Eine Naturgewalt namens Kasabian

Konzertkritik: Kasabian in der Maag Hall
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Pressebild / www.kasabian.co.uk

Punkt neun Uhr erlöschte das Licht, die Leute in der ausverkauften Maag Hall jubelten. Hohe Erwartungen contra eine der begehrtesten Indiebands der Stunde. Enttäuschung vorprogrammiert? Im Gegenteil. Kasabian haben von A bis Z überzeugt.

 

Schon der erste Ton, der von der Bühne kam, raubte einem den Atem. Selten hatte eine Bassdrum so viel Druck. Bis tief in die Eingeweide war jeder Schlag zu spüren. Zwar wirkte der Sound zu Beginn noch etwas chaotisch und übersteuerte gelegentlich, doch der Tontechniker hatte die Anlage schnell im Griff und ebnete Kasabian den Weg zum Erfolg. Das Konzert wurde zum Triumphzug für das Quartett aus Leicester. Vom Auftakt mit «Days Are Forgotten» über Hits wie «Club Foot» oder «The Underdog» bis zum finalen Paukenschlag mit «Fire» tobte die Halle. 

 

Kasabien boten Indie-Rock wie er heute sein muss. Elektronisch, verzerrt, dreckig, dröhnend und so emotional, dass die leichten Tonprobleme zu Beginn schlicht nichtig wurden. Hypnotisches Lichtgeflackere unterstützte den rohen Sound der Briten zusätzlich. Live sind Kasabian tatsächlich eine Naturgewalt. Aber eben nicht nur, denn hin und wieder gewährten sie kleine Ruhephasen. Gelegentlich meinte man ihre musikalischen Vorbilder durch die brachialen Songkonstrukte durchschimmern zu sehen, was dafür sorgte, dass man ab und zu Déjà-Vues hatte. Mal fühlte man sich an Oasis beziehungsweise die Beatles erinnert oder glaubte stellenweise David Bowies Einfluss zu hören.

 

Besonders deutlich wurde diese Anlehnung an die Musikgeschichte jedoch beim ruhigen Klavierintro von «Lost Souls Forever», denn es zeigte, dass The Who zumindest eine kleine Rolle im von der Rockhistory der 70er beinflussten musikalischen Kosmos von Kasabian spielen. Allerdings interpretierten Kasabian den Song generell weniger bombastisch als auf der Single. Das neue Kleid stand dem Stück aber ganz gut und zementierte den Eindruck, den Kasabian während der ganzen Show hinterlassen haben. Eine Band, die roh, urban und laut sein kann, sich aber auch traut, im richtigen Moment das Tempo zu drosseln.

 
Patrick Holenstein / Di, 28. Feb 2012