«Jazz ist immer noch eine Nische»

Interview zum Jazznojazz-Festival
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Pressebild, zVg / © Allblues AG

Schon bald findet in der Gessnerallee wieder das Jazznojazz-Festival statt. Im Interview spricht Conrad Surber, verantwortlich für Medien und Promotion bei Allblues, dem Konzertveranstalter des Musikfestivals, über dessen Geschichte, das Booking der Künstler sowie vergangene und künftige Konzert-Highlights.

 

Im November findet das 23. Jazznojazz statt. Wie ist das Festival bzw. die Idee dazu damals entstanden?

 

Das Jazznojazz entstand aus dem internationalen «Jazzfestival Zürich», das 1994 der städtischen Sparschere zum Opfer fiel. 1996 wurde dann das erste Jazznojazz vom Tages-Anzeiger im Kaufleuten veranstaltet. Für die zweite Ausgabe, zwei Jahre später, bekam AllBlues vom Tages-Anzeiger das Mandat für die Programmation und Organisation; ab 2003 veranstaltet die AllBlues Konzert AG das Festival in eigener unternehmerischer Verantwortung.

 

War ein Festival mit Schwerpunkt auf Jazz, Soul, RnB und Funk bei der ersten Ausgabe ein Bedürfnis beim Publikum?

 

Ja, absolut. Fusion, also Jazz zwischen Rock, Soul, Funk und Hip Hop war schon in den 80igern sehr beliebt. Ein Festival, welches sich also diesen Genres widmete, wurde vom Publikum mit offenen Armen empfangen.

 

Wie hat sich das Interesse beim Publikum von der ersten Ausgabe an bis heute entwickelt?

 

Das Jazznojazz möchte eine möglichst breite Palette der populären Spielformen des modernen Jazz präsentieren. Der Jazz hat sich inzwischen nicht neu erfunden. Aber natürlich hat er sich weiterentwickelt, und ist offener und zum Teil auch elektronischer geworden. Entsprechend auch das Interesse des Publikums.

 

 

Zürich geniesst ein gutes internationales Renommée als «Jazzstadt» und die Künstler kommen daher sehr gerne in die Limmatstadt.

 

 

Wie hoch ist die Kapazität des Festivals? Wie viele Menschen können pro Tag ans Festival?

 

Die Kapazität des Hauptsaals in der Gessnerallee liegt bei 900 Personen (knapp 300 davon sind Sitzplätze auf der Tribüne). Im Stall 6 und im Nordflügel der Gessnerallee finden auch noch kleinere Konzerte statt. Die Konzerte sind einzeln verkauft. Man kann aber auch Tages- oder Festivalpässe kaufen. Im Schnitt sind wir bei ca. 2500 Besuchern pro Tag.

 

Wie hat sich das Booking bzw. das Gestalten des Programms über die Jahre verändert? Wurde es schwieriger, hochwertige Acts zu buchen?

 

Jazz ist immer noch eine Nische. Nur wenige Jazzmusiker vermögen grosse Hallen zu füllen. Wenn sie aber dazu mal im Stande sind, dann steigen ihre Gagenvorstellung und sie sind dann eher «zu gross» für die Gessnerallee, weshalb wir sie dann in den grossen klassischen Konzertsälen präsentieren, wie das KKL Luzern, das Kongresshaus oder die Hall Zürich. Zürich geniesst ein gutes internationales Renommée als «Jazzstadt» und die Künstler kommen daher sehr gerne in die Limmatstadt.

 

Foto: Pressebild / ©Allblues AG

 

Konnte über alle 23 Ausgaben hinweg ein Act verpflichtet werden, bei dem die Freude besonders gross war?

 

Es gibt natürlich - nennen wir sie «Jazznojazz-Acts» - Musiker, welche in der 23-jährigen Geschichte schon mehrmals am Festival waren, weil sie einerseits beliebt sind und eben auch einen typischen Jazznojazz-Stil pflegen. Das sind z.B. der e-Bassist Marcus Miller, die britische Funkband Incognito oder Maceo Parker, der ehemalige Saxofonist der James Brown Band.

 

Gibt es Auftritte, die besonders in Erinnerung geblieben sind?

Noch vor meiner Zeit bei AllBlues sah ich 2003 die legendären E.S.T., das Trio des leider viel zu früh verstorbenen Esbjörn Svensson. Dann bereits im Team von AllBlues kann ich mich 2009 sehr gut an das Trio mit Chick Corea, Stanley Clarke und Lenny White erinnern. Was für eine Spielfreude. Oder als 2014 die amerikanische Fusion-Combo Snarky Puppy das erste Mal in Zürich auftratt. Die hatten mich damals weggehauen.

 

 

Während dem Festivalbetrieb sind mit Technik, Produktion, Catering, Staff etc. rund 50 Leute pro Abend im Einsatz.

 

 

Wie gross ist das Team, das von der Planung über den Aufbau und die Durchführung im Einsatz steht?

 

In der Vorbereitung sind wir ein kleines Kernteam von 5 Personen, welche für die Programmation, die Promotion und die Organisation (Vorbereitung und Durchführung des Festivals) verantwortlich ist. Je näher das Festival kommt, umso mehr Leute werden involviert. Während dem Festivalbetrieb sind mit Technik, Produktion, Catering, Staff etc. rund 50 Leute pro Abend im Einsatz.

 

Was sind die Highlights in diesem Jahr?

Sicherlich die amerikanische Jazzsängerin Samara Joy, welche dieses Jahr den Grammy für die beste Jazzalbum und «Best New Artist» gewonnen hat. Sie ist auch das Gesicht unserer Festivalkampagne. Der weltweit bekannte Schweizer Drummer Jojo Mayer wird mit einem hochinteressanten Solo-Programm auf der Bühne sein: er wird mit einem Computer interagieren. Und die Headhunters, die Band welche vor 50 Jahren mit Herbie Hancock ein Meilenstein des Jazzfunks setzte.

 

Wie früh beginnt jeweils die Planung für die kommende Ausgabe?

Wie man so schön sagt, nach dem Festival ist vor dem Festival. Bereits ein Jahr vorher haben wir erste Acts, die zumindest mündlich schon mal zugesagt haben.

 

(Das Interview wurde schriftlich geführt)

 

 

* Dieser Artikel ist Teil einer Textpartnerschaft mit den Lokalzeitungen von zuerich24.ch.

 

Bäckstage Redaktion / Mo, 25. Sep 2023