Elton John unterstützte uns emotional!

Interview mit Queens of the Stone Age
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© Nora Lezano

Der Bassist Michael Shuman von den Wüstenrockern Queens of the Stone Age stand Bäckstage gegenüber Rede und Antwort über den schwierigen Entstehungsprozess zum aktuellen Album „…Like Clockwork», der überhaupt nicht wie ein gut funktionierendes Uhrwerk ablief, darüber wie Elton John sie unterstützt hat und erzählt über die Zusammenarbeit mit Nine Inch Nails. Auch Gitarrist Troy Van Leeuwen gab Infos zur kürzlich angekündigten Failure-Reunion heraus.

 

Es dauerte sechs Jahre für das neue Album «…Like Clockwork», aufgrund der Nebenprojekte und auch wegen einer Schreibblockade von Josh Homme. Mike, wie war dies für dich als Musiker, wenn es wegen Josh nicht vorwärts ging, speziell da du auch erst nach «Era Vulgaris» eingestiegen bist und «…Like Clockwork» das erste Album ist, bei dem du bei den Aufnahmen involviert warst?

 

Mike: Wir haben alle mit anderen Leuten gespielt und starteten andere Bands. Wir haben gerade den «Era Vulgaris»-Tourzyklus beendet und Josh bekam die Möglichkeit, mit Them Crooked Vultures zu spielen, was eine grossartige Chance für ihn war. Wir haben somit alle unser Ding gemacht. Und als es Zeit wurde, wieder zusammen zu kommen, haben wir eine Tour zum ersten Album «Queens of the Stone Age» absolviert. Dies machten wir für rund ein Jahr und kamen so wieder in die Stimmung, eine Band zu sein und zusammen zu spielen. Und dann hatte Josh Gesundheitsprobleme. Es war für alle schwierig. Zum einen für Josh, da er krank war und auch für die Band, da wir auf Stillstand waren. Das Wichtigste war jedoch, ihn zu unterstützen und zu schauen, dass es ihm besser geht und auch hinter ihm zu stehen. Aber natürlich war es hart, da wir nicht wussten, wann und ob wir überhaupt starten. Wir begannen dann in der Wüste und wieder wurde Josh krank, deshalb machten wir dann erstmal ein Jahr Pause. Es war hart für alle, vor allem emotional, obwohl nur er krank war. Wir waren alle davon betroffen. Das sorgte dafür, dass der Prozess viel länger dauerte, jedoch gab es diesem Album neues Leben und es wäre eigentlich völlig anders geplant gewesen, als es schlussendlich herausgekommen ist. Wenn all dieser Scheiss nicht passiert wäre, wäre das Album nicht so, wie es heute ist. Ich denke, es ist sehr wichtig und echt herausgekommen, was gut für die Band ist. Auch hat es eine Plattform geschaffen, um als Band auf neue Ebenen zu gelangen. Es war wie ein Reset-Knopf und führte zu einem totalen Neustart als Band und wir konnten machen, was wir wollten. Die ganze Geschichte war irgendwie schlecht, aber stellte sich schlussendlich als gut heraus. 

Ich habe gelesen, dass ihr das Album schon fast fertig hattet, jedoch nochmals begonnen habt. Stimmt dies?

 

Nein, dies stimmt nicht. Wir begannen zwar damit, Songs zu schreiben und hatten vielleicht fünf, dann kam die Zeit, als wir ein Jahr Pause machten. Wir versuchten zwar Songs aufzunehmen, jedoch waren wir nicht zufrieden damit und niemand war im Kopf wirklich bereit. Als wir nach der Pause wieder damit begannen, liefen die Aufnahmen viel besser und endeten damit, wie das Album schlussendlich herausgekommen ist.

 

 

Wir haben die Gäste auf dem Album nicht, um sie zu benutzen oder sie zu promoten. Es war vielmehr, um zusammen zu spielen und Freunde zu haben, die vorbeikommen, um für einen Tag bei der Band zu sein.

 

 

Welcher Song von «…Like Clockwork» durchlief den längsten Entstehungsprozess, bis ihr damit zufrieden wart?

 

Es gab einige Songs, die sehr lange brauchten und solche, die sehr schnell fertig waren wie zum Beispiel «If I Had A Tail», der innerhalb von 1-2 Tagen geschrieben und auch aufgenommen wurde. Dasselbe gilt für «My God Is The Sun», welchen wir auch sehr schnell zusammengestellt haben. Wir hatten die Basis, wie der Song werden sollte. Als Dave Grohl dazu kam und wir aufnehmen wollten, mussten wir nur noch die Strukturen und Arrangements besprechen.

