Donots: Wir haben nie einen bestimmten Plan

Interview mit den Donots
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© Patrick Runte

Fünf Donots, 20 Jahre Bühnenjubiläum, 8 Studioalben und nun das allererste auf Deutsch. Wir hatten die Chance kurz vor dem Konzert im Exil in Zürich, die zwei Gitarristen Alex und Guido zu interviewen.  Da Halloween war,  gab es ein bisschen Saures, aber vor allem Süßes und zwei super Typen, die viel zu erzählen hatten. 

 

Ihr steht nun auch schon seit 20 Jahren auf der Bühne und habt dieses Jahr euer erstes Deutschsprachiges Album auf den Markt gebracht. Warum erst jetzt?

Guido: Wie alles aus einem gewissen Grund passiert, einfach mal aus dem Bauch raus.

 

Alex: Es ist einfach so passiert. Zum 20-jährigen meinte Ingo (Anm. der Redaktion, Sänger der Donots) «Lass uns doch einfach mal etwas Besonderes machen, ein Live-Album oder ein Konzert». Da kam dann die Idee, dass wir doch Tim von Rise Against fragen könnten und mit ihm einen Song auf Deutsch auf-nehmen. Sie auf Deutsch - wir auf Deutsch, das haben beide Bands noch nicht gemacht und so haben wir dann die Platte letztes Jahr rausgehauen. Es hat soviel Bock gemacht, diesen Song zu schreiben, dass wir plötzlich 6, 7 Demos in Deutsch hatten. Wir mussten uns dann überlegen, was wir damit machen. Dirk (Anm. der Redaktion, Bassist der Donots) fragte dann mal, ob wir die neuen Lieder wegwerfen, eine EP produzieren oder sie einfach auf Englisch umschreiben sollen. Wir haben dann einfach mal weitergeschrieben und somit ist das Album «Karacho» entstanden.

 

Wart ihr euch von Anfang an einig, deutsche Texte zu schreiben

Guido: Ab dem Moment, wo wir mehrere Deutsche Songs hatten und uns teilweise bis 4 Uhr morgens im Studio in Rage gejamt haben, war klar, es läuft super, lassen wir es mal auf uns zukommen. Wir haben nie einen bestimmten Plan, da wo es Spaß macht, da sind wir irgendwie.

 

Alex: Genau! Eigentlich kam ja schon öfters die Frage: «Wollt ihr nicht mal et-was auf Deutsch machen?» Das war aber gar nie ein Teil unserer Überlegung, wir haben seit jeher Musik auf Englisch gemacht und das war irgendwie klar. Aber auf einmal kam diese Gelegenheit und wir sind mal durch die Türe hindurch gegangen, haben uns umgeschaut und gedacht, «doch, auch ganz geil hier!»

 

 

Guido: Du weckst bei den Leuten die Leidenschaft. Die leben das komplett mit. Also wirklich ganz anders, als in den letzten 20 Jahre. Krasser, wenn man das so sagen kann.

 

 

Die neue Platte «Karacho» ist sehr politisch- und gesellschaftskritisch. Habt ihr explizit darauf angespielt dies in Deutsch zu publizieren, damit das Verständnis schlichtweg besser ist?

Alex: Das ist so. Das ist ja jetzt das Krasse auf der Tour, das merken wir halt auch, da wir schon des Öfteren auf Tour waren. Wir haben schon so viele Konzerte gespielt und die letzten 8 oder 9 Auftritte waren die krassesten, die wir je hatten. 

Guido: Du weckst bei den Leuten die Leidenschaft. Die leben das komplett mit. Also wirklich ganz anders, als in den letzten 20 Jahre. Krasser, wenn man das so sagen kann. 

Mir ist bei eurem Auftritt in Winterthur mit Bad Religion und den Beatsteaks aufgefallen, wie ihr die Leute animieren konntet. Zu Anfang war ja fast nichts los und auf einmal waren alle nach dem Circle Pit aufgewärmt und startklar. Ich vermute, dass hat auch stark mit Euren deutschen Texten zu tun.

Alex: Ja, das war geil! Genau wie du gesagt hast, es war so geil für uns mitzuerleben, wie Song für Song immer mehr Leute an Bord waren. Es war cool!

 

Ihr seid nicht erst seit kurzem politisch aktiv, was sollte sich Eurer Meinung nach ändern und wie kann man dies am effektivsten erreichen?

