Söhne Mannheims: Kleine Hallen klingen besser

Interview: Kosho und Henning-Söhne Mannheims

Die Söhne Mannheims waren am Montag im Volkshaus. Kurz vor der Show machen es sich Kosho und Henning mit uns im Treppenhaus des Volkshauses gemütlich und plaudern über ihr soziales Engagement und wieso die Söhne Mannheims auch ohne Xavier Naidoo gut funktionieren.

 

Wieso tretet ihr bei dieser Tournee in kleineren Hallen auf?

 

Kosho:  Weil wir es können.

 

Henning Wehland: Nein, wir treten in kleinen Hallen auf, weil wir für die Konstellation, in der wir unterwegs sind, einen bewussten guten Titel und auch einen Grund gesucht haben, warum wir auf Tour gehen wollen. Wir hatten das grosse Vergnügen für den Kinofilm «Heiter bis Wolkig» einen Soundtrack zu schreiben. Das war für uns der Start in das Jahr 2012. Es ist ein sehr intimer Film, der sehr viel über das Leben sagt und das war für uns nahe dran und da passt es halt gut, dass wir in neuer Besetzung auch beim Publikum «Ganz nah dran» (Tourmotto, Anm. d. Red.) sind.

 

Wo seht ihr den Unterschied zu den grossen Hallen?

 

Kosho: Es klingt viel besser. Man ist näher dran am Publikum, das Publikum ist näher an der Band und es gibt nicht so lange Nachhallzeiten. Für mich als Musiker ist das total schön, weil man die Ohren frei hat. Die Musik kommt einfach dann an im Ohr, wenn man sie gerade gemacht hat. 

 

Eure Konzerte sind oft ausverkauft. Wie erklärt ihr euch den Erfolg der Söhne Mannheims?

 

Henning: Den Erfolg der Söhne Mannheims kann man, glaube ich, nur schwer begreifen. Speziell für uns ist es nach wie vor ein Phänomen. Aber ich glaube, dass wir in den kleinen Details unseren Erfolg begreifen. Gerade auf dieser Tour merkt man halt, dass eine Energie vom Publikum ausgeht, die nicht durch wahnsinnig hektische Bewegungen oder sonst irgendwas deutlich wird, sondern durch Klatschen und Beifall der Leute bis in die hintersten Reihen. Ich glaube, es ist aber vor allem der Tatsache geschuldet, dass wir es auf der Bühne tatsächlich ernst meinen.

 

Ich möchte gerne auf zwei Singles zu sprechen kommen. Eine ist «Gesucht und gefunden», vom eben schon erwähnten Soundtrack zu «Heiter bis wolkig». Wie sucht ihr solche Aufträge aus?

 

Henning: Im Fall von «Heiter bis wolkig» war es so, dass die Söhne Mannheims schon über 15 Jahre im Geschäft sind und man uns inzwischen natürlich kennt. Zum Glück haben auch das Kinobusiness und die Produktionsfirmen inzwischen verstanden, dass man sich vor dem Ende einer Produktion um die Musik kümmern muss. Musik ist, wie man weiss, einer der wichtigen Bestandteile, um Emotionen vermitteln zu können. Da wir mittlerweile einige Produzenten kennen, unter anderem den Produzenten von «Heiter bis wolkig». Also hatte der uns, weit bevor der Film fertig gedreht war, angesprochen und darum konnten wir den Song so schnell umsetzen.

 

Ist die Single denn schon ein Vorbote auf ein neues Album?

 

Henning: Ich weiss nicht, wie du das siehst, Kosho, aber ich finde es ist auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass wir in der Konstellation, also ohne Xavier Naidoo und Michael Herberger eine Identität haben und dass die Söhne Mannheims unabhängig von Namen und Gesichtern sind.

