Lebensabend in Indien

Moviekritik: Best Exotic Marigold Hotel
Bildquelle: 
© 2012 Twentieth Century Fox Film Corporation.

Wie soll der eigene Lebensabend aussehen? Um diese existenzielle Frage dreht sich der Film. Unabhängig voneinander haben sich sieben Menschen aus England für den Ruhestand in Indien entschieden. «Best Exotic Marigold Hotel» erzählt ihre Geschichte. Evelyn hat eben ihren Mann verloren hat und ist dabei, sich neu zu finden. Wieso also nicht nach Indien ziehen? Ähnlich geht es dem Richter Graham, der eben seinen Job gekündigt hat. Norman trauert seiner Jugend nach, während das Ehepaar Douglas und Jean vor finanziellen Problemen und dem Zerfall ihrer Ehe auf der Flucht ist. Die einsame Madge wünscht sich generell einen Tapetenwechsel und die zynische und rassistische Muriel komplettiert die Gruppe, weil in Indien Hüftoperationen günstiger sind.

 

Bild 1: Die muntere Rentnertruppe wartet auf den Flug nach Indien. / Bild 2: Evelyn fühlt sich schnell wohl. (Mit Maus über Bild fahren)

 

In Indien werde sie alle von Sonny empfangen. Der junge hyperaktive Inder lebt den Traum, an dem bereits sein Vater gescheitert ist: das Best Exotic Marigold Hotel, eine Altersresidenz für betagte Ausländer. Doch nicht nur das Hotel bereitet ihm Sorgen, sondern auch die Tatsache, dass die traditionelle Mutter seine Freundin nicht akzeptieren will. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnen die Seniorinnen und Senioren sich allmählich mit Sonny und der fremden Welt zu arrangieren und jeder beginnt auf seine Weise Indien zu lieben. Aber alle haben ihre Vergangenheit, ihre Geheimnisse und Sorgen mitgebracht und so langsam fängt jeder mit der Bewältigung an.

 

Professor McGonagall als verbitterte Rentnerin 

 

Regisseur John Madden («Shakespeare in Love») versammelt eine stattliche Riege an Schauspielern vor der Kamera. Allen voran Judi Dench (spielt M in den aktuellen Bondfilmen), welche die frisch verwitwete Evelyn mit viel Zurückhaltung spielt, ihr aber in den richtigen Momenten etwas Keckes und Liebenswertes verleiht. Maggie Smith, bestens bekannt als Professor McGonagall aus den «Harry Potter»-Filmen, spielt die wegen Hüftproblemen an den Rollstuhl gefesselte Muriel mit sehr viel Gefühl und offensichtlichem Spass, denn sie ist im Film für den derben Humor zuständig. Neben den beiden Schauspielerinnen bleibt Tom Wilkinson – er hat schon bei «Shakespeare in Love » mit John Madden gearbeitet – in Erinnerung. Er spielt den Richter Graham, der in Indien aufgewachsen, später aber nach England gezogen ist. Seine grosse Liebe musste er zurücklassen und so zieht es ihn im Ruhestand zurück zu seinen Wurzeln. Nicht zu vergessen Dev Patel («Slumdog Millionaire »), der den Hotelbesitzer, der für seine Gäste alles tun würde, verkörpert.

 

Bild 1: Sonny leitet sein Hotel auf unkonventionelle Weise. / Bild 2: Douglas fühlt sich zwischen den Kulturen gefangen. 

 

Der Film nimmt sich viel Zeit und führt die Figuren sehr gefühlvoll ein. Daneben sind einige Kataphern versteckt, die sich mal mehr und mal weniger schnell offenbaren, nicht direkt zu erkennen sind, aber der Geschichte Tiefe verleihen. Evelyn begleitet die Geschehnisse immer wieder mit philosophischen Tagebucheinträgen und erlaubt dem Zuschauer dadurch Nähe und Empathie. Dazu kommen noch die Bilder des lebendigen Indiens als Metapher für die Sehnsucht nach der vergangenen Jugend, die einige der Figuren plagt, und eine gute Mischung aus traditioneller und zeitgenössischer Popmusik und fertig ist der vergnügliche Filmspass. «Best Exotic Marigold Hotel» ist eine sehr menschliche Komödie, die nicht unbedingt vorhersehbar ist, dafür aber viel Tiefgang hat.

 

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  • The Best Exotic Marigold Hotel (UK 2011)
  • Regie: John Madden
  • Darsteller: Judi Dench, Maggie Smith, Tom Wilkinson, Dev Patel
  • Länge: 123 min
  • Kinostart: 15. März 2012
 
Bilder: © 2012 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.
Patrick Holenstein / Do, 15. Mär 2012