Rocking Monday
Es ist zwar schon eine Woche her - trotzdem dürfte der vergangene Montag den Z7-Besuchern noch immer positiv im Gedächtnis sein. Gleich zwei Headliner haben da nämlich für einen guten Wochenstart gesorgt, und das Z7 in Pratteln für Montags-Verhältnisse recht gut gefüllt.
The Answer machten den Anfang. Sie kannten das Lokal bereits von Anfang August, wo sie das Schweizer Publikum erfolgreich auf Whitesnake einstimmten. Auch diesmal mochten die Nordiren zu überzeugen. Allerdings merkte man bald, wie viel länger gespielt wurde, als noch im August. Denn für viele, die im Blues-Rock nicht komplett zu Hause sind, klang nach einer Weile alles etwas gleich. Aufzulockern versuchte das Frontmann Cormac Neeson mit etwas eigenwilligen Witzen und originellen Instrumenten wie der Bazuki (nicht zu verwechseln mit der Bazuka). Das Gesamtpaket The Answer wirkte bei der ganzen Show dermassen locker und zwangslos, dass es teilweise sogar improvisiert wirkte - aber immer passend. Neesons gar lockeres Äusseres tat sein Übriges (von einer Besucherin übernehme ich jetzt mal frei «sieht aus wie auf Gras, bewegt sich wie auf Koks»). All das macht The Answer zu einer Entdeckung, die man live erlebt haben muss, um dann zu entscheiden, ob man etwas mit ihnen anfangen kann.
Auch mit der ungewöhnlichen Singalong-Struktur hatte das Publikum übrigens etwas Mühe. Oder es war ganz einfach singfaul.
Mit The Dead Daisies stand nach The Answer eine Band auf der Bühne, die das Z7 noch nicht kannte - wohl aber die Schweiz. Allein seit 2015 hatten Schweizer Hardrock-Fans schon vier mal die Gelegenheit, die australisch-amerikanische Allstar-Band live zu erleben.
John Corabi (Ex-Mötley Crüe, Union, Ratt), Marco Mendoza (Whitesnake, Thin Lizzy), Brian Tichy (Whitesnake, Billy Idol, Foreigner), Band-Gründer David Lowy und der neuste Zugang Doug Aldrich (Dio, Whitesnake) zeigten auch diesmal vor allem eins: unbändige Freude am Spielen. Sänger Corabi war wie jedes Mal zu Beginn etwas zu leise, die ganze Tonqualität pendelte sich aber schnell ein. Mit vielen Witzen, Authentizität und dem grossen Charme von tatsächlich jedem einzelnen Bandmitglied spielten sich The Dead Daisies in die Herzen der Zuhörer. Dieses sang diesmal sogar ohne Aufforderung «Smoke On The Water», nachdem das berühmte Riff erklang.
Musiker aus weltberühmten Bands
Dass man den erfahrenen Musikern nicht mehr mit Regeln kommen muss, zeigte sich immer wieder in kleinen Dingen. So kam Corabi nach einem langen Drum-Solo von Tichy rauchend wieder auf die Bühne, die Bandmitglieder triezten sich immer wieder gegenseitig, und Doug Aldrich bombardierte einen Fotografen mit Plektren. Aldrich spielte übrigens immer wieder kleine Soli, die wunderbar klangen, bei denen aber fast niemand hinsehen konnte, weil die Scheinwerfer so blendeten.
Mit fünf Stücken war die Cover-Rate von The Dead Daisies ziemlich hoch («Fortunate Son» von Creedance Clearwater Revival, «Join Together» von The Who, «Helter Skelter» von The Beatles, «We’re An American Band» von Grand Funk Railroad, «Midnight Moses» von The Sensational Alex Harvey Band). Aber auch hier wurden die Songs dank grosser Kompetenz und Selbstverständlichkeit zu ihren eigenen gemacht.
Die Musiker von The Dead Daisies stammen aus weltberühmten Bands, und haben grossen Erfolg hinter sich. Sie haben es nicht mehr nötig, für ihre Auftritte möglichst viel Geld oder möglichst gute Kritiken zu erhalten. Sie spielen, weil es ihnen Spass macht. Und genau das merkt man als Zuschauer und Zuhörer, und lässt sich nur zu gern von der Freude und der guten Musik anstecken.
Beide Headliner-Bands vermochten zu überzeugen. The Answer verblassten allerdings etwas neben der mitreissenden Show von The Dead Daisies.