Guido: Also erreichen (Pause)…eigentlich machen wir immer das, was uns auf dem Herzen brennt. Wir sagen auch nicht, dass wir nur komplett politische Texte machen wollen, aber die Flüchtlingsdebatte ist uns wichtig. Es ist halt schwer bei Songs, die 3 ½ Minuten lang sind, irgendeine Message rauszuhauen, die halt umfangreich ist. Ich finde es aber schon wichtig. So kenne ich es von mir selber als Musikhörer, dass wenn ich einen Text habe, der nicht nur «Party-Lalala» ist, er mich dann auch beschäftigt und zum Nachdenken an-regt.  Wenn du das hinkriegst, Menschen zum nachdenken zu animieren, finde ich das schon generell sehr geil. 

Alex: Du kannst eigentlich nicht mehr machen, als ein Statement raushauen. Themen, die uns auf dem Herzen liegen, sind ja schon eine sehr persönliche Sache. Wenn man dann von Leuten, weil sie unsere Musik und Texte mögen, Aufmerksamkeit bekommt, ist das schon super.

 

Auf Facebook habt ihr vor kurzer Zeit «F*** Dick PEGIDA» gepostet. Ich habe mich ein bisschen durch die Kommentare gelesen und doch auch Kontroversen bei euren Fans festgestellt. Wie steht ihr dazu?

Guido: Also ich finde es zum Teil sehr verwunderlich, aber da gab es noch mehr Extreme. Da gab es einen bei uns auf der Seite, angeblich auch ein Fan, der hat selber ganz fragwürdige Seiten auf Facebook gemacht, mit Panzerbrigade hier und so n’Schrott da. Ganz komisches Zeugs und ich frag mich: Was zum Teufel hat der auf unserer Seite verloren und evtl. auch an Konzerten? Hat er einfach bei der Ganzen Sache nicht zugehört oder verstanden, wofür wir stehen? 

Alex: Und eigentlich somit umso wichtiger, dass das mal so deutlich gemacht wird.  

Guido: Ich meine, wie toll wäre es, wenn man den mal online kriegen würde, aber das ist ja so ein hoffnungsloses Unterfangen. Ich weiss es nicht, aber generell, wenn Leute durch Bands und Lieder zum Nachdenken angeregt wer-den, finde ich das gut und somit auch, dass Diskussionen stattfinden. 

 

Alex: Es ist, wie wenn du Fahrrad fahren kannst. Du überlegst dir auch nicht, «hmmm, ob ich wohl nächstes Jahr aufhören sollte Fahrrad zu fahren? Es reicht jetzt mal, genug Kilometer!»

 

 

Bands wie Die Ärzte, WIZO, Slime, Razzia etc. sind/waren sogenannte Polit-Punk-Bands. Würdet ihr Euch auch dazu zählen.

Guido: Ich finde, wo man sich selber dazu zählt schwierig, dass sollen andere machen. Ich weiss nicht, dass sind alles Bands, die mich komplett begleitet haben und die ich alle mag. Aber ob ich mich dazuzählen würde? Wir machen Musik! (lacht)

 

Alex: Wir definieren uns nicht da drüber, dazu haben wir viel zu viele Songs, die nicht politisch sind. Die Band besteht ja nur aus uns fünf Typen und wir haben da kein Konzept. Und wenn unsere Lieder doch dieses Thema enthalten, dann ist dies nur der verlängerte Arm von uns selber. Genau wie wir zum Teil politisch-persönlich sind, sind wir im anderen Teil überhaupt nicht politisch und genauso ist es auch mit der Band. 

Jetzt geht ihr alle langsam auf die 40ig zu, Ingo hat die vier ja bereits nächstes Jahr am Rücken. Könnt ihr euch ein Leben jenseits eurer Band vorstellen, denkt ihr nach über 20 Jahren auf der Bühnen manchmal ans aufhören?

Guido: Also ich weiss nicht, wie das bei jedem Einzelnen aussieht, aber es wurde noch nie ausgesprochen in der Band. Ich persönlich habe noch nie dran gedacht.  

Alex: Wir haben schon mal drangedacht, ob wir Guido aufhören. 

Guido: Ja, haha, genau. Ich soll aufgehört werden. Jetzt wirklich, neee…so merkwürdig das klingt, ich mach das ja jetzt schon über die Hälfte meines Lebens, also die Band, wenn man das so sehen will, und das hat sich mittlerweile alles irgendwie verselbstständigt. Ich denke gar nicht darüber nach, ob es eine Chance gibt, damit aufzuhören. Das ist da, das ist so!

 

Alex: Es ist, wie wenn du Fahrrad fahren kannst. Du überlegst dir auch nicht, «hmmm, ob ich wohl nächstes Jahr aufhören sollte Fahrrad zu fahren? Es reicht jetzt mal, genug Kilometer!»

 

 Donots - «Ich mach nicht mehr mit»

 

Andrea Haefeli / Di, 10. Nov 2015