Der Herzensbrecher von Oz

Filmkritik: Oz the Great and Powerful

Viele Geschichten und Gerüchte rangen sich um James Franco. Der amerikanische Schauspieler ist mit seinen 34 Jahren bereits zu einer lebenden Ikone geworden, nicht zuletzt durch seine Filmauswahl, Lehrtätigkeiten, die berauschte Oscarmoderation oder seinen Blog auf der Webseite Huffington Post. Dass er nun in einem Disney-Film mitspielt, kommt ihm überhaupt nicht gleich und deshalb ironischerweise schon erst recht. Denn Franco ist immer für Überraschungen gut. So überzeugt er tadellos in der Vorgeschichte von «Der Zauberer von Oz». Wir alle erinnern uns noch an Judy Garland als kleine Dorothy, die zusammen mit ihrem Hund Toto in einer zauberhaften Welt namens Oz landet. Dort rettet sie einer Vogelscheuche, einem Löwen und einem Zinnmann das Leben und lernt nebenbei den Zauberer von Oz kennen. Und genau diesen Zauberer verkörpert Franco in der jetzt erscheinenden Vorgeschichte.

 

Bild 1: Follow the yellow brick Road. Oscar ist in Oz angekommen. / Bild 2: Oscar trifft die schöne Theodora, die ihn zum Schloss führt. (Mit Maus über Bild fahren) 

 

Oscar (James Franco, «Spiderman»-Trilogie, «127 Hours») ist ein kleiner Jahrmarktskünstler mit grossem Frauenverschleiss. Zusammen mit seinem Side-Kick Frank (Zach Braff, «Garden State», «Scrubs») führt er eher schlecht als recht Zaubertricks vor. Als Oscar eines Tages vom Freund einer seiner zahlreichen «Assistentinnen“ verfolgt wird, klettert er kurzerhand in einen Ballon, der wiederum in einen Tornado gerät und schliesslich in einer zauberhaften Welt namens Oz landet. Dort wurde der Fremde bereits erwartet. Laut einer Prophezeiung kann nämlich nur Oscar die Hexe verjagen, die für den Tod des Königs verantwortlich ist. Beim Versuch Grosses zu tun, fällt Oz jedoch wieder in seine alten Laster, verführt, bricht Herzen und erschafft dadurch wieder neue böse Hexen.

 

3D hat seit «Avatar» nicht mehr so gut ausgesehen

 

Regisseur Sam Raimi («Spiderman»-Trilogie, «Evil Dead (1981)») ist einer der wenigen Filmemacher, die es gleichzeitig schaffen, optisch opulente und emotional funktionierende Geschichten zu erzählen. In diesem Sinne überrascht es vielleicht, wie sehr die zwischenmenschlichen Aspekte in «Oz» zum Tragen kommen. Denn Oscar ist nicht nur der Held der Geschichte, er ist zugleich auch der Erschaffer eines neuen Bösewichts. Durch Wendungen wie diese funktioniert  «Oz» auf zwei Ebenen: als traumhaft inszeniertes Wunderlandspektakel für Kinder und als leicht zynische Gesellschaftskritik. Letzteres wird durch das äusserst ironische Spiel von Franco versüsst. Generell ist Franco der eigentliche Mittelpunkt des Films, stiehlt allen die Show und lässt gar Schauspielerinnen wie Rachel Weisz („The Deep Blue Sea“), Michelle Williams („Blue Valentine“) und Mila Kunis („Black Swan“), welche die drei Hexen von Oz verkörpern, blass aussehen.

 

 

Bild 1: «Du bist zu klein, du kannst nicht mitkommen», Oscar diskutiert mit China Girl. / Bild 2: Herzensbrecher Oscar ist fasziniert von Evanora. 

 

Die Erwartungen an den Film, was die Machart betrifft, werden ebenfalls allesamt erfüllt. Die 3D-Effekte entführen uns in eine faszinierende Traumwelt, wie sie seit «Avatar» nicht mehr erschaffen wurde. Trotzdem sollte man gewarnt sein, ab und zu zuckt man schon zusammen, Kinderfilm hin oder her. Neben den traumhaften Bildern und Montagen, überzeugt der Film auch mit den für Disney bekannten liebenswerten Nebenfiguren wie Oz’ neuen Side-Kick Finley, einen fliegenden Affen (synchronisiert von Braff) und einer lebenden Porzellanpuppe namens China Girl. Wie gesagt, für Erwachsene ist hier und da auch ein guter Seitenhieb zu finden, deshalb sollte beim Genuss dieses Schmuckstücks auch genau auf etliche Schilder, Bezeichnungen und sonstige Kuriositäten geachtet werden. Auch wenn Oscar und seine zwei Begleiter, die aufmerksam gelungen auf ihre kleinen Zankereien und Wichtigtuereien ziehen. Die Truppe erinnert dabei in sehr guter Art und Weise an Shrek und seinen Esel, ohne als völlige Kopie angeprangert werden zu können, dafür hat Disney mehr als gesorgt. Deshalb sollte «Oz» erwartungsgemäss zu einem Hit werden, dessen Fortsetzung uns in 2-3 Jahren erneut amüsieren könnte.

  

  • Oz the Great and Powerful (USA 2013)
  • Regie: Sam Raimi
  • Drehbuch: Mitchell Kapner, David Lindsay-Abaire
  • Buchvorlage L. Frank Baum
  • Besetzung: James Franco, Michelle Williams, Rachel Weisz, Mila Kunis, Zach Braff
  • Dauer: 130 Minuten
  • Ab 7. März im Kino

 

Tanja Lipak / Mi, 06. Mär 2013