Warum man Nein zu No Billag sagen sollte ...
Die Pro-Seite prangert den massiven Einsatz finanzieller Mittel an, die für die öffentlichen Radio- und Fernsehstationen von der Billag, zwangsmässig eingezogen werden.
Die Zwangsgebühren sollen abgeschafft werden, die Medien sich selber über Werbung und/oder Abos selber finanzieren.
Es könne nicht sein, dass man als Bürger für etwas bezahlen müsse, das man gar nicht sehen oder hören möchte.
Die Initianten sind überzeugt, dass der freie Markt sich selber regelt.
Grundsätzlich kann man das unterschreiben. Niemand soll und darf zu etwas gezwungen werden. Eigentlich.
Die Schweiz ist eines der reichsten, sichersten und saubersten Länder der Welt, mit wenig Armut und einem extrem hohen Lebensstandard.
Doch wem oder was verdanken wir es, in einem solchen Land leben zu dürfen?
Die Antwort ist relativ einfach. Es ist die direkte Demokratie, die es so und genau so, nur in der Schweiz gibt.
Viele tapfere Frauen und Männer haben dafür gekämpft. Viele auch ihr Leben verloren.
In der Präambel der schweizerischen Bundesverfassung steht unter anderem:
«-im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben,
-gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen,»
Also im Willen gegenseitiger Rücksichtnahme und die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen.
Also definitiv keine Anarchie.
Wir achten unsere verschiedenen Sprach-Regionen und die Minderheiten.
Und genau darum geht es.
Jemand der nie mit dem Zug fährt, beteiligt sich trotzdem an den Kosten. Dafür kommt der ÖV-Nutzer mit seinen Steuern auch für des anderen Strassen auf.
Wir alle bezahlen Krankenkasse, auch wenn einige nie zum Arzt müssen. Wie viele haben schon die Dienste der Feuerwehr in Anspruch genommen? Sicher massiv weniger als solche, die nie direkt in Berührung mit dieser gekommen sind.
Wir schauen zu einander. Das macht unser Land stark. Das macht uns stark.
Und genau aus diesem Grund benötigen wir ein unabhängiges Medium, welches uns neutral informiert. Und dies alles in 4 Landessprachen. Oder für die anderen, die Champions League, (Tennis, Esihockey, Musik, etc. etc.) überträgt.
Stellen sie sich vor, wenn nur noch schwerreiche «Sponsoren» bestimmen, was wir zu sehen und hören bekommen.
Ein gutes Beispiel sind die USA. Fox News und CNN bringen teilweise 180 Grad unterschiedliche und gegenteilige Informationen. Wie schwer ist es für den Bürger so, noch irgendwie die Wahrheit zu finden?
Grundsätzlich macht die SRG einen super Job.
Manchmal wohl eher etwas links-lastig. Und fast allen ist klar, dass diese teilweise überbordet ist mit den Kosten und mit teilweise fragwürdigen Produktionen. Und klar hat die SRG Verbesserungspotential. Es sind auch da Menschen, die Fehler machen und dürfen.
Doch in dieser Abstimmung geht es eben nicht um eine Kritik mit Verbesserungsvorschlägen. Es geht um alles oder nichts. Darum ist ein Ja als Denkzettel sehr gefährlich. Das können wir uns nicht leisten.
Wir brauchen eine neutrale SRG. Das ist mitunter einer der wichtigsten Pfeiler einer direkten Demokratie. Die sogenannte neutrale vierte Gewalt im Staat.
Was meinen sie, was sie auf Tele Blocher vor einer Abstimmung sehen würde, wären die Sendungen wenigsten einigermassen ausgeglichen? Sicher nicht. Wer bezahlt, befiehlt. Dasselbe gilt natürlich auf linker Seite. Stellen sie sich vor, wie ein SP-TV Bericht erstatten würde? Würden da SVPler in eine Diskussionsendung eingeladen? Ich bezweifle es.
Die NoBillag-Initiative zeigt erschreckend, wie egoistisch die heutige Gesellschaft geworden ist.
