Villa Wahnsinn

Movie-Kritik: The Purge
Bildquelle: 
© 2013 Universal Pictures InternationalSwitzerland

Text von Mike Mateescu

 

Die USA haben ihre tiefe Krise überwunden. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 1% und Gewaltverbrechen sind zur Seltenheit geworden. Verantwortlich für dieses Wunder ist die Einführung der jährlichen «Säuberung», bei der während zwölf Stunden alle Rettungsdienste ausgesetzt und keine Straftaten Konsequenzen haben werden. Wer sich in diesem Zeitfenster in seinem Haus verbarrikadieren kann, braucht den Tod nicht zu fürchten, und genau diese Nachfrage beschert der Familie Sandin ein schönes Leben. Niemand verkauft nämlich mehr Schutzsysteme wie Vater James (Ethan Hawke, «Before Midnight»). Doch just dieses Jahr soll deren Zuverlässigkeit auf den Prüfstand gestellt werden, als eine mordlüsterne Bande vor den Stahlschleusen der Sandins vorstellig wird. Die maskierten Jugendlichen verlangen mit Todesdrohungen gegen die Villabewohner die Auslieferung eines Gejagten, dem James’ kleiner Sohn Unterschlupf gewährt hat. Und dieses moralische Dilemma markiert erst den Anfang einer langen Kette von Problemen in der noch jungen Nacht …

 

Bild 1: Die gesamte Familie Sandin entzieht sich der «Säuberung». / Bild 2: Und doch werden in dieser Nacht Mutter und Sohn in Panik versetzt. (Mit Bild über Maus fahren)

 

Der zweite Streifen von Regisseur James DeMonaco ist provokant. Gewährt man dem Volk einmal im März enthemmte Gewalt, wird es sich für den Rest des Jahres zahm und friedlich verhalten. Diese These kann man aber auch ins Gegenteil verkehren: die waffenverliebten Amerikaner können sich das Paradies partout nicht ohne ein Mindestmass an Totschlag und Sadismus vorstellen. So findet der Diskurs über die Rechtschaffenheit der Säuberung durchaus Platz in der Handlung, doch «The Purge» fokussiert sich vornehmlich auf das psychologische Grauen der Ausgangslage und will nicht mehr sein als ein brutaler Action-Thriller. Für diesen vorstädtischen Festungskrieg standen DeMonaco neben Hawkes noch weitere charismatische Schauspieler zur Seite. Lena Headey («Game of Thrones») in der Rolle von Hausfrau Mary und Rhys Wakefield («Sanctum») als Rädelsführer mit eiskaltem Charme. Trotz Minimalbudget mausert sich das Waffenkammerspiel derzeit zum Kassenschlager, was manch Kritiker zu Kultbekundungen verleitet. Doch noch bevor der Test der Zeit über diesen Status befindet, wird das Studio wohl eine Fortsetzung nachreichen. Unausgereizte Aspekte des ungewöhnlich schauerlichen Konzepts schreien geradezu danach. 

 

  • The Purge – Die Säuberung (USA, 2013)
  • Regie und Drehbuch: James DeMonaco
  • Darsteller: Ethan Hawke, Lena Headey, Max Burkholder, Rhys Wakefield, Edwin Hodge, Arija Bareikis
  • Laufzeit: 85min
  • Budget: 3 Mio. Dollar
  • Kinostart Deutschschweiz: 13. Juni 2013

 

 

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Mike Mateescu / Do, 13. Jun 2013