigativ-Ressort der Süddeutsche Zeitung.
Am 3. Mai erinnerten verschiedene Organisationen wie Reporter ohne Grenzen oder Amnesty International im Rahmen des Internationalen Tages der Pressefreiheit an die sich weltweit verschlechternden Arbeitsbedingungen für Journalist*innen. Dies hat verschiedene Gründe – sicherlich ist der vermehrte Wechsel von Print- auf Onlinejournalismus ausschlaggebend, aber auch die öffentliche Meinung über den Beruf des Journalisten hat sich gewandelt. Im Zeitalter von Fake News, Clickbait & Co. haben es Journalisten nicht leicht, vertrauensvolle und verlässliche Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Die Corona-Pandemie hat diese Situation noch verschärft. Journalist*innen sehen sich vermehrt mit Hass und Gewaltbereitschaft konfrontiert und verlieren aufgrund der restriktiven Massnahmen, und auch weil sie durch Corona-Skeptiker behindert werden, viele Aufträge.
Die Demokratie existiert dank der Anstrengung vieler
«Es gibt eine Form von Journalismus, der bewusst darauf abzielt, die Leute fehlzuleiten und zu täuschen», sagt Edward Snowden in Hinter den Schlagzeilen. «Die liberalen und offenen Gesellschaften, die wir ererbt haben… sind nicht garantiert. Sie existieren nur dank der kollektiven Anstrengungen vieler.» Gleich zu Beginn des Films wird deutlich, wie komplex und vielschichtig die Arbeit der Investigativ-Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer ist, wie viele Risiken sie dabei eingehen, und wie wenig Sicherheit sie haben, am Ende zu Ihrer Story zu kommen. Die Dokumentation zeigt, wie sie zum Mord der Kollegin Daphne Caruana Galizia auf Malta recherchieren und den Spuren eines Waffenhändlers folgen, der mit dem iranischen Atomraketen-Programm in Verbindung gebracht wird. Als den Journalisten im Verlauf des Films ein Video zugespielt wird, welches den österreichischen Politiker Heinz-Christian Strache schwer belastet, ziehen sie einen Forensiker bei, der sie in der
Spurensicherung unterstützt.
Überlebensnotwendiges öffentliches Gut
In einer Videobotschaft zum Welttag der Pressefreiheit erklärte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die Schaffung eines freien und sicheren Umfelds für Medienschaffende weltweit zu einem Ziel des Aktionsplans der Vereinten Nationen und beschrieb den Journalismus als «überlebensnotwendiges öffentliches Gut». Ausserdem forderte Guterres alle Regierungen auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um freie, unabhängige und vielfältige Medien zu unterstützen. Immer wichtiger wird es überdies sein, auch Leser*innen weitgehend zu sensibilisieren, sie zu schulen und darauf zu trainieren, Fehlinformationen und Desinformationskampagnen als solche zu erkennen und richtig damit umzugehen.
Daniel Sager gelingt es mit dem Einsatz weniger filmischen Mitteln wie der Montage oder der Filmmusik an manchen Schlüsselstellen, dem Thema Investigativer Journalismus die Brisanz zu verleihen, die sie verdient, ohne reisserisch zu sein. Als Zuschauer*in bin ich als stille Beobachter*in mit dabei…
- Hinter den Schlagzeilen (Deutschland, 2021)
- Regie: Daniel Sager
- Laufzeit: 90 Minute
- Kinostart: t.b.a.