Skunk Anansies Feuertaufe in Zermatt - Vol. 5

Zermatt Unplugged: Festivalbericht Tag 5
s Abschlusskonzert: Skunk Anansie.
Bildquelle: 
Facebook/Skunk Anansie

Das Herz wird uns ein bisschen schwer beim Gedanken, dass das Festival heute in die Endrunde geht. Aber wir wollen jetzt kein Trübsal blasen, dafür ist das Wetter viel zu schön. Und ausserdem spielen gerade die Gewinner der Kategorie «Best Talent» der Swiss Music Awards 2013 auf der Sonnenterrasse im Cervo: Hecht. Das Mundart-Konzert der aus Luzern stammenden, aber mittlerweile in Zürich lebenden Jungs entpuppt sich als kleines Highlight. Die Leute müssen wirklich «Arsch a Arsch» tanzen, weil der Andrang so gross ist. Der Schlagzeuger der Band ist übrigens Rolf Furrer, der auch Geschäftsführer des Zermatt Unplugged ist. Ob da wohl ein kleiner Interessenskonflikt besteht? Das hat uns Rolf Furrer im Interview verraten.

 

Nach dem kurzweiligen Nachmittag freuen wir uns auf das Konzert vom Headliner des Abschlussabends: Skunk Anansie. Zum letzten Mal im 2013 suchen wir die Zeltbühne des Zermatt Unpluggeds auf.

 

 

 

Skunk Anansie mit dem zweiten Cover überhaupt in der Bandgeschichte.

 

Als Frontfrau Skin und ihre Kumpanen die Bühne betreten, jubelt das Publikum. Skin begrüsst die Anwesenden und erklärt gleich am Anfang, dass dies in 19 Jahren Bandgeschichte das erste Mal überhaupt sei, dass sie ein solches Unplugged-Konzert spielten. «Es ist also eine jungfräuliche Erfahrung für uns alle», erklärt Skin. Aber eine solche Art von Konzert gäbe der Band auch die Möglichkeit, wirklich alte Songs zu spielen, was toll sei.

 

Schon beim ersten Lied haben wir Gänsehaut. Skins fantastische Stimme, begleitet von Gitarren, Drums, Bass und Klavier, berührt. Die Band zeigt sich in Hochform und spielt sich durch sämtliche ihre veröffentlichten Alben. Hits wie «Hedonism» und «I Hope You Get To Meet Your Hero» begeistern alle. Ein ganz spezieller Moment für Band und Zuschauer ist die Coverversion von «You Do Something To Me» vom englischen Singer/Songwriter Paul Weller. Laut Skin ist es erst das zweite Mal in der Geschichte der Band, dass sie live einen Song covern. «If we fuck it up, we fuck it up», kommentiert sie den bevorstehnden Versuch und sorgt damit für Lacher im Publikum. Aber alle Sorgen sind unbegründet, die Band meistert auch diese Hürde mit Bravour.

 

Das Publikum hält schon lange nichts mehr auf den Sitzen - es tanzt und johlt mit. Die Beifälle zwischen den Songs werden immer lauter. Als Skunk Anansie nach der Zugabe endgültig die Bühne verlassen, scheinen alle überglücklich über diesen herausragenden letzten Zeltbühnen-Act.

 

 

 

Marlon Roudette ist auch ohne Matafix top.

 

Für uns geht es nach einem kurzen Zwischenstopp in unserer Homebase, der Twisper Cocktail Lounge, ins Vernissage. Dort verwöhnt Marlon Roudette die Zuschauer mit seinem legeren Sound. Der Brite wurde mit seiner Band Matafix bekannt durch den Hit «Big City Life», den Roudette selber schrieb. Unterdessen ist er solo unterwegs. An diesem Abend im Vernissage wird er von einer Band begleitet und spielt selber die Steel Pan und die Gitarre. Richtig gut wird die Stimmung als Roudette seine Hits «Anti Hero» und «New Age» anstimmt. Der absolute Höhepunkt des Konzertes bildet aber die Zugabe: «Big City Life» muss der 30-Jährige nicht alleine singen - das Publikum hilft lautstark mit.

 

Nach Roudettes Auftritt wird die Bühne für eine ganz besondere DJane hergerichtet: Skin von Skunk Anansie. Schon 2012 hatte die Britin am Abschlussabend des Zermatt Unpluggeds aufgelegt und es war ein voller Erfolg. Auch dieser Abend steht dem letztjährigen in nichts nach. Bis vier Uhr morgens begeistert Skin die Tanzfreudigen und Partywütigen im Club mit ihrem Sound. Immer wieder sieht man ihre Bandmitglieder und auch Fans auf der Bühne stehen. Der Abschlussabend dieses grandiosen Festivals in den Walliser Bergen ist also definitiv geglückt.

 

 

 

Nirgendwo sonst treffen Zuhörer und Musiker so unkompliziert aufeinander wie in Zermatt.

 

 

Fazit:

Die Auswahl der Bands war sehr gelungen - das Publikum an den einzelnen Konzerten war entsprechend gut durchmischt. Während der italienische Eröffnungsabend wie auch das Konzert von Bryan Ferry eher die ältere Generation anlockte, waren bei Fanta4 die jüngeren Volksgenossen- und genossinnen stark vertreten. Morcheeba with Skye und Skunk Anansie boten für Angehörige jeder Alterskategorie etwas.

 

Die sehr gute Organisation wurde von allen Seiten gelobt: Die Bands betonten immer wieder, wie zuvorkommend und nett sie betreut würden. Für die Zuschauer gingen die Einlässe zu den Konzerten ohne grosse Wartezeiten vonstatten und dank mehreren Bars in der Zeltbühne musste auch niemand lange durstig bleiben. Was man vielleicht bemängeln kann: Das Essensangebot im Zelt war doch sehr fleischlastig. Für Vegis gabs leider nicht ganz so viel Auswahl.

 

Bewährt hat sich das Konzept der New Talent Stages: Hier haben wir uns von Rap über Gypsi-Sound bis hin zum klassischen Indierock durch die verschiedensten Musikgenres gehört. Die Newcomer spielten alle mehrmals und auf unterschiedlichen Bühnen, was den Bands den Zugang zu einem grösstmöglichen Publikum ermöglichte.

 

Zu guter Letzt: Das Festival lebt von seiner familiären Atmosphäre. Alle Mitarbeiter sind extrem freundlich und hilfsbereit. Die Musiker sind meist für einige Tage oben und bewegen sich frei durch die Strassen Zermatts wie auch im Club Vernissage, wo jeweils die After-Show-Party stattfindet. Nirgendwo sonst begegnen sich Publikum und Musiker so unproblematisch und einfach wie im wunderschönen Bergdorf Zermatt. 

 

Text: Linda von Euw und Laura Zeller.

Linda von Euw / Mo, 15. Apr 2013