Thirty Seconds To Mars eröffneten Europa-Tour in Basel

Konzertkritik: Thirty Seconds To Mars
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Bäckstage / © Sandra Rohrer

Um 20:30 Uhr werden die ersten Fans in der Basler St. Jakobshalle etwas unruhiger, gar lauter, nicht wenige sind verärgert. Nicht etwa, weil Thirty Seconds To Mars die Bühne betreten, sondern weil die Band um die Leto-Brüder noch immer auf sich warten lässt. Angekündigt sind sie für 20:15 Uhr. Derweil vertreibt ein DJ dem Publikum im Saal die Zeit. Auffällig, aber nicht verwunderlich ist, dass circa 70 Prozent Frauen im Publikum sind, schliesslich gilt Frontmann Jared Leto als Frauenschwarm. Auf der Bühne, die im Zentrum der Halle steht, ist ein schwarzer Kasten zu sehen. Dann wird es mit einer guten Stunde Verspätung doch noch dunkel in der Halle und das Trio betritt die Bühne, langsam und effektvoll öffnet sich der Kasten und gibt dem Blick auf die Band frei. Wieso es zur Verspätung kam, blieb allerdings unbeantwortet. 

 

Basel wurde als Kick off für den Europa-Leg der «Monolith»-Tour gewählt. Aussergewöhnlich ist das nicht, hin und wieder starten oder beenden internationale Acts Tourneen in der Schweiz. Das US-Amerikanische Trio um Jared und Shannon Leto legt nach einem «Monolith»-Intro mit «Kings and Queens» gleich rockig los. Der Song vom «This Is War»-Album zählt zu den markanten Songs der Band und funktioniert als Opener in Basel, hebt zumindest die Stimmung. Allerdings zeigte sich der Sound-Mix nicht ganz so gelungen und Jared wirkt angeschlagen, singt Teile des Songs nicht, lässt lieber das Publikum johlen. Dazu gibt sich Jared Leto geheimnisvoll, tritt mit Kutte auf, läuft hin und her, wirft sich in Pose. Die Funktion als Entertainer und Showman ist ihm angeboren, das ist von vergangenen Konzerten bekannt und trifft auch in Basel zu. Aber zu Beginn ist er fast zu viel Entertainer und zu wenig Frontmann. Trotzdem ist die lange Wartezeit wenigstens ein wenig verziehen, auch wenn sich einige Fans vor dem Konzert stark genervt haben, teils sogar nach wenigen Songs frustriert die Halle verlassen. Dafür liefern bei Thirty Seconds To Mars die Musiker. Shannon legt am Schlagzeug geschickt den rhythmischen Teppich, Tomislav Miličević unterstützt - seit 2003 - an Gitarre und Bass. Jared kommuniziert lieber mit den Leuten oder schwingt eine Schweizer Fahne. Also alles bereit für den Start zur neuen Tour. 

 

Fotos: Bäckstage / © Sandra Rohrer

 

Das neue Album spielt aber (noch) eine kleine Rolle. Zwei Songs daraus sind zu hören, dafür zünden die Klassiker der Band, bei «City Of Angels» blitzen die Handylichter auf und zum Schluss mit «Closer To The Edge» lädt die Band Fans auf die Bühne ein. Wahrscheinlich fester Punkt im Set, aber in Basel doch irgendwie auch eine Versöhnung für das lange Warten. Mitsingen ist im Zentrum des Sets bei einem Medley aus «Purple Rain», «Imagine», «Heroes», «Freedom! ‚90» sowie der Verneigung vor zwei Kollegen, die leider verstorben sind: «Crawling» für Chester Bennington und «Black Hole Sun» für Chris Cornell angesagt.  

 

Jared Leto wechselt im Laufe des Konzertes schnell von der anfänglichen Kutte zu einem pinken Anzug. Der Oscar®-Preisträger ist modisch oft extravagant, das gehört zu ihm, aber auch zu Thirty Seconds To Mars. Leto hat aber noch mehr in der Hinterhand. So steht er zwischenzeitlich in der Mitte der Bühne und geht via Instagram live oder ruft über Facetime Kendall Jenner an. Sind bei anderen Band oft die Smartphones verpönt, so nutzen sie Thirty Seconds To Mars gleich selbst, um Fans rund um die Welt teilhaben zu lassen. Das kommt nicht bei allen gut an, Kommentare in den Foren würden solche Einschübe klar weglassen, den Fokus auf die Musik legen. Wohl Geschmackssache.

 

Nach circa 100 Minuten und dem schon erwähnen «Closer To The Edge» sowie viel Konfetti endet der Kick off zur «Monolith»-Tour. Wer in Basel nicht dabei sein konnte, hat im August am Openair Gampel nochmals eine Chance. Dort sind Jared & Co. bereits bestätigt. Wirklich gut war das Konzert nicht, dafür spielten zu viele Faktoren nicht mit. Von der langen Wartezeit bis zu Probleme mit dem Sound und dem nicht auf der Höhe zu scheinenden Jared Leto. Thirty Seconds To Mars haben sehr treue, aber eben auch kritische Fans. Vom Basler Konzert ausgehend, muss sich die Band steigern, sonst werden auch bei anderen Shows einige langjährige Fans enttäuscht nach Hause gehen. 

 

Auch wenn mancher Fan durch die lange Wartezeit verärgert nach Hause ging, Thirty Seconds To Mars lieferten zum Tourstart eine durchwegs solide Show, die allerdings Platz nach oben lässt Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 

 

Sandra Rohrer / Do, 15. Mär 2018