Hugh Jackman erobert Zürich
Wenn man gestern am späten Nachmittag am Bellevue stand und vor dem Kino Corso beobachtete, dass sich unterschiedlichste Menschen arrangieren und in Reih und Glied um Absperrgitter aufstellen, konnte man sich schon fragen, was denn hier passieren wird. Denn die Nervosität bei den Verantwortlichen und Helfern des Zurich Film Festivals, die vor dem Corso weibelten, konnte aus der Luft gelesen werden. Des Rätsels Lösung: Hugh Jackman wird erwartet.
Doch bis es so weit war, hatte der australische Hollywood-Superstar noch einige Termine im Kalender. Das Team von Bäckstage hatte dreimal mit Hugh zu tun.
1. Station: Die Pressekonferenz.
Gegen Mittag versammelten sich im Hotel Baur au Lac das Team des Films «Prisoners», also neben Jackman waren das Darstellerin und Oscar-Preisträgerin Melissa Leo, Regisseur Denis Villeneuve und Produzentin Kira Davis. Das Filmteam war bestens gelaunt und Hugh Jackman lachte befreit über Witze. Daneben erzählte er, dass seine Eltern sich in der Schweiz kennengelernt haben, dass er für «Prisoners» erst zugesagt habe, als Regisseur Villeneuve an Bord gewesen sei und nutzte für den Film die Metapher eins Flusses, in den verschiedene Wasser einfliessen. Damit meinte er verschiedene Aspekte, beispielsweise Regie, Kamera oder Darsteller. Zudem möge er Schokolade und am meisten Angst hätte er gehabt, als er einmal die australische Hymne vor einem Rugby-Spiel singen musste. Der charismatische Superstar hatte die Lacher auf seiner Seite.
2. Station: Green Carpet.
Dann wurde es ernst. Relativ pünktlich um 20 Uhr schoss Hugh Jackman aus der Limousine und rannte erst einmal zu den Fans auf der anderen Strassenseite. Der Star zum Anfassen verteilte Autogramme, liess sich breitwillig fotografieren, beantwortete Fragen und gegen die eine oder andere Umarmung hatte er auch nichts. Jackman nahm sich sehr viel Zeit für die Fans und Schaulustigen und schien sehr zu schätzen, dass so viele Menschen gekommen waren, nur um ihn zu sehen. Danach lief er über den Teppich, beantwortete geduldig Fragen der Reporter und posierte für die Fotografen. Am Ende des Teppichs empfing ihn Festivalleiterin Nadja Schildknecht und führte ihn ins Kino, wo ein voller Saal bereits auf Hugh Jackman wartete.
3. Station: Die Preisverleihung.
«Da wir ein internationales Publikum haben, werde ich in einer Sprache weitermachen, die viele verstehen: Schwedisch», witzelte der deutsche Moderator Steven Gätjen, der durch den Abend führte. In seiner Einleitung erklärte er, dass er gegen Hugh Jackman nie eine Chance gehabt habe. Seine gesamte Familie möge Hugh, selbst seine Partnerin. Aber das Schlimmste sei, dass Jackman so nett sein, dass man ihm nicht einmal böse sein könne. Steven machte seinen Job locker und übergab das Zepter nach kurzer Zeit fliessend an den künstlerischen Leiter Karl Spoerri, der Hugh Jackman den Golden-Icon-Award übergab. Auch hier war Jackman bester Laune, bedankte sich und erklärte, dass es ohne die Schweiz keinen Hugh Jackman geben würde, da sein Vater Ski-Instruktor in Interlaken war, wo sich seine Eltern trafen. Zum Schluss kam das gesamte Filmteam auf die Bühne und Steven Gätjen befragte das Quartett. Er wollte etwa wissen, wie man bei einem Film mit einer so düsteren Geschichte die Leute bei Laune hält. Denis Villeneuve verriet lachend, dass Produzentin Kira Davis sie mit gutem Essen verwöhnt hätte.
Dann wurde es langsam Zeit, um den Film «Prisoners» zu starten und Hugh Jackman eilte zum nächsten Termin. Er hat Zürich mühelos erobert und wir von Bäckstage liessen uns entspannt in den Sessel fallen und schauten «Prisoners». Der Film erzählt die Geschichte von zwei Familien, deren kleine Töchter entführt werden. Kernthema ist dabei die Frage, wie weit man gehen würde, um sie zurück zu bekommen. Hugh Jackman spielt einen der verzweifelten Väter. Abgesehen von kleinen Logikfehlern ist der Thriller im Stil eines David Fincher sehr zu empfehlen.
Auf der Pressekonferenz und am Green Carpet waren Jasmin Honegger und Tanja Lipak (Bilder). Text von Patrick Holenstein.