Ein Haus voller Affen

Movie-Kritik: Affenkönig
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© Filmcoopi

Wolfi (Hans-Jochen Wagner) feiert seinen 45. Geburtstag auf seinem Landhaus in der Provence und hat seine drei Jugendfreunde Ralph (Oliver Korittke), Viktor (Samuel Finzi) und Martin (Marc Hosemann) eingeladen. Die vier haben sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Was zunächst als Ode an die Freundschaft und den Exzess beginnt, wechselt schnell über zu Stress, noch mehr Exzess und alten Fehlern, die nie verziehen wurden. 

 

Exzesse - ehrlich und nackt

 

Asozial, randständig, daneben - diese Wörter beschreiben «Affenkönig». Aber auch anregend, interessant und unbestreitbar unterhaltsam. Die schwarze Komödie von Oliver Rihs («Schwarze Schafe», «Achtung, Fertig, WK!») ist keinesfalls etwas für jeden Geschmack. Egoistische Hauptpersonen, die aus verschiedenen Mischungen von Ego, Angst und Gruppendruck handeln. Tierische Exzesse, die ehrlich und nackt dargestellt werden. Aber auch Menschlichkeit, Enttäuschung und Bitterkeit werden thematisiert.

 

Party hard. Die Freunde und lassen es knallen. (© Carolina Rihs, Port au Prince Pictures)

 

Wenn es auf dem Geburtstagswochenende von Wolfi, dem Affenkönig, manchmal deprimierend und dekadent zu und her geht, ist es doch ein Fest. Die Chemie zwischen den Schauspielern funktioniert, sie wirkt sich beängstigend und ansteckend auf das Publikum aus. Wenn auch nicht alle Witze landen, so fühlt man sich doch sehr in die Welt der Eskapaden und Exzesse hineingezogen. Parallelen zu «Hangover» sind erkennbar, in diesem Film ist die Handbremse aber ganz gelöst, die Grenzen sind die Fantasie der Drehbuchautoren und der Mut der Schauspieler. So gibt es viele Momente des Schocks und der magenumdrehenden Überraschungen. Diese Momente reissen einen aber nie aus dem immersiven Kinoerlebnis. Die Macher geben nämlich gut acht, den Zuschauer Stufe für Stufe in ihre verrückte Welt zu führen, um ihn nicht allzu früh abzuschrecken.  

 

Derbe Unterhaltung mit Denkanstoss

 

Trotz des rohen Charakters bringt der Film auch einige gute Charaktermomente zustande. Man fühlt mit den Figuren mit, versteht ihre Probleme. Dennoch sind die Wechsel zu diesen Szenen oft etwas abrupt und fühlen sich zum Teil nicht ganz natürlich an. Die Figuren, deren grundsätzliche Motivation verstanden werden kann, wirken manchmal zu überspitzt für Menschen aus Fleisch und Blut. Dazu gibt es die Storyline der Kinder, die immer wieder kurz in den Fokus gerät. Richtig interessant wird die leider nicht. Der Anspruch des Filmes, als derbe Unterhaltung und Denkanstoss zu wirken, gelingt aber wunderbar.

 

 

Kein Film für einfache Gemüter. Derbe Unterhaltung und ein gutes Ensemble.

 

  • Affenkönig (Deutschland 2016
  • Regie & Drehbuch: Oliver Rihs
  • Darsteller: Hans-Jochen Wagner, Samuel Finzi, Oliver Korittke, Marc Hosemann, Jule Böwe, Jytte-Merle Böhrnsen
  • Laufzeit: ca. 98 Minuten
  • Kinostart: 13. Oktober 2016

 

Jonas Stetter / Do, 13. Okt 2016