«Die letzten Jahre lebten wir in einem Nebel von Alkohol»

Interview mit Bob Hardy von Franz Ferdinand
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Facebook Franz Ferdinand

Eine Woche, nachdem das mittlerweile vierte Album «Right Thoughts, Right Words, Right Action» von Franz Ferdinand erschienen ist, spielte die in Glasgow beheimatete Band am Zurich Openair. Robert Hardy, der Bassist der Band, hat uns erzählt, wie er die zehn Jahre seit dem Debutalbum erlebt hat, welches sein Lieblingssong auf dem neuen Album ist und er sprach über seine Wurzeln als Künstler.

 

Vor zwei Jahren schien es, dass ihr kurz vor eine Auflösung standet. Was ist passiert, dass man euch heute doch noch auf der Bühne sieht?

Bob: Wir nahmen uns eine Pause vom Touren und davon, Franz Ferdinand zu sein. Es war schlussendlich eine Pause von zwölf Monaten, was wichtig war, damit wir unsere Gesellschaft wieder schätzen lernten. Wenn du die ganze Zeit am Touren und Aufnehmen bist und mit denselben Leuten zusammen bist, beginnen dich Kleinigkeiten an den Anderen aufzuregen. Deshalb brauchten wir eine Pause voneinander. Das war das Wichtigste und deshalb sind wir noch hier.

 

Franz Ferdinand war wichtig für die englische Musik in den letzten zehn Jahren. Euer Mix aus Post-Punk und New Wave hat den Nerv der Zeit getroffen. Wie habt ihr diese Zeit erlebt?

Betrunken! Wir waren die ganze Zeit am Touren und spielten zahlreiche Shows. Wir fühlten uns irgendwie mitten im Auge des Sturms und erlebten diese Zeit in einem Nebel von Alkohol.

 

Wie schwierig war es für euch, ein neues Album zu schreiben? «Tonight: Franz Ferdinand» erhielt einige harte Kritiken von euren Fans.

 

Darauf haben wir eigentlich keine Rücksicht genommen, als wir dieses Album aufnahmen. Es hat uns sehr viel Spass gemacht. Jeder Song startete mit einer starken Idee. Wir schrieben die Songs und spielten sie, bevor wir sie im Studio aufnahmen. Das führte dazu, dass wir gut eingespielt waren und die Aufnahmen nur fünf Tage dauerten. Es war ein schöner Prozess. 

Euer neues Album tönt relaxed. Ein bisschen wie zurück zu den Wurzeln. Wie bewusst wart ihr euch über das musikalische Konzept?

 

Es gibt hinter dem Album nicht wirklich ein Konzept. Zwar gibt es Ideen hinter den Songs, über die wir uns bewusst waren, jedoch sollte es kein Konzeptalbum sein. Wir sind jedoch grosse Fans von Popmusik, deshalb sollten es zugängliche, direkte und schlagkräftige Songs sein.

 

«Love Illumination» erzählt über ein Dorf namens Blackpool. Was ist so speziell an diesem Dorf?

 

Es ist einfach wunderbar – ihr müsst dorthin gehen! Überall hat es elektrische Lichter und die Leute kommen dorthin von überall aus dem Norden Englands um dies zu sehen. Elektrizität ist nicht üblich im Norden. Ich komme aus Bradford, deshalb weiss ich das. Die Leute kommen dorthin, um die Beleuchtung zu sehen und diese zu bestaunen.

 

Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?

 

Ja, «Stand on the Horizon». Die zweite Hälfte des Songs ist eine Kollaboration mit Todd Terje, einem norwegischen Dance-Musiker. Es ist das erste Mal, dass wir etwas in diese Richtung gemacht haben. Und es hat auch Streicher dabei, die von Owen Pallet arrangiert wurden, was auch das erste Mal ist. Deshalb ist dies momentan mein Lieblingssong.

 

Nach «Tonight: Franz Ferdinand» habt ihr «Blood» rausgebracht, ein Album mit Dub-Versionen. Ist so etwas auch für das neue Album geplant?

 

Im Moment noch nicht. Wir haben noch gar nicht darüber gesprochen. «Blood“ kam raus, weil wir das Album mit Dan Carey aufgenommen haben, der ein grossartiger Dub-Mixer ist. Während der Aufnahmen blödelten wir rum und machten Dub-Mixes aus den Songs und haben diese dann auch rausgebracht. Im Moment ist jedoch nichts in diese Richtung geplant. Aber sag niemals nie, vielleicht kommt noch was.

 

Das neue Album ist jedoch ziemlich kurz. Kommt vielleicht noch ein B-Sides Album?

 

Wir haben rund 20 Songs aufgenommen und dann diese zehn rausgepickt, da sie am besten zusammen funktionierten. Einige der anderen werden sicher in irgendeiner Form noch rauskommen.

 

Momentan kommen auch neue Alben von den Babyshambles und den Arctic Monkeys raus. Schaut ihr, was die Rivalen so machen?

 

Ich habe von den Arctic Monkeys bisher die ersten beiden Singles gehört – diese sind grossartig und gefallen mir sehr. Ich freue mich auf das Album. Wenn du jedoch an deiner eigenen Musik arbeitest, achtest du nicht allzu sehr auf die anderen. Bei den Babyshambles habe ich via Soundcloud reingehört. Klingt auch gut. Ich bin jedoch eher ein Fan der Monkeys und freue mich deshalb auf ihr Album.

 

Du hast Kunst studiert. Machst du neben Franz Ferdinand noch etwas Künstlerisches?

 

Während der zwölfmonatigen Pause, die wir nach dem Touren zu unserem letzten Album hatten, malte ich Bilder. Damit es sich jedoch lohnt zu malen, braucht man einen grossen Lauf von etwa fünf Jahren. Ich habe also den Pinsel genommen und etwas halbwegs Anständiges gemacht. Das ging so während einem Jahr und dann hat es mit Franz Ferdinand wieder begonnen. Es wäre also eher ein langfristiges Projekt, das ich machen müsste. Ich habe jedoch Notizbücher, in die ich die kreativen Prozesse niederkritzle.

 

Wie stark seid ihr in der Visual-Identity der Band involviert, wie zum Beispiel Covers oder Video-Clips?

 

Alles kommt von uns. Seien es Plattenhüllen oder Ideen für Videos. Dann haben wir ein Konzept und suchen uns einen Regisseur, der mit uns übereinstimmt und uns hilft, es umzusetzen. Schlussendlich kommt alles von uns. 

Was kommt als nächstes? Werden Franz Ferdinand bald wieder in der Schweiz spielen?

 

Ich hoffe sehr, dass wir bald wieder zurückkehren. Das Publikum ist toll hier und gehört zu dem Besten in Europa. Die Festivals hier sind grossartig – wir müssen also bald wieder zurückkommen!

 

Da freuen wir uns bereits jetzt drauf. Danke für das Gespräch.

 

Redaktion: Patrick Holenstein, Interview geführt: Hansjürg Stämpfli

 

 

Hansjürg Stämpfli / Do, 05. Sep 2013