Die Heavy Metal Messe mit Powerwolf

Konzertkritik: Powerwolf im Komplex 457
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© Christoph Gurtner / stagetime.ch

Kissin‘ Dynamite und Amaranthe Supportbands zu nennen, ist eigentlich eine Unverschämtheit. Deshalb sind sie auf dem Plakat zur «Wolfsnächte» Tour von Powerwolf auch als «Guests» bezeichnet. Trotzdem hatten die beiden Gastbands halt nur ein kurzes Set, welches es aber in sich hatte. Kissin‘ Dynamite – die uns schon mehr als einmal überzeugt hatten – durften beginnen und neben vier schon wieder etwas älteren Songs auch vier Stücke aus dem im Sommer erschienenen Album «Ecstasy» vorstellen. Dabei war die deutsche Band für Komplex-Verhältnisse super abgemischt und überzeugte musikalisch auf ganzer Linie. Kissin‘ Dynamite ist eben immer ein Garant für eine wahnsinns live Show. Wer sie verpasst hat, oder gerne in den Genuss eines längeren Sets kommen möchte, hat am 11. April 2019 Gelegenheit dazu. Dann kommen Kissin‘ Dynamite für eine Headliner-Show nach Pratteln ins Z7.

 

Auch Amaranthe ist eigentlich bekannt für energiegeladene und überzeugende Live-Auftritte. Leider gingen die Schweden zwischen Kissin‘ Dynamite und Powerwolf qualitativ völlig unter, was vor allem auch an der schlechten Abmischung lag. Immerhin müssen hier gleich drei Gesangs-Mikrophone (neben den übrigen Musikern) aufeinander abgestimmt werden. Dabei ging Frontsängerin Elize wohl leider vergessen – zumindest hörte man sie lange Zeit mehr schlecht als Recht. Auch sie selbst schien ihren Gesten nach so ihre Probleme mit dem Sound zu haben. Zum Glück kommen auch Amarathe bald wieder für eine Headliner Show in die Schweiz – man kann sie bereits am 2. Februar 2019 im Z7 sehen. Dort werden sie noch mehr Stücke aus ihrem kürzlich erschienen Album «Helix» vorstellen.

 

Dass der Komplex 457 an diesem Abend ausverkauft war, war vielleicht dem ungewöhnlichen und hochrangigen Lineup zu verdanken. Wahrscheinlich hätten das Powerwolf aber auch alleine geschafft. Jedenfalls war die Location proppenvoll und die Stimmung schon fast am Siedepunkt, als Powerwolf schliesslich in ihren düsteren Kostümen und den weiss geschminkten Gesichtern die Bühne betraten. Nicht nur der Headliner war somit angekommen, sondern auch die bessere Soundqualität wieder zurück. 

 

Powerwolf gehören zu jenen Bands, die ihre Setlist jeweils leicht abändern. Einen Grossteil machten natürlich Stücke aus der jüngsten Scheibe «The Sacrament of Sin» aus. An diesem Abend gab es aber, ausser vom 2005er Erstling «Return in Bloodred», Songs von allen Alben auf die Ohren. So schmetterten Powerwolf eine Hymne nach der anderen ins enthusiastisch mitgrölende Publikum, und animierten die Zuschauer mit Sprüchen wie: «Wollt ihr die heilige Heavy Metal Messe mit uns feiern?!» oder «Seid ihr besessen?!»

 

Besessen waren die Zuschauer vielleicht nicht gerade, aber definitiv gefesselt von der energiegeladenen Show, die sich vor ihnen abspielte. Zudem wird Powerwolf tatsächlich von einigen Fans geradezu kultisch verehrt, und damit spielt die Band auch. So handeln nicht nur die Texte vorwiegend von religiösen Themen und sind teilweise sogar auf lateinisch verfasst, sondern auch die Namen der Bandmitglieder sind Pseudonyme, um die eine Entstehungsgeschichte mit Ursprung in Rumänien gesponnen wurde.

 

Auch wenn Powerwolf dieses Image schon seit über 10 Jahren durchziehen, scheinen sie noch immer Freude daran zu haben. Zumindest sah man der Band den Spielspass gut an, und der Funke ist definitiv auf das Publikum übergesprungen. 

 

Powerwolf alleine ist schon einen Besuch wert. Mit den hochrangigen Gästen Kissin‘ Dynamite und Amarante hat die Band aber eine wahrlich denkwürdige Tour hingelegt. Man wurde nicht enttäuscht.

Titelbild mit freundlicher Genehmigung von Christoph Gurtner von Stagetime.ch

 

Seraina Schöpfer / Di, 27. Nov 2018