Silbermond rockte den Hangar
Den Auftakt machte Dr.Feelgood. Die Altrocker aus den 70er, die heute nicht mehr in der Ursprungskonstellation auftreten - das letzte Gründungsmitglied starb 1994 -, bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen. Schliesslich sind sie für ihre Liveshows bekannt und wer so lange schon auf der Bühne steht, weiss was zu tun ist.
Mit einschlägigen Beats, einer Mischung aus Blues, Rock und etwas Punk, stimmte Dr. Feelgood gut in den Abend ein, schaffte es aber nicht die Anwesenden bis in die hintersten Ecken zu erreichen. Was vielleicht daran liegen könnte, dass viele Zuschauer zuerst Hunger und Durst stillen wollten und die Band manchen Besuchern nicht geläufig war. Stimmung kam im Zelt auf dem leergeräumten Flugzeughangar auf der Anhöhe zwischen Schufpart und Wegenstetten erst auf als die Finnen von Sunrise Avenue die Bühne betraten.
Licht, Schweiss und Rock ‚n‘ Roll
Sunrise Avenue, die schon letztes Jahr beim Schupfart-Festival aufgetreten sind, versprachen schon ab den ersten Akkorden, dass es kein ruhiger Auftritt werden würde. Instrumentenliebhaber seien beruhigt, das ganze Bühnenequipment trug keinen Schaden davon. Mit dem Song «Out off tune» aus ihrem dritten Album «Out off style» rissen sie das Publikum zwar sofort mit, brauchten aber trotzdem ein paar Songs, bis der Funken ganz übersprang. Was dann bei «Fairytale gone bad», der Durchbruchsingle aus dem Album «On the Way to Wonderland», auch passierte. Der Song beginnt ruhig, schaukelt sich gegen den Refrain hin aber immer weiter hinauf, um dann mitten ins Herz zu treffen. Nicht verwunderlich also, dass Hände in die Luft flogen und das Publikum aus voller Kehle mitsang.
Verwaschene Jeans und schwarze Shirts, wenig Bewegung und starke Gitarrenakkorde prägten die Bühnenshow der Finnen. Dass sie nicht tanzen, liessen sie in «I don’t dance», der Single aus dem letztem Album, auch alle wissen. Frontsänger Samu Haber sang dann noch von «Sex & Cigarettes» und davon das er «Forever yours» sein würde. Seine Gitarristen liessen es sich später nicht nehmen ein paar Akkorde aus «Seven Nation Army» der White Stripes zu spielen, was vom Publikum mit euphorischen Rufen quittiert wurde. Kurz vor 22 Uhr verliess die Band auch schon die Bühne, kam aber nochmals zurück und gab den Hit «Hollywood Hills» zum Besten. Alles kalkulierte Show, versteht sich, denn sie wussten, dass das Publikum noch nicht genug von ihnen hatte. Schweisstücher flogen ins Publikum. Kreischende Girls. Echte Rockstars eben.
Silbermond rockte den Hangar
Dr. Feelgood, Sunrise Avenue und dann zuletzt Silbermond. Die Band rund um Frontfrau Stefanie Kloss trat 2007 das letzte Mal in Schupfart auf, als sie noch weniger bekannt war und erst die eingefleischten Fans die Strophen ihrer Lieder auswendig kannten. Am Freitagabend schienen alle im Festival-Zelt zu singen und die unglaubliche Energie, die von der Bühne aus ging, einzusaugen.
Von links und rechts drängten sich die Festival-Besucher nach vorne ganz nah an die Bühne, um keine Millisekunde zu verpassen. Egal ob «Unter der Oberfläche», «Durch die Nacht», «Unendlich», «Für dich schlägt mein Herz», «Zeit für Optimisten», «Meer sein» oder «Symphonie», jeder einzelne Song eroberte das Publikum von Neuem. Und dann war da noch eine Stefanie Kloss, die mit dem Mikrophon in der Faust überwältigt lächelnd die Menge anstrahlte. Es schien schon fast so, als ob das Konzert ihr erstes sein würde oder sie sich ganz einfach immer noch nicht an die enorme Wärme und Fanliebe gewöhnt hätte. Dann fegte sie kurz darauf wie ein Wirbelwind über die Bühne und schmetterte «Beat it» von Michael Jackson, stieg immer wieder auf einen kleinen Sockel und überblickte die gut 5.000 Anwesenden.
Bad in der Menge
Berührungsängste kennt Kloss keineswegs. Die von ihrem Bühnenfitnessprogramm etwas erschöpfte Sängerin nippte kurz an einem Bier, das sie dann in die Menge reichte. Dieses musste dann solange weitergereicht werden, bis Kloss «Stopp» sagte. Lederjacke aus, Sängerin rauf auf die Hände der Fans. In Rockstarmanie liess sich die Frontsängerin zum Bier tragen, nahm einen Schluck und wurde auf gleichem Weg zurück auf die Bühne befördert. Danach wurde das Publikum endlich erlöst: «Das Beste». Die Single aus ihrem zweiten Album Laut gedacht aus dem Jahr 2006 bleibt das Flaggschiff der Band. Ein Song, der jeden irgendwo berührt. Eine Liebeserklärung an einen wichtigen Menschen, unabhängig in welcher Beziehung man zu dieser Person steht. Deshalb berührt «Das Beste» auch immer wieder. Die Aussage ist zeitlos. Die Melodie berührend.
Zeitlich begrenzt war allerdings die Show. Nach anderthalb Stunden war Schluss, doch nicht ohne, dass Silbermond noch eine Zugabe lieferte. Ein Lichtermeer aus Feuerzeugen und Handybildschirmen erstrahlte das Zelt, als die Band zu «Krieger des Lichts» ansetzte. Und dann war der Zauber leider auch schon vorüber und die Fans begeistert.