Helene Fischer machte Basel atemlos

Kritik: Helene Fischer @St.Jakob-Park, Basel
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bäckstage.ch / © Dominique Rais

Dort wo sonst König Fussball regiert, nahm gestern Abend Helene Fischer, die Königin des Schlager, das Zepter in die Hand und machte Basel atemlos. Längst an der Spitze des deutschen Schlager-Olymps angelangt, präsentierte sie sich im Basler «Joggeli» zum Auftakt ihrer Show ganz in gelb mit goldenen Sandalen bis unter die Knie geschnürt, einer griechischen Göttin gleich – das erste einer Vielzahl von Outfits, die im Verlauf der zweieinhalbstündigen Show noch folgen sollten.

 

Rund 32‘000 Besucher zog das musikalische Spektakel, das unter besten meteorologischen Bedingungen stattfand, in den ausverkauften St.Jakob-Park. «Farbenspiel», der Name ihres aktuellen Albums und zugleich ihrer ersten Stadion-Tournee, war auch in Basel von Anfang an Programm. Musikalisch wie auch optisch ging es bei der bald 30-jährigen auf der Bühne bunt zu und her.

 

Ein Malheur kommt selten allein

 

Von wegen deutscher Schlager ist langweilig. Auch wenn Helene Fischer Synonym für den neuen deutschen Schlager ist, so sind ihre Shows weit mehr als nur eine Aneinanderreihung von Schlager-Hits. Sie macht auf der Bühne, wozu sie Lust hat, auch wenn das bedeutet mit Konventionen zu brechen und den Schlager für einen Moment, wie beim «Party Rock Anthem / Seven Nation Army / Sexy / Männer / Sex On Fire / The Best»-Medley zur Seite zu schieben. 

 

Doch keiner ist «Fehlerfrei», auch nicht Helene Fischer, so kam es, dass etwa bei «So kann das Leben sein / (Everything I Do) I Do It For You» die Seerosenblüte, aus der die Sängerin emporstieg, sich anschliessend nicht wieder wie geplant im Bühnenboden versenken liess. Kein Problem – Helene nimmt das plötzliche technische Problem mit Humor und meint zum Publikum: «Basel, ihr habt einfach zu viel Energie!» Bereits beim letzten Konzert der Sängerin in Basel vor zwei Jahren sorgte ein Stromausfall für technische Probleme.

 

 

Ganz nach dem Motto: «Ein Malheur kommt selten allein», gab es auch während des gesamten Konzerts ein Synchronisationsproblem bei der Bild-Ton-Übertragung. Zudem verlief auch die Akrobatikeinlage, bei der die gelernte Musical-Darstellerin an Drahtseilen zwischen vier Pfeiler gespannt engelsgleich über das Publikum schwebte und «Von hier bis unendlich» sang, nicht ganz reibungslos. Die Bewegungen schienen teilweise nicht ganz rund und auch gesanglich kam Helene anfangs etwas ins Straucheln und konnte den Ton nicht gänzlich halten. Doch vielleicht sind genau diese kleinen Patzer und besonders ihr souveräner Umgang damit, das, was ihre Fans an ihr lieben und den Mega-Star letztlich doch so menschlich und nahbar machen.

 

Atemlos durch die Nacht

 

Nebst ihrer Entertainer-Qualitäten, unterstützt von ihrer Live-Band und einem Dutzend Tänzer und Tänzerinnen, ist Helene Fischer vor allem eine herausragende Sängerin mit viel Charme.  Mit «Ein kleines Glück» und Bette Midlers «The Rose»-Cover sorgte Helene Fischer auf einer kleiner, inmitten des Publikums aufgebauten Bühne, ganz ohne grosses Drumherum für besinnliche Lagerfeuerstimmung.

 

Etliche durchtrainierte junge Männer in neon-gelben und -pinken Tank Tops mit der Aufschrift «Helene Fischer Ultras» untermauerten, was viele längst wussten - spätestens seit Helene Fischer ist Schlager nicht mehr nur die Musik der älteren Generation, sondern weiss auch die jüngeren zu begeistern. Helene Fischer ist und bleibt ein «Phänomen», brachte Basel letztlich «Atemlos durch die Nacht» und gab das Versprechen: «Nach der Show ist vor der Show – wir kommen wieder!»

Dominique Rais / Do, 25. Jun 2015