Reggae-Night

Konzertkritik: Jimmy Cliff im Volkshaus
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Text von Thomas Hügli

 

Ein Abend mit ungestümer Unterhaltung brennt sich in unsere Erinnerung. Jimmy Cliff ist eine lebende Ikone und er hat alle total ausflippen lassen. Bis zur dritten Reihe vor der Bühne haben wir es geschafft und da steht er vor uns, Jimmy Cliff, 72 Jahre, ein grosser dünner Mann mit hagerem Gesicht und einem Gesichtsausdruck der pure Lebensfreude und absolute Hingabe zum Reggae ausstrahlt. Fit ist er wie ein Turner. Jimmy Cliff und seine 8-köpfige Band präsentieren sich in der Farbe Rot. Ihr Outfit entspricht der traditionellen Kleidung eines trivialen Stammes. Auf Jimmy Cliffs Kopf thront ein goldener Zylinder mit Leopardenmuster, seine Bewegungen sind geprägt von körperbeherrschenden Techniken aus dem Tai Chi oder Yoga. Eine grandiose Show und Jimmy Cliff in Höchstform. Den Löwen macht er für uns, brüllt ins Mikrofon und macht sich bereit für den Angriff. 

 

Jimmy Cliff hat dem Reggae zum Durchbruch verholfen. In seiner Heimat Jamaica war er früh eine grosse Nummer und seine Hits machten in weltberühmt. An diesem Abend spielt er sie alle und noch mehr. «One More» ruft das Publikum, will Jimmy Cliff noch einmal erleben. Es wurde fast ein «One More» zuviel, denn irgendwann versagt schlichtweg die Stimme und die Arme der applaudierenden und kreischenden Menge.

 

Die Musiker um Jimmy Cliff sind überragend. Der Reggea-Star hat seine Nachfolger im Schlepptau. Seine junge Band besteht aus begeisternden Profis. Das Solo der Lead-Gitarristin treibt den Adrenalinpegel weit nach oben und die grössten Hits singen eine begnadete Sängerin und der Trompeter in ihren eigenen Nuancen und Variationen. «Reggae Night», in der Mitte des Konzerts. Jimmy Cliff erzählt von der Geschichte seines Überhits, bevor dann alle in die Tasten hauen und das Publikum ein bisschen seinen Verstand verliert. Eine musikalische Höchstleistung wird da dargeboten und eine Soundkulisse, die selten so harmonisch und abgestimmt ist. «You can get it if you really want», das Publikum wird zum Mitsingen des Refrains eingeladen. Ein ohrenbetäubender Lärm macht sich breit, alle singen mit. Jimmy fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen, hält kurz inne und spielt den nächsten Hit an, «The harder they come», unvergesslich und um den ganzen Globus bekannt. 

 

«One More» schreit das Publikum und tatsächlich, als Jimmy bereits zum dritten Mal von der Bühne ins Backstage, singend und tanzend, gewandert ist und ein Teil der Konzertbesucher sich schon Richtung Ausgang bewegen will, kommt er noch einmal und lässt den unvergesslichen Abend mit «Sitting in Limbo» ausklingen.

 

Jimmy Cliff hat in Zürich gezeigt, wie man Reggae zelebriert und lebt. Den Status Legende trägt der Mann zurecht.

 

 

Bäckstage Redaktion / Fr, 07. Jun 2019