 

Aber es gab Songs wie «Smooth Sailing» den wir zum grossen Teil aufgenommen haben und immer dachten, dass es einfach wird, den fertig zu stellen – schlussendlich hat Josh am letzten Tag des Mixens vom Album die Vocals aufgenommen. Dieser Song wurde somit auf die letzte Sekunde fertig. «I Appear Missing» war einer der ersten Songs, über die wir gesprochen und die wir gespielt haben. Als Dave dann hinzu kam, gab er dem Song noch einen neuen Grove. 

Es sind viele Gäste auf dem Album, aber man hört sie nicht extrem gut heraus. Ist dies absichtlich?

 

Nein, das ist es nicht, aber wir haben die Gäste auf dem Album nicht, um sie zu benutzen oder sie zu promoten. Es war vielmehr, um zusammen zu spielen und Freunde zu haben, die vorbeikommen, um für einen Tag bei der Band zu sein. Falls es nötig sein sollte, sie im Mix in den Vordergrund zu rücken, dann machen wir dies natürlich. Beispielsweise bei «Kalopsia» ist Trent Reznors Stimme sehr vordergründig. Wir dachten, dass seine Stimme bereit für diesen Teil ist. Und mit Elton John war es so, dass es kein reiner Piano-Song war, sondern er einfach ein Teil der Band war, deshalb ist es auch wie eine Band gemixt und nicht wie bei einem Hip-Hop-Album «Queens of the Stone Age featuring Elton John».

 

Inwieweit haben Musiker wie Elton John oder Trent Reznor das Album schlussendlich beeinflusst?

 

Elton kam für vier bis fünf Stunden ins Studio und lernte den Song. Er lernte ihn sehr schnell, weil der Typ extrem grossartig ist. Und er spielte ihn sehr gut! Er hatte aber eher einen emotionalen Einfluss auf das Album, denn dies war zu einer Zeit, als wir in einem Loch waren und er brachte neues Licht in den weiteren Verlauf des Aufnahmeprozesses. Nicht unbedingt in einer kreativen Art und Weise, sondern vielmehr auf einer emotionalen Ebene, was ihm wohl nicht einmal bewusst war. 

 

Bei Trent war es so, dass Josh mit ihm zusammenarbeiten wollte. Also haben wir mit ihm darüber gesprochen, dass er das Album produziert, aber aufgrund seines Terminkalenders wurde daraus nichts. Jedoch half er bei «Kalopsia» mit und hauchte diesem Song neues Leben ein. Wir versuchten es mit echten Drums und echtem Bass, aber es fühlte sich nicht wirklich gut an, deshalb haben wir es an Trent weitergegeben. Er macht die wundervollsten Geräusche und er hatte dann komische Atemgeräusche und Klänge wie in Spitälern – es war so bizarr - und er erstellte diesen Beat aus Geräuschen und formte somit den Song. Dieser Prozess war sehr wichtig, speziell für diesen Song!

 

Mike, weshalb hast du noch keinen Hauptgesang für die Queens oft he Stone Age gemacht?

 

Wir haben darüber gesprochen, bevor wir angefangen haben, aber die Dinge sind anders gelaufen als geplant. Wir haben gedacht, dass wir schnell sein werden und wir dachten auch, dass es eine Tanzplatte sein würde. Ich denke, was Josh durchgemacht hat, beeinflusste den Textprozess - er schrieb ehrliche und selbstbezogene Texte. Es brauchte somit ihn, denn es waren seine Texte und deshalb musste er sie auch singen. Es ist schwierig, Texte von jemand anderem zu singen und sie emotional auch zu meinen. Für diese Platte ist das der Grund, weshalb ich keinen Hauptgesang mache. Wenn man andere Musiker fragt, so sagen sie eigentlich immer: Du schreibst Songs und singst sie auch. Wenn es also deine Wörter sind, musst du sie auch singen.

 

 

Wir haben mit Joey Castillo sowie Dave Grohl aufgenommen und Jon hat den letzten Song der Aufnahmen, des Albums und auch den Titeltrack «…Like Clockwork» gemacht – irgendwie war das der Anfang und er war in der Band.

 

 

Auf dem Album sind drei verschiedene Drummer. Nun tourt und arbeitet ihr mit Jon Theodore. Wird er zu einem vollständigen QotSA Mitglied?

 

Er ist bereits ein vollständiges Mitglied von QotSA. Wir haben mit Joey Castillo sowie Dave Grohl aufgenommen und Jon hat den letzten Song der Aufnahmen, des Albums und auch den Titeltrack «…Like Clockwork» gemacht – irgendwie war das der Anfang und er war in der Band. 

