Aloan und The Raveners werden ihrem Ruf gerecht

Konzertkritik: Aloan und The Raveners
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Andreas Heusser vom Kaufleuten kündigte im gut gefüllten Festsaal die beiden Bands an und erwähnte, dass beiden der Ruf als beste Liveacts der Schweiz vorauseile.

 

Aloan treten zuerst an, um den Beweis zu erbringen. Sie starten mit «In Theorie», dem opener der aktuellen CD, «No Fear, No Bravery», in die Show. Sechs Leute stehens insgesamt auf der Bühne. Aloan begeistern von der ersten Minute an. Die Soundabmischung sitzt, das Schlagzeug klingt satt, das Keyboard legt sanfte, nie zu dominante Teppiche und die Gitarren singen in der richtigen Lautstärke. Besonders schön zu hören war das bei der deutlich reduzierten, bluesig-schleppenden und brillant improvisierten Version ihres Hits «Invisible». Aloan verstehen es sphärische klanglandschaften mit knackigen Raps und euphorischen gesangsmelodien zu kombinieren. Vielliecht ist genau das das Geheimnis dieser Band und ihrer Faszination. 

 

Viel Abwechslung im Set

 

Die Essenz der Band, das Herz quasi, sind aber die Gesangsparts. Die klare stimme von Lyn M., die im kaufleuten einmal mehr stark singt. Aber auch das pure Gegenteil, die raue und Tiefe Stimme von MC Granite bei seinen präzisen Rap-Einlagen. Dazu solieren die Musiker immer wieder, spielen sich förmlich in einen Rausch. Aloan werden ihrem Ruf als umwerfender Liveact mehr als gerecht. Mit feinen Trip-Hop-Beats, und süffigen 50ies-Retro-Sounds, aber auch mit Kaugummipop und Twist, bis hin zu ernsten Liedern bringen sie eine gewaltige Spannweite und unglaublich viel Abwechslung ins Set. 

 

Als zweite Band sind The Raveners angekündigt. Sängerin Jessy Howe steigt, in einen Kimono gehüllt, alleine ins Set, lässt einige Minuten lang ihre kräftige und markante Stimme spielen. Bald folgt ihr die Band und schichtet gleich eine brachiale Wand auf. Rockig, wuchtig, aber clever durchdacht. Der Schlagzeuger variiert gekonnt, der Gitarrist soliert wunderbar und Bass und Keyboard füllen erstmal pflichtbewusst auf. Beim zweiten Song fällt symbolisch der Kimono, denn es wird heiß. The Raveners denken nämlich gar nicht daran, vom Gas zu gehen. 

 

Frontfrauen mit exzellenten Musikern im Rücken

 

Die fünfköpfige Band zelebriert ihren kernigen Alternative Rock und reichert gelegentlicher mit kleinen elektronischen Spielereien an. Dazu versteht es Jessy als Frontfrau gekonnt für Stimmung zu sorgen. Zumindest auf der Bühne. Leider verzichtet sie anfangs etwas auf Publikumsbindung und die Stimmung im Saal bleibt erstmal etwas verhaltener als noch bei Aloan. Diverse Leute verlassen den Saal. Was die Qualität dessen, was aus den Boxen quellt nicht schmälern soll. Denn die Band geht immer mehr auf das Publikum ein und gibt ein vielschichtiges Rockkonzert, zaubert manchen Ohrwurm aus dem imaginären Hut und kann über die volle Länge genauso überzeugen wie Aloan. Und wie sagt Jessy Howe so schön: «Ich finds geil, dass zwei Bands mit Frontfraue hüt spielet.» Dem ist eigentlich nur hinzuzufügen: Frontfrauen mit exzellenten Musikern im Rücken.

Patrick Holenstein / Do, 23. Aug 2012