Ich bezahle nur das was ICH sehen will. Die anderen sind mir egal.
Als nächstes kommt die Krankenkasse. Warum soll ich bezahlen, wenn ich ja nur selten zum Arzt gehen muss? Ich habe so viel Geld, dass ich einen Spital-Aufenthalt selber bezahlen kann. Ich finanziere doch keine öffentlichen Verkehrsmittel. Ich benutze sie nie.
Aber es gibt halt eine andere Seite der Medaille.
Junge unter 18, eingeschränkte Menschen, kranke Menschen und alte Menschen sind zu 100% auf den Zug, den Bus und das Tram angewiesen. Viele kranke oder verunfallte Menschen könnten sich die Behandlung in einem Spital nie und nimmer selber leisten. Und die Krankenkasse wäre für sie auch nicht mehr bezahlbar, weil weniger einzahlen würden.
Natürlich wäre ein solches Szenario durchaus möglich. Aber ist es dann noch die Schweiz? Möchte ich das? Und möchten sie das?
Das beste Beispiel ist die REGA.
Die wenigsten benötigen jemals in ihrem Leben einen Rettungshubschrauber oder müssen von den Ferien mit dem Ambulanz-Jet in ein heimisches Spital überführt werden. Doch wenn es einen selber oder die Angehörigen betrifft, ist von einer Sekunde alles anders.
Wir Bürgerinnen und Bürger in diesem Land müssen näher zusammenrücken und uns nicht von den Links- und Rechtspopulisten noch mehr spalten lassen.
Wir stehen für einander ein.Wir denken über den Tellerrand hinaus.
Der eine finanziert dem anderen die Nachrichten, dafür kann der andere «Der Bestatter» schauen.
Übrigens ist die SRG in einem Kriegs- oder Katastrophenfall enorm wichtig für das ganze Land. Dann benötigen wir schnelle und vor allem richtige Informationen.
Eine Annahme der NoBillag-Initiative wäre ein regelrechter Stich ins Herzen unserer Demokratie.
Aber es ist auch klar, die SRG muss transparenter werden, allenfalls noch etwas ausgewogener informieren. Die Prozesse in dieser Firma müssen dringend optimiert werden. Und man sollte dringend finanzschwächere Menschen entlasten, damit diese z.B. nicht den ganzen Betrag mit Sfr. 1.— pro Tag berappen müssten.
Rücken wir angesichts der momentanen Weltlage etwas näher zusammen. Es täte uns gut.
Und distanzieren wir uns doch von den Internet-Stammtischen mit ihren extremen Meinungen und bitterbösen Anfechtungen.
Die Wahrheit liegt ja bekanntlich in der Mitte.
Werden wir nicht vermehrt zu egoistischen Einzelkämpfern, die nur für sich selber schauen. Erfreuen wir uns doch auch einmal daran, dass der andere etwas mehr hat als wir selber. Eine Neid- und Missgunst-Kultur spaltet uns Bürger immer mehr. Die Extremen auf beiden Seiten nutzen das gekonnt, um uns gegeneinander auf zu hetzen.
Stimmen wir klar NEIN zu NoBillag und setzen somit ein Zeichen, dass wir für einander da sind.
Unsere hörbehinderten Mitmenschen zum Beispiel freuen sich ab einer Sendung mit Untertitel.
Oder meinen sie, die Aktionäre eines privaten Senders würde aus gutem Willen die Sendungen untertiteln? Dafür gibt es (zum Glück) zu wenige Menschen mit einer Hörbehinderung.
In diesem Sinne, die ganze Präambel unserer wundervollen Bundesverfassung:
In der Verantwortung gegenüber der Schöpfung, im Bestreben, den Bund zu erneuern, um Freiheit und Demokratie, Unabhängigkeit und Frieden in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt zu stärken,im Willen, in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung ihre Vielfalt in der Einheit zu leben, im Bewusstsein der gemeinsamen Errungenschaften und der Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen, gewiss, dass frei nur ist, wer seine Freiheit gebraucht, und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen, geben sich folgende Verfassung….