Das leise Comeback der Farmer Boys
«Willkommen in diesem intimen Rahmen – wir machen nachher gleich noch eine Vorstellungsrunde!» Ja, die Farmer Boys nehmen’s mit Humor. Sänger Matthias Sayer kann sich das Lachen nicht verkneifen, als er vor höchstens 30 Leuten in der Musigburg die ersten Töne anstimmt. Aber schliesslich hat es auch fast 15 Jahre gedauert bis zum Comeback der besonders in den 90er Jahren angesagten Metalband. Und nicht viele haben etwas von dieser Reunion mitbekommen. Leider. Denn alle, die nicht nach Aarburg gefahren sind, haben ein richtig gutes Konzert verpasst.
Die Stimmung ist sehr locker an diesem Sonntagabend, und die Zuschauer freuen sich auf ein interessantes Konzert – ohne Vorband übrigens. Was sie dabei erwartet, konnte zuvor wohl niemand so recht voraussagen. Die Stuttgarter haben immer wieder mit den Einflüssen verschiedener Stile gespielt, aber die Band dahinter war stets erkennbar. So ist es auch auf dem neusten Album «Born Again», jedoch wirkt der Sound viel gereifter als noch auf den Vorgängern. Besonders eingängig ist dabei die cleane, ruhige Stimme in Kombination mit den härteren Riffs.
Auch live stehen die Stücke von «Born Again» im Fokus. Sie eröffnen und beenden das Set, während ältere Songs einen Platz in der Mitte einnehmen. Gefeiert werden vom Publikum alle Songs. Zwar ist die Band zu Beginn noch ein wenig verhalten, und auch der Mischer scheint noch nicht ganz angekommen sein. Was aber durchzogen beginnt, wird nach kurzer Zeit umso besser. Einmal aufgewärmt geben die Farmer Boys richtig Gas, der Sound stimmt plötzlich auch und das Publikum kommt richtig in Feierlaune. Was besonders auffällt: Trotz den wenigen Zuschauern scheinen die fünf Musiker – die übrigens noch beinahe in Original-Formation spielen – eine riesen Freude daran zu haben, auf der Bühne zu stehen.
Eine Krönung ist das mitreissende Gitarrensolo von Alexander Scholpp. Aber das Konzert wird den Zuschauern bestimmt als Ganzes im Gedächtnis bleiben. Die familiäre Stimmung wird wunderbar ausgenutzt – sei es dadurch, dass Sayer während dem Singen gemütlich durchs Publikum spazieren und Hände schütteln kann, oder dadruch, dass er die angekündigte Vorstellungsrunde später tatsächlich in Angriff nimmt; wenn auch nur bei zwei Besuchern. Ein durchwegs charmantes, witziges und musikalisch wunderbares Konzert. Bleibt zu hoffen, dass die Farmer Boys nach ihrer Wiedergeburt nicht gleich wieder zu verschwinden gedenken.
Ein wirklich lohnenswertes Comeback. Die Musiker haben nichts an Qualität eingebüsst – im Gegenteil. Und dass der wahrscheinlich grösste Grund für die Reunion der Spass an der Sache ist, merkt und schätzt man. Bitte mehr davon!