Tragische Odyssee eines einstigen Titans

Konzertkritik: Sean Paul @Komplex 457, Zürich
Sean Paul
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Sean Paul Facebook

Sean Paul, war einst der Titan des Dancehall-Olymps. Doch diese Zeit scheint längst vorbei, zumindest beschlich einem das Gefühl bei seiner einzigen Schweizer Klub Show im Zürcher Komplex. Doch was ist passiert? Auf seiner aktuellen Platte «Full Frequency», die er dem Publikum vorstellte, hört sich Vieles nach langweiligem Einheitsbrei an. Die nicht besonders innovativen Kompositionen schaffte er aber mit Bravour zu umschiffen und lenkte so die Aufmerksamkeit vermehrt auf die altbekannten, massentauchlichen Hits wie «Got 2 Luv U» und «How Deep Is Your Love».

 

Das Bild eines Ertrinkenden

 

Immer kurz bevor man dachte, dass er unweigerlich drohte unterzugehen, kam wieder einer dieser rettenden Songs daher. Zugegeben, Sean Paul hat in den vergangene zehn Jahren genügend eingängige Songs geschrieben, um sich so für 90 Minuten über Wasser halten zu können. Doch das Bild eines Ertrinkenden vor sich zu haben, ist kein schöner Anblick. Trotzdem, das Publikum war begeistert.

 

Odyssee

 

Mit Songs wie «Other Side Of Love» und «Temperature» schaffe es Sean Paul immer wieder in den sicheren Hafen einzulaufen. Doch die Ruhe vor dem Sturm war garantiert. Bob Marleys «No Woman, No Cry» gehört in die Sparte jener Songs, bei denen es verboten werden sollte, sie zu covern. Spätestens nach der geradezu desaströsen Dancehall-Version von Sean Paul dürfte wohl so ziemlich jeder zustimmen. Nach dieser waghalsigen Odyssee, war das abschliessende «Turn It Up» gerade zu erlösend. 

Dominique Rais / Fr, 09. Mai 2014