Ihr werdet bald mit Nine Inch Nails durch Australien touren. Ist so etwas für Europa auch geplant?

 

Nein, so etwas ist noch nicht geplant. Es wäre grossartig, mehr mit ihnen zu machen. Ich denke, jeden Abend wird es eine hammermässige Show geben, da es einen freundschaftlichen Wettbewerb zwischen den beiden Bands gibt. Beide Bands respektieren einander auf bestmöglichem Weg, aber trotzdem will man einander jeden Abend ausstechen und besser sein als die anderen. Deshalb denke ich, dass es toll ist, das in anderen Teilen der Welt zu zeigen. Es wird also sehr speziell und sehr cool werden.

 

Mike, gibt es auch News zu deinem Nebenprojekt Mini Mansions?

 

Ich habe dazu eigentlich keine News. Wir spielen immer wieder, wenn wir können. Für ein paar Wochen waren wir mit den Arctic Monkeys unterwegs und haben für sie als Support Act eröffnet. Wir sind immer am Schreiben und am Aufnehmen. Wenn wir mit diesem Tourzyklus fertig sind, haben wir wieder einiges zu machen und werden touren, aber momentan ist schon alles sehr fokussiert auf die «…Like Clockwork»-Tour. Es ist schwierig, in mehreren Bands zu sein. Klar, wir sind alle in mehreren Bands, aber es ist schwierig Zeit zu finden. Schlussendlich geht alles über den Terminkalender. Bei Dean mit The Dead Weather und Troy mit Sweethead. Sweethead werden bei den kommenden Terminen dieser Tour auch für uns eröffnen.

 

Aber Troy wird nicht zwei Konzerte nacheinander spielen?

Nein, er wird nicht bei Sweethead mitspielen, aber es wird seine Band sein, die vor uns spielt. Es ist etwas komisch und hart, da wir alle Musik atmen und leben und jede freie Sekunde, die wir haben, mit anderen Projekten verbringen. 

 

Es wird kein Geheimkonzert geben – wir brauchen den freien Tag!

 

 

Viele Fans wundern sich, dass der Salzminen-Gig aus Sonderhausen von 2007, der aufgezeichnet wurde, bisher nicht veröffentlicht wurde. Wird dieser jemals auf DVD veröffentlicht?

 

Ich weiss es nicht. Es ist ein Haufen beschissener Papierkrieg, der es zurückhält. Nichtmal ich habe das Material gesehen. Im Moment liegt es nicht an uns, das ist das Problem. Wir hätten sehr gerne, dass es rauskommt, denn es war sehr speziell und wir würden es auch gerne wieder sehen. Hoffentlich eines Tages! 

Morgen habt ihr einen freien Tag. 2002 habt ihr nach dem Konzert im Fri-Son ein Geheimkonzert im Berner Dachstock gespielt, da ihr Freunde in Bern habt. Wird es sowas wieder geben?

 

Es wird kein Geheimkonzert geben – wir brauchen den freien Tag!

 

Währenddessen gesellt sich Troy Van Leeuwen in die Runde, der nebst den Queens of the Stone Age auch in zahlreichen weiteren Bands aktiv war und immer noch ist, zum Beispiel bei A Perfect Circle, Sweethead, Enemy und Failure, die tags zuvor ihre Reunion bekannt gegeben haben. Natürlich packten wir die Chance und sprachen ihn hierzu an.

 

Troy, die Reunion von Failure wurde soeben angekündigt. Wirst du auch dabei sein? Gibt es bereits weitere News hierzu?

 

Troy Van Leeuwen: Es ist wahr, es wird eine Failure-Reunion geben. Ich habe etwas beigesteuert zu neuer Musik. Bislang gibt es fünf neue Songs. Ich weiss nicht, ob ich etwas sagen darf, aber ich mache es trotzdem. Es wird einige Konzerte geben, jedoch weiss ich nicht, ob ich da dabei sein kann, wegen dem QotSA-Programm, das ziemlich deftig ist. Aber sie waren ein Trio, bevor ich in ihre Band gekommen bin, deshalb denke ich, dass sie etwas als Trio machen wollen und ich werde dazu stossen, wenn ich kann. Sie werden also ab Februar einige Konzerte spielen. Es wird grossartig und ich kann es kaum erwarten auch ein Teil davon zu sein und es vielleicht zu sehen. 

Queens of the Stone Age - «If I Had A Tail»

 

 

 

 

 

Hansjürg Stämpfli / Do, 07. Nov 2013