The Sapphires – Eine Geschichte über Krieg, Liebe und Soul

Movie-Kritik: The Sapphires
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Im Verleih von Ascot Elite

Nun stand Gail (Deborah Mailman, «Bran Nue Dae») da, auf der kleinen Bühne in ihrem Dorf, wo sie schon als Kind zusammen mit ihren Schwestern Cynthia (Miranda Tapsell) und Julie (Jessica Mauboy, «Bran Nue Dae») und ihrer Cousine Kay (Shari Sebbens, «Violet») gesungen hatte. Und neben sich strahlt sie Dave (Chris O’Dowd, «Brautalarm») an, ihr heutiger Manager und Verlobter. Mit ihm hatte damals alles begonnen, als Gail mit ihren zwei Schwestern an einem Gesangs-Talentwettbewerb vorgesungen hatte. Dort lernten sie Dave kennen, als einen etwas heruntergekommenen, weissen Ex-Musiker, der die meiste Zeit betrunken war. Er erkannte das Talent der Schwesterngruppe sofort und wollte dieses fördern. So überzeugte er sie und ihre Eltern, dass er der beste Manager sei und sie an einer Bandvorausscheidung teilnehmen sollten. Denn im Falle eines Sieges würden die drei Aborigines mit etwas Glück durch ganz Vietnam reisen und für das Militär singen können. 1968 herrschte in Vietnam nämlich Krieg und für die Männer im Einsatz war jede weibliche Aufmunterung ein Highlight. Doch zuerst musste einiges getan werden. Dave wollte, dass die Schwestern Soul und nicht Country singen, wie sie es beim Talentwettbewerb getan hatten. Denn schwarze Frauen, die Countrymusik machen, sei ein No-Go. Und überhaupt: «90 Prozent aller Musikaufnahmen sind Müll, die anderen zehn Prozent sind Soul!», war sich Dave sicher.

 

 

Bild 1: Im Dorf, wo die drei Schwestern wohnen, ist man immer noch traditionell orientiert. Für grosse Träume hat es wenig Platz. / Bild 2: Dave ist überzeugt vom Talent der vier Frauen und reist mit ihnen nach Vietnam. (Mit Maus über Bild fahren)


Zuvor suchten sie aber noch Kay in Melbourne auf, um sie zu überreden, bei ihrem Trio mitzumachen. Wie in alten Zeiten wollten sie zusammen singen. Doch bei Kay hatte sich einiges verändert. Sie hatte nun nur noch weisse Freunde und zählte sich selbst auch zu diesen. Als die Schwestern also an ihre Tür klopften, war Kay ziemlich kurz angebunden, da sie gerade eine Tupperware-Party veranstaltete. Und vor ihren weissen Freunden wollte Kay nicht mit den schwarzen Frauen an der Tür in Verbindung gebracht werden. Also gingen die Schwestern wieder, um für die Vorausscheidung zu proben. Einige Stunden später jedoch stand Kay an der Tür und wollte nun doch mitsingen. Schliesslich war dies auch die Chance ihres Lebens, um Musik professionell zu machen. Die Einzige, die davon nicht begeistert war, war Gail. Seit Kay sich benahm wie eine Weisse, konnte Gail nichts mehr mit ihr anfangen. Und nun, da sie Erfolg in Aussicht hatten, kam sie angekrochen? War doch typisch. Hätten die anderen nicht darauf bestanden, dass Kay bleibt, hätte Gail sie rausgejagt.

 

Soul für Vietnam


Endlich komplett, ging es los: Proben, proben und noch einmal proben bis zum grossen Tag. Julie übernahm mit ihrer starken Stimme den Leadgesang und die anderen drei wurden zum Chorus. Tatsächlich wurden sie bei der Vorausscheidung genommen und flogen einige Tage später nach Vietnam. Sie reisten durch das ganze Land, sangen vor den Truppen in Spitälern, Bars oder im Freien. Dazwischen kämpften alle Vier mit Liebeskummer und Todesangst in den Kriegsgebieten. Zwar versuchte Dave „seine Frauen“ so gut es ging vom Krieg fernzuhalten, doch immer gelang es ihm nicht. Ausserdem brach auch zwischen den Frauen immer wieder Streit aus, weil sich jemand benachteiligt, unfair behandelt oder gar provoziert fühlte. Keine leichte Aufgabe also für ihren Manager, der nicht wirklich erfahren im Umgang mit Frauen war. Und doch hatten die Sapphires grossen Erfolg und brachten Vietnam den Soul.

 

 

Bild 1: In ganz Vietnam stehen die Sapphires vor dem Militär auf der Bühne und ernten Beifall. / Bild 2: Nicht nur die Frauen haben Liebeskummer, sondern auch Dave ist Drauf und Dran sich zu verlieben.

 

«The Sapphires» ist ein musikalisches Feuerwerk mit viel Humor, aber auch sehr ernsthaften Momenten. Ein etwas anderer Feel-Good-Movie. So wird beispielsweise die schwierige Rassensituation zur damaligen Zeit stark beleuchtet und natürlich ist das Leben im Kriegsgebiet ein zentrales Thema. Der australische Regisseur Wayne Blair, der 2005 selbst eine Rolle im gleichnamigen Musical spielte, hat die einzigartige Geschichte, welche auf wahren Begebenheiten beruht, mit viel Leidenschaft verfilmt. Damit die Story wahrheitsgetreu blieb, half ihm vor allem Co-Drehbuchautor Tony Briggs, dessen Mutter ein Mitglied der Sapphires war. Ausserdem passen die Schauspieler perfekt in ihre Rollen und man scheint jeden Einzelnen am Schluss wirklich zu kennen. Insbesondere Chris O’Dowd macht einen fantastischen Job als knauserigen und verplanten Manager Dave und wird so zum heimlichen Star des Films.

 

Das alles ergibt einfach einen so tollen Mix, dass «The Sapphires» mit Lob nur so überschüttet wird. Der Film wurde nämlich bereits am Filmfestival in Cannes, Toronto und auch in Zürich gezeigt und das Publikum sowie Kritiker waren begeistert. Ein Muss für jene, die Soul im Blut haben!

 

 

  • Regie: Wayne Blair
  • Darsteller: Chris O’Dowd, Deborah Mailman, Jessica Mauboy
  • Drehbuch: Keith Thompson
  • Dauer: 103 min
  • Kinostart: 15. August 2013

 

Bilder im Verleih von Ascot Elite Entertainment Group und Goalpost 2012 

Selina Berner / Mi, 14. Aug 2013