Arrr, Go Fuck Yourself

Movie-Kritik: Argo
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© 2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Die wichtigste Information zu Beginn: Der von Ben Affleck inszenierte Film bietet so alles, was einen guten Kassenschlager und einen Kritikerliebling ausmacht. Die intelligente Agentenstory basiert auf wahren Ereignissen und wurde mit etablierten Schauspielern sowie interessanten Newcomern besetzt. Die Reise in die Siebziger wird mit authentischen Requisiten, Klamotten und einer fantastischen Hornbrillenschau verschönert. Die Charaktere sind zudem amüsant schrullig und das Drehbuch platz nur so von coolen Sprüchen. Gegen Ende wird es dann noch leicht emotional. Nach dem Kinobesuch nehmen wir außerdem vieles über die Geschichte des Irans mit nach Hause. Ein durch und durch lohnendes Filmvergnügen.

 

 

Beginnen wir aber am Anfang. Grafikliebhaber werden die Opening Titles mögen. Statt dem gewohnten Warner Brothers Logo sehen wir das alte, retrocoole Siebziger-WB Firmenzeichen aufleuchten. Als nächstes erhalten wir ein kurzes Update über Irans Vergangenheit, sehr eindrücklich illustriert mit lässigen Comiczeichnungen und Fotoausschnitten sowie alten Videoaufnahmen. Es geht um die Verstrickungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran in den Siebzigerjahren. Nachdem der unbeliebte Shah in den USA Exil findet, stürmt das wütende Volk in Teheran die Amerikanische Botschaft. Dabei entkommen sechs Angestellte und finden beim kanadischen Botschafter Unterschlupf. Die restlichen Mitarbeiter, Agenten und Polizisten werden in der Botschaft von den Rebellen als Geiseln festgenommen. Für ihre Freilassung wird die Auslieferung des Shahs als Bedingung gestellt. Ihm soll nämlich in Teheran der Prozess für seine Verletzungen der Menschenrechte gemacht werden.

 

Affleck rechnet mit der Traumfabrik ab

 

In Langley, dem Hauptquartier der CIA, wird unterdessen alles mögliche versucht, um die sechs Entflohenen aus dem Iran zu befreien. Das Wort Intelligence (aus Central Intelligence Agency) wird dabei in bester «Burn After Reading»-Manier in Frage gestellt. Tony Mendez (Ben Affleck, «Good Will Hunting», «The Town») schlägt schlussendlich die entscheidende Idee vor, die sechs Amerikaner als Crew eines SCI-Fi-Streifens aus dem Iran herauszuholen. Denn für Dreharbeiten wurden die nahöstlichen Landschaften häufig besucht. So macht sich Mendez auf den Weg nach Hollywood, um die Illusion einer billigen «Star Wars“ Kopie aus dem Nichts zu erschaffen. Unterstützt wird er dabei vom Maskenbildner John Chambers (John Goodman, «The Artist») und dem charmanten Produzenten Lester Siegel (darf bereits an seiner Oscar-Dankesrede üben, Alan Arkin, «Little Miss Sunshine»). Die lustigsten und kultverdächtigsten Zitate und Momente in Argo erleben wir hier. Affleck rechnet mit der Traumfabrik und sich selbst («Jeder Affe kann in einem Tag lernen Regie zu führen») schonungslos ab.

 

 

Was Argo besonders exquisit macht, ist die Verbindung von vielen unterschiedlichen Themen und Stimmungen. Alles passt perfekt zusammen und ergibt einen runden, spannenden und interessanten Film, der von der ersten bis letzten Sekunde unerbittlich fesselt. Newcomer Scoot McNairy («Killing them Softly») werden wir in Zukunft sicher häufiger sehen und Affleck könnte als Regisseur die Karriere machen, die ihm als Schauspieler verwehrt blieb. Gemeinsam mit George Clooney produzierte er Argo. Wie es bei dem Duo zu erwarten war, blickt der Film kritisch auf Nordamerikas Machenschaften im nahen Osten. Michael Moore wird an diesem Film deshalb ohne Frage Freude haben. Zu viel soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden, nur: Bei der Premiere am Zürich Film Festival bekam das Publikum vor der Aufführung eine Videobotschaft von Ben Affleck zu sehen. Der Regisseur und Hauptdarsteller kündigte schmunzelnd an, dass die Schweiz eine besondere Rolle im Film haben wird. Dies tat sie auch und das Schweizer Publikum brach deshalb während der Vorführung immer wieder in euphorisches Lachen und tobenden Applaus aus. Dieser Beifall wird gewiss in den Kinos weltweit bis und mit der Oscarverleihung nächstes Jahr nicht abklingen.

 

 

 

  • Argo (USA 2012)
  • Regie: Ben Affleck
  • Drehbuch: Chris Terrio
  • Artikelvorlage: Joshuah Bearman
  • Besetzung: Ben Affleck, John Goodman, Alan Arkin, Bryan Cranston, Victor Garber, Tate Donovan, Clea DuVall, Scoot McNairy
  • Laufzeit: 120 Minuten
  • Kinostart: 8. November 2012

 

 Bilder: © 2012 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Mi, 07. Nov 2012