Für uns ist es ein Geschenk, dass die Leute da sind.

Interview mit Lo und Leduc
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Promobild / © Maximilian Lederer

Das Berner Duo Lo & Leduc ist aktuell auf einem Höhenflug. Egal wo sie spielen, die Hallen sind ausverkauft und die Leute feiern sie. Aber abgehoben sind sie nicht, das wird im Interview schnell klar. Von irgendwelchen Star-Allüren ist gar nichts zu spüren, als die Band neben dem Medienzelt unsere Fragen beantwortet. Wir wollten wissen, wie das so mit Fangeschenken ist und der Planet Pluto einen eigenen Song bekommen hat. 

 

Ihr wart ja unglaublich oft auf Bühnen in den letzten Monaten. Habt ihr noch Energie?

 

Leduc: Tatsächlich, ja. Wir habe im Vorfeld der Tour aber auch gedacht, «oh mein Gott, so im August, September wird es bestimmt hart», aber offenbar regenerieren wir schnell genug. Gestern haben wir gerade wieder gespielt und es hat sich angefühlt, als ob es das erste Konzert wäre. 

Was war denn für euch Zucker in diesem Sommer?

 

Lo: Eigentlich ja der ganze Sommer, denn so ein Sommer in der Schweiz ist selten und da rede ich jetzt definitiv nicht von unseren Konzerten, sondern vom unglaublichen Wetter. Wenn man so einen Jahrzehnte-Sommer mit vielen Konzerten füllen kann, ist das ein grosses Glück und ein Privileg. 

Vor zwei Jahren habt ihr Bäckstage in einem Interview erzählt, dass ihr eure Songs in Brig schreibt. Ist das immer noch so? Wie schreibt ihr heute?

 

Leduc: Es ist nicht unbedingt an einen Ort gebunden, sondern häufig einfach nicht zuhause. Wie ich auch sonst nicht zuhause arbeite, fällt mir das Texten leichter, wenn ich sonst irgendwo bin. Du hast dann auch einen anderen Blick.

 

Wovon lasst ihr euch beim Texten beeinflussen? Wie kommt ihr beispielsweise auf die Idee für eine Ode an den Pluto, wie im gleichnamigen Song?

 

Lo: Die Idee kam uns tatsächlich in Zermatt. Den genauen Grund weiss ich nicht mehr so genau, aber irgendwann habe ich gelesen, dass Pluto kein Planet mehr ist. Das hat mich ein bisschen betrübt. Primär, weil das «Planete-Merksätzli» nicht mehr aufgeht und man das jetzt in allen Schulbüchern ändern muss. Aber bei Ideen ist es noch schwierig, die fallen plötzlich von irgendwo runter und wichtig ist, dass man sie dann fasst und reifen lässt.

 

 

Lo: Wir haben mal einen circa dreiseitigen Brief bekommen. Den hat ein Typ geschrieben und man hat gemerkt, dass der sich unglaublich intensiv mit den Songs und den Texten auseinandergesetzt hat.

 

 

Ihr seid seit dem 20. April 2014 ununterbrochen in der Schweizer Hitparade. Und wie fühlt man sich als Künstler dabei?

 

Leduc: Das geht in der Schweiz sicher besser als in anderen Ländern, aber wenn man es hört, ist das natürlich schon schön. Das hätte man nie gedacht. Aber die Zahlen sind sehr zu relativieren. 

Inwiefern?

Leduc: Weil einfach nicht mehr so viele CDs verkauft werden und so ist man ziemlich schnell in den Charts. 

Ihr habt nicht nur beim Publikum sehr viel Erfolg, sondern auch in der Branche. Bei den Swiss Music Awards 2015 habt ihr gleich alle drei Preise gewonnen, für die ihr nominiert wart. Was geht einem durch den Kopf, wenn der eigene Name zum dritten Mal an einem Abend aufgerufen wird?

