One Republic mit viel Konfetti und dem «Chuchichäschtli» im Hallenstadion

Konzertkritik: One Republic in Zürich
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Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Wie breit der Erfolg von One Republic inzwischen ist, lässt sich leicht am Publikum im mit 10‘500 Leuten nicht ganz vollen Hallenstadion ablesen. Da sind sehr junge und schon deutlich ältere Menschen nach Zürich gepilgert, um Ryan Tedder und seinen Kollegen zuzuhören. Die Reise hat sich gelohnt, denn das Konzert war herausragend.

 

Beim Opener «Kids» zeigten sich in der Stimme von Frontmann Tedder noch leichte Zeichen jener Krankheit, die ihn kürzlich zur Absage einiger Konzerte zwang. Aber mit der Zeit erwärmten sich die Stimmbänder offen hörbar und die Stimme wurde stabiler. Schon beim fünften Song, dem Hit «Secrets», war kaum noch etwas zu erkennen.

 

Die Schweiz sei in der Top 3 der liebsten Länder, in denen sie spielen würde, sagte Ryan und Verlauf des Abends griff er diesen Punkt nochmals auf und betonte, dass sie bei keiner Tour die Schweiz auslassen würden. Dass er dazwischen «Chuchichäschtli» fast perfekt aussprach, unterstrich mit einem feinen Hauch Ironie diese Aussagen. Nun ist es so, dass One Republic in der Schweiz seit «Apologize» immer gerne gesehen sind und selbst als Special Guest bei U2’s Doppelkonzert 2010 im Letzigrund, zu überzeugen wussten.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Bei One Republic wirkte manches auf der Bühne sehr entspannt. Es fehlten keine grossen Hits im Set, das Licht passte perfekt, die Musik war sauber gemischt und die Band vermittelte einem das Gefühl, als ob man sich schon lange kennen würde. Nicht zuletzt funktionierte das, weil es Ryan Tedder wunderbar versteht, die Leute einzubeziehen. Da wurde gemeinsam gesungen («Die beste Crowd, die je mit mir gesungen hat») und gefeiert und nach rund 105 Minuten verliess man das Stadion mit guter Laune und manche Besucherinnen und Besucher sprachen von einem «Hammerkonzert!».

 

Wieso genau solche Emotionen entstehen zeigte sich in Zürich an zwei Beispielen. So flackerte bei «Too Late» ein pochendes Herz über den Screen, tausende Handylichter sorgten für Stimmung und das Publikum sang leidenschaftlich mit. So entstnand ein Gemenschaftsgefühl. Ryan kommentierte das Singen mit «Wenn ihr gedacht habt, ihr seid auf einem One Direction-Konzert, müsste ich euch ja eigentlich das Geld zurückgeben. Doch es ist …» und gefühlt alle Kehlen im Stadion sangen «Too Late». Andererseits erhellten sich die Lichter im Stadion schon nach 90 Minuten, also lange vor Konzertende, und die Band spielte noch eine Viertelstunde in voller Beleuchtung weiter. Dieser Effekt sorgt für Nähe, weil man besser sieht und die Band aus der Dunkelheit tritt, sich quasi nahbar zeigt. Das funktioniert bei Konzerten von Bruce Springsteen auch jedes Mal perfekt.

 

Geigen bei den Zugaben und ganz viel Konfetti rundeten den Abend schliesslich würdig ab. Es bleibt die Gewissheit, dass One Republic auf der nächsten Tour wieder in die Schweiz kommen.

 

One Republic geniessen einen hervorragenden Ruf. Diesen haben sie im Hallenstadion mit viel Spass und einem leidenschaftlichen Konzert bestätigt.

 

Sandra Rohrer / Fr, 20. Mai 2022