Seemannsgarn in Schwarz-Weiss

Filmkritik: The Lighthouse
Bildquelle: 
© Universal Pictures AG

Als «The Lighthouse» am diesjährigen Cannes Film Festival Premiere feierte, machte er viel von sich Reden. Zum einen wäre da die an alte Stummfilme erinnernde schwarz-weiss Ästhetik. Dann das fremde quadratische Format, in welchem die Geschichte erzählt wird. Zu guter Letzt fokussiert sich der Film wirklich nur auf 2 Figuren. Zutaten, von denen in einer von Marvel dominierenden Filmindustrie abzuraten ist. Weshalb der Film trotzdem funktioniert, erfahrt ihr hier.

 

Ende des 19. Jahrhunderts treten Tom Wake (William Dafoe) und Ephraim Winslow (Robert Pattinson) eine gemeinsame Schicht als Leuchtturmwärter an. Während Tom das Kommando übernimmt und das Licht des Leuchtsturms als seine Verantwortung sieht, frisst Ephraim immer mehr Frust in sich hinein. Als Ephraim eines Tages eine Möwe tötet, bricht für Tom eine Welt zusammen, da dies Unheil bringe als Möwen wiedergeborene Seemänner zu töten. Und tatsächlich fällt mehr und mehr Unglück über die zwei Wachmänner.

 

Jarin Blaschkes Kameraführung, sein Spiel mit Licht und Schatten, seine Perspektivenwechsel, sie alle sind ebenfalls Protagonisten dieses Kunstwerks. Es ist Blaschkes intensive Bildsprache, die uns als Zuschauer Stück für Stück in den Wahnsinn der Wachmänner hineinreisst. Den langsamen Zerfall in den Wahnsinn nimmt man Dafoe und Pattinson dabei bedingungslos ab. Dabei verschmilzt der Film zu einer Mischung aus Kunst- und Horrorfilm. Eine Kombination, die in früheren Epochen häufiger anzutreffen war als heute. Und dies ist zugleich Achillesferse, dieses unbeugsamen Avantgarde Filmes. Die scharfen Dialoge, die symbolische Bildsprache und die mürrischen Figuren bilden eine erfrischende Erholung zum Mainstreamkino. Aber zugleich wird der Film gängige Mainstreamzuschauer nicht gewinnen können. Viel zu viel Interpretationsraum lässt der Film zu, als es sich heutige Zuschauer gewohnt sind.

 

Wie in seinem Debutfilm «The Witch» erschafft Robert Eggers einmal mehr eine beklemmende Atmosphäre, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasy verschmelzen. Und wie bei «The Witch» bedient sich Eggers erfolgreich an Volksmythen und Seemannsgarn, die er in ein filmisches Schauermärchen verwandelt.

 

 

Sowohl stilistisch wie auch inhaltlich, perfekt inszeniertes Horror-Märchen.

 

  • The Lighthouse (2019)
  • Regie: Robert Eggers
  • Drehbuch: Robert Eggers, Max Eggers
  • Besetzung: William Dafoe, Robert Pattinson
  • Laufzeit: 109 Minuten
  • Jetzt im Kino

 

Tanja Lipak / Sa, 07. Dez 2019