Martin Scorseses «Hugo» für elf Oscars nominiert

Oscars 2012: Die Nominierungen
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© Sony Pictures Releasing GmbH

Am 26. Februar ist es wieder soweit. Die «Academy of Motion Picture Arts and Sciences» verleiht im Kodak Theater in Los Angeles die Oscars. Heute wurde bekannt gegeben welche Filmemacher sich denn Hoffnung machen dürfen auf das gut 34 Zentimeter grosse und circa 3,8 Kilo schwere Männchen, das zusätzlich mit einer dünnen Schicht aus 24-karätigem Blattgold überzogen ist.

 

Es sind grosse Namen dabei, Filme, mit denen klar gerechnet werden musste, aber auch ein, zwei Überraschungen und wie jedes Jahr sind Namen nicht in der Liste, die es verdient hätten. Am erstaunlichsten sind wohl die elf Nominierungen für Martin Scorseses «Hugo», der Geschichte eines Waisenjungen in Paris. Bäckstage stellt euch die Kandidaten in den fünf wichtigsten Kategorien vor.

 

Bei den «Besten Hauptdarstellern» (Best Actor In A Leading Role) dürfte wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen George Clooney, der für seinen Part in «The Descendantes» bereits einen Golden Globe bekommen hat und Jean Dujardin, der für seine Rolle im Neo-Stummfilm «The Artist» ebenfalls einen Golden Globe in Empfang nehmen durfte, entscheiden. Die Vorschusslorbeeren für die beiden Schauspieler sind so gross, dass die drei weiteren Nominierten, auch wenn sie mit Demián Bichir, Gary Oldman und Brad Pitt prominente Namen tragen, nur wenig Chancen haben dürften. Die Frage ist nur: Was ist mit einer Nominierung für Ryan Gosling? Mit «Drive» und «The Ides Of March» hat er doch zwei mehr als würdige Leistungen gebracht.

 

Bei den «Besten Hauptdarstellerinnen» (Best Actress In A Leading Role) ist die Sache nicht ganz so klar. Mit Meryl Streep, für ihre Rolle als Margaret Thatcher in «The Iron Lady» nominiert und bereits zweifache Preisträgerin, muss sicher gerechnet werden. Aber Michelle Williams als Marilyn Monroe in «My Week With Marilyn» ist durchaus für eine Überraschung gut. Und keinesfalls vergessen werden darf die aufopfernde Leistung von Rooney Mara, die in «The Girl With The Dragon Tattoo» die harte Rolle von Lisbeth Salander übernahm. Aber auch Viola Davis, die im Drama «The Help» die Hauptrolle spielte, hat durchaus Potenzial. Selbiges gilt für Glenn Close und ihre Rolle in «Albert Nobbs». In dieser Kategorie ist alles möglich.

 

Zu den Schreibern: Das Drehbuch ist für einen Film elementar, darum zählt «Bestes Original-Drehbuch» (Original Screenplay) zu den fünf Kategorien, die allgemein als die wichtigsten gelten. Auffällig ist hier, dass mit «A Separation» ein Drehbuch nominiert wurde, das die Vorlage zu einem Beitrag aus der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» liefert. Ob der iranische Beitrag Chancen hat? Die Konkurrenz ist mit «Midnight In Paris» aus der Feder von Woody Allen und – einmal mehr – «The Artist» von Michel Hazanavicius jedenfalls sehr stark. Dazu kommt noch das Drehbuch zu «Margin Call». Die Vorlage zum viel gelobten Film zur aktuellen Finanzkrise stammt von J.C. Chandor und könnte gerade wegen seiner Aktualität im Vorteil sein. Bereits jetzt Zündstoff für Diskussionen liefert das Drehbuch zu «Bridesmaids» von Annie Mumolo & Kristen Wiig. Mancher Filmfan fragt sich, wie die Nominierung zustande gekommen ist. Wird das Buch über Brautjungfern und Zickenkriege am Ende gar zum Überraschungssieger?

 

Die Kategorie «Beste Regie» (Best Directing) versammelt einige Regie-Dinosaurier. Terrence Malick, nominiert für «The Tree Of Life» etwa. Oder Woody Allen, der für «Midnight In Paris» auf der Liste steht. Und nicht zu vergessen: Martin Scorsese, der sich für «Hugo» Hoffnungen machen darf. Daneben sind Alexander Payne für «The Descendants» und Michel Hazanavicius für «The Artist» nominiert. Schwierig, denn so klar einschätzen lässt sich hier nichts. Terrence Malick hat ein metaphysisches Ungetüm auf die Leinwand gebannt, die Academy mag solche Filme. Aber «The Artist» ist eine wunderbare Hommage an das klassische Hollywood der Stummfilmzeit. Eine Steilvorlage quasi, um sich selbst zu feiern. Martin Scorsese, der mit der Kinderbuchadaption «Hugo» dem Kino die Magie zurückgibt, kann sich ebenfalls Hoffnung machen. Aber auch «The Descendants» könnte das Rennen für sich entscheiden. Sehr offene Kategorie, bei der ein klarer Sieger kaum zu erkennen ist.

 

Fehlt noch eine Kategorie: «Bester Film» (Best Picture). Die Liste ist – sorry, aber es ist doch wahr – lahm. Etwas Mut, eine Nominierung für «Drive» zum Beispiel oder ein Platz für «Melancholia» («The Artist» ist ja schliesslich auch ein europäischer Film) wäre schön gewesen. So sind die neun Filme, die sich Hoffnungen auf den Oscar als Gratislabel zur Verkaufsförderung machen dürften: «The Artist», «The Decendants», «Extremely Loud & Incredibly Close», «The Help», «Hugo», «Midnight In Paris», «Moneyball», «The Tree Of Life» und «War Horse». Wahrscheinlich machen hier «The Artist» und «Hugo» den Preis unter sich aus.

 

Als Resümee lässt sich sagen, dass die meisten Nominierungen natürlich gerechtfertigt sind und ihren Platz auf der Liste verdienen. «Drive» oder «The Girl With The Dragon Tattoo» als Bester Film sowie Ryan Gosling unter den besten Darstellern wären schön gewesen, aber im Endeffekt ist alles nur Geschmacksache. Wer gewinnt, entscheidet sich am 26. Februar. Bäckstage berichtet natürlich wieder für euch. 

 

Alle übrigen Nominierungen listet die «Academy of Motion Picture Arts and Sciences» auf ihrer Website.




Patrick Holenstein / Di, 24. Jan 2012