Drei Freunde auf einer Mission für gute Vibes

CD-Kritik: Opération Zéro mit Geil Gsi Gester
Bildquelle: 
Pressebild / ©Olivia Kurz

Drei Freunde aus der Region Bern versprühen positive Vibes mit lockeren Songs, geschickten Texten und viel Charme. So oberflächlich liesse sich Opération Zéro beschreiben. Natürlich geht das aber auch tiefer. Anhand der neuen EP «Geil Gsi Gester» ist das gut möglich.

 

Schon der Bandname ist herrlich pragmatisch gewählt. Im Raum stand eines gemütlichen Abends die Frage, was man mit der Musik erreichen möchte. «Gute Vibes und positive Messages verbreiten, das ist unsere Opération», erklärt die Band und führt gleich zum zweiten Teil des Namens: «Jeder Tag ist eine neue Chance und beginnt bei null (Zéro).» Dieser unkomplizierte und entspannte Ansatz zieht sich durch die Musik der drei Freunde. Überhaupt bringen die drei Musiker eine interessante Mischung mit. Malick hat seine Wurzeln im Beatboxen, wuchs in einer senegalesisch-schweizerischen Familie auf und hat Wirtschafts- und Organisationspsychologie studiert. JJ ist Kinderarzt, hat Wurzeln aus Bern und Genf und lebte schon als Teenager die musikalische Leidenschaft in einer Rockband aus. Kali bringt Einflüsse aus der Elfenbeinküste, Spanien und Frankreich mit in die Band und arbeitet Vollzeit als Produzent und Musiker.

 

Opération Zéro singen für Freundschaften und bleiben dabei authentisch

 

Wie gut diese unterschiedlichen Backgrounds zusammenspielen, wird schon beim Opener «Türe uf» klar. Sommerliche Beats mit feinen Hip Hop- und Popsounds eröffnen die EP, sofort sind sie im Ohr und bleiben hartnäckig. Besungen werden offene Türen in einer kryptisch bleibenden Beziehung. Aber das Symbol der sich öffnenden Türen ist im sprichwörtlichen Kontext durchaus positiv bewertet. Ein gelungener Einstieg. Der Titeltrack, «Geil gsi gester», ist eine Hymne auf die Lebensfreude in alle Facetten und Emotionen, auf Freundschaften, den Rhythmus des Moments und die damit verbundenen Memorys. Vielleicht die eingängigste Nummer auf dem Album, jedenfalls zündet sie rasch.

 

Nach zwei Songs wird deutlich, dass Opération Zéro als Fokus über Freundschaften und Emotionen singen. Der Eindruck täuscht nicht: «Unsere Freundschaft spielt bei der Entstehung von neuen Songs eine zentrale Rolle. In einer Band Musik zu machen, braucht viel Vertrauen untereinander, da Musik generell schnell einmal intim werden kann. Wir wissen, dass wir das Beste füreinander und auch für das Projekt Opération Zéro wollen.» Das nimmt man der Band sofort ab, denn die Stimmung, die die Songs transportieren, wirkt sehr authentisch und nicht kalkuliert. «Wir kennen uns seit vielen Jahren und pflegen brüderliche Beziehungen und kennen und entsprechend (schon fast zu) gut. All diese positiven Gefühle und emotional aufreibenden Erinnerungen, die wir teilen ermöglichen es uns, total ehrlich zu sein, was sich auch in unserer Musik widerspiegelt», unterstreichen Opération Zéro diesen Eindruck.

