George Ezra sang sich mühelos in die Schweizer Herzen

Kritik: George Ezra @ X-tra, Zürich
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George Ezra Facebook

Seit seinem Mega-Hit «Budapest» im vergangenen Jahr kennt ihn wohl jeder. Am Montag begeisterte der erste 22-jährige George Ezra vor ausverkauftem Haus im Zürcher X-tra. Doch schon bevor der Brite die Bühne betrat, sorgte sein Landsmann Rhodes mit einem eindringlichen Folk-Sound für grosse Gefühle.

 

Die einfühlsame, sanfte Stimme von Rhodes wurde von seiner Live-Band zusätzlich druckvoll unterstrichen und dabei massentauglich verpackt, wie bei der neuen Single «Turning Back Around». Sein Debüt-Album «Wishes» soll im Herbst erscheinen. Ganz anders bei George Ezra, er hat mit «Wanted On Voyage» vor ziemlich genau einem Jahr bereits sein Debütalbum abgeliefert. Wie er selbst am Konzert sagte, sei er jedoch bereits wieder mit neuem Material beschäftigt. Wann sein Zweitling erscheinen soll ist aber noch unklar.

 

Verrückt oder grandios?

 

Talentiert, unbekümmert und mit einem sympathischen Spitzbubendasein gesegnet, so versetzte Ezra das Publikum während seines einstündigen Konzerts in Ekstase. Irgendwie sagt es schon viel aus, wenn das Publikum noch vor dem ersten gesungenen Ton bereits vor Begeisterung zu toben beginnt. Entweder das Publikum ist schlicht etwas verrückt oder eben der Sänger einfach grossartig. Letzteres dürfte am Montagabend wohl eher zugetroffen haben, auch wenn dabei keinem seine Verrücktheit abgesprochen werden soll.

 

Mit dem Opener «Cassy O’» machte George Ezra von Anfang an Dampf, während sich die Konzertbesucher rhythmisch-synchron in Bewegung setzten. Nach etwa 20 Minuten nahm der Sänger etwas das Tempo raus, schickte kurzerhand seine Band von der Bühne und spielte eine intime Solo-Show. Angeführt von «Over The Creek» über das Dylan-Cover «Girl From The North Country», dessen Urheber er am Liebsten selbst gerne wäre, wie Ezra anzumerken nicht versäumte.

 

Die perfekte Erinnerung

 

Wer nur wegen «Budapest» gekommen war, musste sich etwas gedulden, stattdessen sorgte «Blame It On Me» für einen mittelschweren Begeisterungssturm, der vom lautstarken Mitsingen des Publikums untermauert wurde. Drei Songs später war es dann aber soweit, George Ezra besang voller Inbrunst die Stadt, in der er bis anhin selbst noch nie war. Die Reaktion der Konzertgänger war vorhersehbar: Smartphones in die Luft, filmen was das Zeug hält und dabei lautstark den anderen Konzertbesuchern rundherum die eigene Textsicherheit beweisen. Zi.el erreicht. Die Erinnerung an einen kurzweiligen Konzertabend, der wenn es nach dem Grossteil des Publikums gegangen wäre, durchaus noch etwas länger hätte andauern dürfen, war perfekt.

Dominique Rais / Mo, 22. Jun 2015