 

Kosho: Ich sehe das auch so. Für uns ist das ein Meilenstein, so wie andere Alben wie zum Beispiel das «ZION»-Album am Anfang war. Oder das «MTV Unplugged». So ist jetzt dieser Song und das kommende Album wieder ein Meilenstein, weil es einen Neubeginn für uns markiert.

 

 

Die zweite Single ist „Freiheit“. Ihr habt den Song damals für Amnesty International geschrieben. Könnt ihr mir da etwas dazu erzählen?

Kosho: Seit es die Band gibt engagieren wir uns für besondere politische oder bewusstseinserweiternde Missionen und so hat sich die Band ja eigentlich gefunden beziehungsweise ihr erstes Konzert gespielt. Das war ein Benefizkonzert für Kriegsopfer des Kosovokrieges. Seither hat uns immer wieder die Thematik beschäftigt und wir haben untereinander über diese Themen geredet. Wir wurden dann natürlich auch von Organisationen wie Amnesty International angesprochen, weil die gespürt haben, dass eine so grosse Gruppe wie wir, mit so vielen unterschiedlichen Menschen von ganz unterschiedliche Herkünften, wie geschaffen ist, um so etwas zu transportieren und zu projizieren. Wir freuen uns natürlich, wenn wir für solche Dinge gefragt werden, weil dann das Leben als Musiker noch ein bisschen mehr Sinn macht als NUR Musik zu machen.

 

 

 

Aber ihr macht schon nicht NUR Musik. Ihr habt schon soziale Themen in euren Texten und prangert Missstände an. Gibt es denn Themen, an die ihr euch überhaupt nicht heran trauen würdet?

 

Kosho: Für mich persönlich gibt es erstmal kein Tabu. In der Poesie ist ja eigentlich alles erlaubt, deswegen finde ich es gut, wenn man zumindest mal probiert, die Grenzen auszuloten. Wie weit man damit kommt, weiss ich natürlich nicht. Aber Henning hat da bestimmt auch was zu sagen.

 

(Beide lachen)

 

Henning: Ich glaube, in der Karriere, die jeder einzelne von uns gemacht hat, haben wir die Einstellung halt häufiger mal gewechselt. Mir geht es zumindest so. Ich glaube, dass der Text in der Musik eine grosse Möglichkeit ist, Stellung zu beziehen und das Schlimmste, was einem Texter passieren kann, ist, wenn man nicht über die Texte redet. Es ist also wichtig, zu positionieren und zu separieren, dass es Leute gibt, die einen mögen oder eben verabscheuen.

 

Aber ihr macht es auch über die Musik hinaus. Zum Beispiel zahlt jeder, der beim Konzert auf der Gästeliste steht, 5 Franken an Aufwind-Mannheim. Könnt ihr da mehr dazu sagen?

 

Henning: Der Aufwind-Mannheim ist ein eingetragener Verein, den die Söhne Mannheims schon vor bestimmt über zehn Jahren gegründet haben. Es geht in erster Linie halt darum, so wie ich die Söhne Mannheims früher eben immer gesehen haben, Stellung zu beziehen und zu sagen: Das ist der Ort wo ich herkomme, hier möchte ich die Umwelt und das Leben verbessern. Deshalb ist der Aufwind-Verein auch speziell in einen Brennpunkt von Mannheim gegangen, wo halt eben Menschen, die eigentlich fast auf verlorenem Posten stehen, eine Möglichkeit bekommen, Hilfe zu suchen. In jeder Form. In erster Linie bezieht sich das halt auf alleinerziehende Eltern, die mit ihren Kindern einen Sicherheit bekommen, wo eine warme Mahlzeit gegeben werden kann, wo eine bestimmte Routine in ein Leben gebracht werden kann, Hausaufgabenhilfe oder einfach mal nur ein offenes Ohr. Das ist heutzutage, in der schnellen Welt, ganz wichtig.

 

Und zum Schluss: Was erwartet ihr vom Konzert in Zürich?

Kosho: Zurich at it’s best.

Patrick Holenstein / Do, 11. Okt 2012