 

Lo: Beim dritten Mal wussten wir definitiv nicht mehr, was wir noch sagen sollen. Natürlich haben wir uns im Vorfeld überlegt, was wir sagen würden, falls wir einen Preis gewinnen. Aber mehr auch nicht. Darum standen wir das dritte Mal auf der Bühne und konnten nur noch ein bisschen «Merci» sagen. 

Ihr lasst via Instagram die Fans an eurem Tourleben teilhaben. Aber man sieht auch hin und wieder Bilder von Fangeschenken, jedenfalls wirkt es so. Was war das schönste Fangeschenk, das ihr bekommen habt?

 

Lo: Wir haben mal einen circa dreiseitigen Brief bekommen. Den hat ein Typ geschrieben und man hat gemerkt, dass der sich unglaublich intensiv mit den Songs und den Texten auseinandergesetzt hat. Das war für uns beide ein sehr wertvolles Geschenk, denn man fragt sich beim Schreiben oft, ob der Hörer den Sinn versteht oder ob Lyrics zu kompliziert sind oder ob die Querverweise verständlich genug sind. Die werden tatsächlich verstanden und darum ist dieser Brief ein sehr schönes Geschenk. 

Leduc: Man muss aber nicht unbedingt einen Brief schreiben. Für uns ist es ein Geschenk, dass die Leute da sind. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich und wir sind diesen Sommer sehr häufig mit lauteren Background-Chören beschenkt worden, als die Musik, die wir auf der Bühne gespielt haben. 

 

Leduc: Wir sagen den Fans an Konzerten häufig, «tüent mal die Handys weg und loset zue», weil man sonst zuhause nur verpixelte Videos in schlechter Qualität anschauen kann. Zwischenzeitlich habe ich wirklich das Gefühl, dass nicht so viele Handys da sind.

 

 

Ihr habt mal dazu aufgerufen, man soll euch Bilder und Videos von Konzerten schicken, weil ihr die sammelt und es irgendwann einen Bildband geben wird. Wie läuft das Sammeln?

 

Leduc: Haben wir das gemacht? Vielleicht war das auch ein Witz. Wir sind manchmal mega witzig. 

 

Lo: Aber wir haben einmal ein Video von den Konzerten zusammengeschnitten und dafür haben wir die Leute aufgerufen, sie sollen uns doch Handyaufnahmen oder was sie sonst von den Konzerten haben, schicken. Wahrscheinlich ist diese Aktion gemeint. Wir haben aber sehr viele Erinnerungen in unserem Kopf und vielleicht ist es gut, dass man diese nicht alle über Bilder kanalisiert, sondern wir in fünfzig Jahren einfach sehen können, was geblieben ist.

 

Leduc: Es ist sogar eher das Gegenteil. Wir sagen den Fans an Konzerten häufig, «tüent mal die Handys weg und loset zue», weil man sonst zuhause nur verpixelte Videos in schlechter Qualität anschauen kann. Zwischenzeitlich habe ich wirklich das Gefühl, dass nicht so viele Handys da sind. Das ist immer schöner, als wenn man nur Bildschirme sieht. 

 

In dem Fall zeigt es Wirkung.

Leduc: So weit würde ich jetzt nicht gehen. Vielleicht wächst ja wirklich ein Bewusstsein, aber sicher nicht durch uns, weil wir ein paar Mal dazu aufrufen. Im Moment haben halt viele Leute Handys, die technisch dazu in der Lage sind und darum probiert man es aus. Aber plötzlich merkt man dann, dass es schade ist, dass man sich fast nicht mehr an das Konzert erinnert.

 

Die Tour ist ja bald vorbei. Was kommt danach? Plant ihr ein neues Album?

 

Lo: Musik ist zyklisch. Man hat intensive Phasen, wie gerade jetzt. Danach machen wir auf alle Fälle eine Pause. Aber wie vorher schon gesagt, man weiss nie, wann einem die Ideen zufliegen. Es sind jetzt schon wieder Songideen vorhanden, aber es braucht noch einen langen Gärungsprozess, bis der Wein gut ist. 

 

Lo & Leduc - «All die Büecher»

 

 

 

 

Patrick Holenstein / Mo, 07. Sep 2015