Farbtupfer in einem tristen Dasein

Movie-Kritik: Me Before You
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© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc

Louisa «Lou» Clarke (Emilia Clark, «Game of Thrones») hat sich noch nie grosse Ziele gesetzt. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben im walisischen Städtchen Pembroke, mit ihrer Arbeit im lokalen Café und ihrem sportbesessenen Freund Patrick (Matthew Lewis, «Harry Potter»-Reihe), mit dem sie eigentlich nichts gemeinsam hat. Ganz die pflichtbewusste Tochter, unterstützt sie mit ihrem Einkommen die finanziell angeschlagenen Eltern. Bis sie ihren Job verliert…

 

Will Traynor (Sam Claflin, «The Hunger Games») ist der Spross wohlhabender Eltern. Charismatisch, erfolgreich, abenteuerlustig, führt er ein Leben auf der Überholspur. Bis ein Unfall sein Leben abrupt verändert…

 

Lou und Will kommen sich langsam näher. (© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved)

 

Louisa wird sich der Herausforderung erst bewusst, nachdem sie den Job als Wills Pflegerin angenommen hat. Lebensmüde, wütend auf die Welt und das Schicksal, hat Will es sich zur Aufgabe gemacht alle Menschen von sich fernzuhalten. Doch Louisa lässt sich nicht so leicht abschrecken wie ihre Vorgängerinnen und setzt seinen verletzenden Bemerkungen, Beleidigungen und seinem Selbstmitleid Optimismus und ihre Lebensfreude entgegen – inklusive quietschbunter Kleidung. 

 

«Me Before You» ist die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellerromans von Jojo Moyes. Regisseurin Thea Sharrock setzt in ihrem Kinodebüt auf Altbewährtes, verzichtet auf formale Extravaganzen und gibt der eindrucksvollen Landschaft, den Schauspielern, sowie der Geschichte Raum, sich zu entfalten. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt und es ist unterhaltsam dabei zuzuschauen, wie die komplett gegensätzlichen Welten von Will und Lou aufeinanderprallen. Allerdings werden mit den Themen Querschnittslähmung und Sterbehilfe auch Aspekte in die Geschichte eingebracht, die nicht ganz ohne sind und einer besonderen Gratwanderung bedürfen. Filme wie «The Fault In Our Stars» oder «Ziemlich Beste Freunde» haben bereits gezeigt, dass schwierige Themen massentauglich umgesetzt werden können, ohne den Figuren die Würde zu nehmen. «Me Before You» will ebenfalls kein Mitleid erhaschen und auf Kosten von Will Traynor auf die Tränendrüse drücken. Gezeigt wird ein junger Mann, der mit seinem Schicksal hadert und deshalb eine folgenschwere Entscheidung getroffen hat, der aber dank der quirligen, lebensbejahenden Louisa allmählich wieder beginnt Freude zu empfinden.

 

Die beiden Schwestern. Die lebenslustige Lou in knalligem Gelb. (© 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved)

 

Dass sich zwischen ungleichen Figuren eine Liebe entwickelt, ist schon fast ein Grundprinzip der Liebeskomödie. Nach einem höchst unterhaltsamen ersten Teil, in dem die Gegensätze aufeinanderprallen, schlägt «Me Before You» aber leisere Töne an und wird zu einem Liebesdrama. Ab dann kann es der Film doch nicht ganz vermeiden ins Sentimentale zu kippen. Dadurch werden die Dialoge zusehends voraussehbar und klischeehaft. Der sarkastische, schon fast zynische, Wortwitz, der dem Film am Anfang den nötigen Auftrieb gibt, fällt gegen Ende immer mehr weg. 

 

Trotzdem schleichen sich bei aller Sentimentalität keine Längen ein, was in erster Linie an der grossartigen Besetzung liegt. Besonders überzeugend ist Emilia Clark, die die Louisa mit so viel Hingabe und Spielfreude verkörpert, dass man gar nicht anders kann, als diese bunte, quirlige Figur ins Herz zu schliessen und ihr nur das Beste zu wünschen. «Me Before You» ist etwas fürs Herz und Liebhaber kitschiger Liebesfilme werden ihre helle Freude daran haben.

 

Zwar wird viel Altbekanntes präsentiert, das tut dem Filmerlebnis aber keinen Abbruch, sondern verleiht trotz aller Schwere der Thematik, der Geschichte Leichtigkeit. 

  • Me Before You (UK 2016)
  • Regie: Thea Sharrock
  • Besetzung: Emilia Clarke, Sam Claflin, Jenna Coleman, Vanessa Kirby, Charles Dance, Matthew Lewis, Janet McTeer, Brendan Coyle
  • Laufzeit: ca. 110 Minuten
  • Kinostart: 23. Juni 2016

 

Bildrechte: © 2016 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved

Sule Durmazkeser / Mi, 22. Jun 2016