 

Opération Zéro - «Vergisse Di Nid» (Shortclip)

 

Der dritte Song heisst «Geister», mixt leichte Reggae-Klänge mit Hip Hop und legt den narrativen Fokus auf Unsicherheiten und das Abwenden von schlechten Energien bzw. Ängsten - die titelgebenden Geister -, die immer wieder zu Besuch sind. Das ist für viele Menschen aus eigener Erfahrung nachvollziehbar. «Vergisse Di Nid» ist zweisprachig und überwindet so den Röstigraben. In Deutsch und Französisch behandelt der Track das Thema Freundschaft und den Aspekt, dass man sich manchmal lange nicht sieht, aber doch weiss, dass man in entscheidenden Momenten da ist und sich trotzdem nicht egal ist. Hier offenbar sich eine weitere Stärke der Band: der Gesang. Einerseits durch die eingängige Melodie, aber auch durch den wechselnden Gesang und die sich harmonisch ergänzenden Stimmfarben. «Nei Sägä» beendet schliesslich die EP. Der Track ist eine Hymne für ganz viele Menschen, die nicht gelernt haben, Nein zu sagen und quasi rund um die Uhr für andere da sind. Genau davon handelt der letzte Song und plädiert für mehr Selbstschutz bzw. zu Mut, auf sich zu achten und einfach mal Nein zu sagen, wenn es nötig ist.

 

Das Album umfasst fünf Songs, die eindrücklich zeigen, wie gut die Stimmung zwischen den Freunden ist. Hat sich das auf die Aufnahmen ausgewirkt? «Wir haben die Songs der EP «Geil Gsi Gester» während vier Tagen in einem kleinen Dorf im Kanton Freiburg aufgenommen. Mitten in einer idyllischen Landschaft, umgeben von vielen kreativen Köpfe und abgeschottet vom Alltag, fiel es uns leicht, Musik zu machen. Dass wir vor allem Songs über (unsere) Freundschaft schreiben, schien während diesen Aufnahmen sehr logisch. Wir jammten und kochten», erzählt die Band. So ist auch gleich der Titel der EP entstanden. Eines Morgens schrieb einer in den Gruppenchat, «es isch geil gsi gester», und alle wussten, dass wird der Titel.

 

Dieser gewisse Charme, den man nicht erzwingen kann

 

Opération Zéro haben einen ausgezeichneten Liveruf und schon das Berner Bierhübeli ausverkauft, am Gurtenfestival oder am Montreux Jazzfestival gespielt. Die Songs auf «Geil Gsi Gester» lassen daran keinen Zweifel, denn die Chemie zwischen den Bandmitgliedern funktioniert bestens. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Songs sehr persönlich sind. «Es steckt viel Persönliches in den Songs. Es geht um unsere Ängste, aber auch darum, wie wir Freundschaften deuten», erklärt die Band. Aber sie haben bewusst auch Entwicklungen nicht ausgeklammert, was die Texte glaubwürdig macht: «Wir haben auch versucht, Veränderungen von Beziehungen und Gegebenheiten anzusprechen, die wir versuchen zu akzeptieren und zu schätzen. Da wir drei Personen in teilweise unterschiedlichen Lebensphasen sind, ist es auch immer spannend, den gemeinsamen Nenner eines Themas zu finden. Dies regt den Austausch an und kann Texte noch persönlicher machen», erläutern Opération Zéro.

 

Drei Freunde genügen also im Fall von Opération Zéro, um ein Album zu schreiben, das stimmungstechnisch das Herz am richtigen Fleck hat. Es sind einerseits die gemütlich fliessenden musikalischen Strukturen, die wunderbar funktionieren, und andererseits die smarten Texte. Das sind zwei wichtige Grundpfeiler, die den Freunden Sicherheit geben, um sich gesanglich optimal auszuleben. Klingt simpel, aber es steckt vermutlich viel Arbeit dahinter. Umso schöner, dass die Anstrengung in keiner Silbe, keinem Akkord zu erkennen ist. Hand und Fuss haben die Songs, das ist leicht hörbar, aber eben auch diesen gewissen Charme, den man nicht erzwingen kann, diese sommerliche Leichtigkeit. Die Alliteration «Geil Gsi Gester» ist daher eigentlich nur halbwegs der richtige Titel, denn es bleibt augenzwinkernd zu hoffen, dass es «Morn au no geil isch».

 

Opération Zéro liefern scheinbar mühelos eine EP mit sommerlichen Klängen und authentischen, teils zweisprachigen Texten. Handwerklich sauber produziert, macht die Platte viel Freude.

 

 

Bäckstage Redaktion / Sa, 08. Feb 2025