Die Unendlichkeit der letzten Tage

Movie-Kritik: The Fault in our Stars
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© 2014 Twentieth Century Fox Film Corporation.

«Wer geht sich schon gerne ein zerrüttendes Krebsdrama anschauen? Und vor allem warum?», fragte ich mich vor zwei Jahren beim Scheiben der Filmkritik zu «50/50». Was nehmen Kinobesucher, ausser den rotgeweinten Augen, mit nach Hause, wenn das Licht in Kinosaal wieder angeht? Erleichterung und Dankbarkeit, dass Familie und Freunde nicht von einem solchen Schicksalsschlag betroffen sind? Bewussteres, besseres Leben? Vielleicht, aber diese Gedanken verweilen, falls überhaupt, bei den meisten nur kurzfristig. Die Gewinne der grossen Filmstudios hingegen halten im Vergleich wohl deutlich länger.

 

«The Fault in our Stars» steht im Moment auf Platz 1 der US Kinocharts. Trotz grossen Blockbustern wie «Edge of Tomorrow», «Maleficent» oder «X-Men». Und dies beeindruckt. Denn trotzt der Jugendromanvorlage bleibt «The Fault In Our Stars» eine kleine Low-Budget-Produktion. Der unerwartete Erfolg überrascht jedoch niemanden, der den Film gesehen hat.

 

Eine Liebe in Amsterdam (Bild 1). Hazel freute sich im Film zwar über ein blaues Kleid, aber das abgebildete ist auch schön (Bild 2).

 

Hazel Grace Lancaster (Shailene Woodley, «Divergent», «The Spectacular Now») leidet an Schilddrüsenkrebs. Und die Teenagerin weiss, dass sie daran sterben wird. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber in absehbarer Zeit. Um ihr mentale Unterstützung anzubieten, senden sie ihre Eltern, gespielt von Laura Dern («Wild at Heart») - Tochter von «Nebraska»-Kauz Bruce Dern - und Sam Trammell («True Blood»), in eine Selbsthilfegruppe für junge Krebspatienten. Dort läuft sie dem ehemaligen Krebspatienten August (Ansel Elgort, «Divergent») über den Weg. Von seinem jungendlichen Charme und Übermut - resultierend aus dem Sieg über den Krebs - fasziniert, lässt sich Hazel auf eine Gefühlsodyssee ein. Dass diese Jugendliebe nicht gut enden kann, ist von Beginn an klar. Dass dies zum Leben mitgehört, ebenfalls.

 

Ob zu dritt (Bild 1) oder zu zweit allein (Bild 2), Gus und Hazel sind ein gutes Team.

 

Zum Standardleistungsausweis einer jeder jungen Nachwuchs-Schauspielerin gehört das Krankheitsdrama (Mia Wasikowska «Restless», Dakota Fanning «Now is Good», Chloë Moretz «If I stay»). Shailene Woodley meistert ihren Part dabei dermassen überzeugend, dass bereits jetzt Oscarwetten geschlossen werden. Wohlverdient versteht sich, denn obwohl die Romanvorlage den perfekten Nährboden für eine Schmonzette bildet, verliert sich der Film dank Woodley’s Darstellung nie in Sentimentalität. Unterstützt wird sie nach «The Spectacular Now» erneut vom Drehbuchduo Scott Neustadter und Michael H. Weber, welche mit dem Indie-Hit «500 Days of Summer» ihren Durchbruch feierten. Das Drehbuch der beiden Autoren führt dabei nicht unbedingt am Fluss der tausend Tränen vorbei, versucht aber so wenig wie möglich nass zu werden. Die Nastücher fallen schliesslich aber Ansel Elgort zum Opfer, welcher als krebserfahrener August, sprichwörtlich zu gut für diese Welt ist. Umrundet werden die talentierten Nachwuchsstars von gestandenen Grössen wie Willem Dafoe, der Hazels Lieblingsautor Van Houten in einer unvergesslichen und unerkennbaren Darstellung verkörpert.

 

Warum sich Menschen ein zermürbendes Krebsdrama antun sollten, weiss ich heute immer noch nicht. Aber ähnlich wie bereits «50/50», wendet sich «The Fault in our Stars» zum Dank lieber dem Leben als dem Tod zu, ohne Garantie auf ein Happy-End.

 

 

  • The Fault in our Stars (2014)
  • Regie: Josh Boone
  • Buch: John Green
  • Drehbuch: Scott Neustadter und Michael H. Weber
  • Besetzung : Shailene Woodley, Ansel Elgort, Nat Wolff, Laura Dern, Sam Trammell
  • Dauer:  125 Minuten
  • Kinostart: 12. Juni

 

Bilder: © 2014 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Mi, 11. Jun 2014